Transcriptions by Brigitte Parakenings, Philosophy Archive, University
of Konstanz
RC 025-73-02
I / 1928
Fr 30 , h
Sa 31 Maue Elisabeth Sylvester
So 1.I.28 3
Mo 2 G
Di 3 L
Mi 4 S
Do 5 + 1
Fr 6 11
Sa 7 + Bis.
So 8 Ge
Mo 9 h
Di 10 G
Mi 11 , Schlittenfahrt mit den Schwedinnen und allen Kindern nach
Castiel.
Do 12 Schlittenfahrt mit den Schwedinnen und Hanneliese nach Wiesen.
Ski<…>.
Fr 13 L
Sa 14 , Entscheidende Besprechung über Scheidung. Beschlossen.
Gymnastik bei Dr. Sylva angefangen.
So 15 (3 mal wöchentlich).
Mo 16 + l
Di 17 V
Mi 18 + Mi
Do 19 Elisabeth reist ab (wegen Pachtsachen in Wiesneck)
Fr 20 U
Sa 21 , Die Kinder mit Fanny reisen ab.
Ich ziehe um ins Waldheim.
So 22 , Skispringen auf der großen Schanze
Mo 23 , .Bri efe.
Di 24 V
Mi 25 , Mi
Do 26 MS fertiggemacht (Konstitutionstheorie)
Fr 27 MS zum Druck abgeschickt. Nachmittags zum Tee bei Frau Borchert,
dabei der Pfarrer und Frau.
Elisabeth Sa 28 , Bis.
So 29 Vormittags Bobrennen zugesehen.
Nachmittags mit den Schwedinnen bei Dr. Sylva, seine interessante Frau,
musikliebend.
Mo 30 A
Di 31 L
Mi 1. II. S
Do 2 , 1
Fr 3 ,11
Sa 4 Vor- und nachmittags auf dem Eisplatz: Kunst- und Schnellauf.
So 5 Eisplatz: Schnellauf und Paarlauf (dieser besonders schön, 2
Wiener Paare: Wrede und Frau Brunner).
Mo 6 Zusammenfassung der Konstitutionstheorie fertig.
Di 7 , h
Mi 8 , d
Do 9 „ Hockeyspiel Schweden : Deutschland, 9 : 0; Triumpf der
Schwedinnen.
Fr 10 „R
Sa 11 Ab
So 12 , k
Mo 13 , . Nachmittags mit den Schwedinnen im Kurhaus. ri efe.
Di 13 , Frau Dr. Edelstein reist ab (trifft ihren Mann; nach Venedig).
Mi 14 Abends bei Frau Hederström. Sie möchte gern einen Gutenachtkuß
(sie gesteht es am andern Tag), kriegt aber keinen.
Do 15 A
Fr 16 Viele fahren nach St. Moritz; ich nicht, will Sparen anfangen).
Sa 18 , Abends ruft plötzlich CW1 an; ist in Frauenkirch mit den
Kindern.
___________________________________________________________________________
So 19 Nachmittags hole ich CW am Bahnhof ab, sie hat alleine die
Parsenntour gemacht. In die Konditorei, dann auf mein Zimmer; um 8 muß sie
wieder wegfahren. Sie spricht gegen Wien, für Berlin. <…> Sie will
„irgendwelche Fotos“ sehen; ich zeige ihr die Fotos von Maue und
Birgit. Auf dem einen Bild sieht sie sofort die Ähnlichkeit und ist sofort
im Bilde; (vielleicht hat auch Franz etwas gesagt). Sie findet Gramms
Verhalten sehr großzügig. Sie hat in München gehört, wir würden uns
scheiden. Sie hat von Hilde Horn ein Bild von „Guatemala“ gesehen und
ist sehr von ihr eingenommen; die hätte ich heiraten sollen. Maue dagegen
erscheint ihr zu kosmisch, mütterlich, deutsch; sie habe nicht genügend
Garconne>, Modernes, Verschiedentypisches in sich, sei „ewig“, nicht
in der Gegenwart lebend. Franz habe ihr gesagt, er wolle alles tun, um mich
von der Frau abzubringen. Ich erzähle ihr, daß Franz sich inzwischen ganz
gut mit ihr steht.
Auf dem Weg zur Bahn will ich sie küssen; sie verweigert es, sie wolle
nicht in meine „Kollektiverotik“ hineingeraten. Sie erzählt deutet
aber eigene Seitensprünge an, und SG, der vermeintlich so monogame, habe
das Gleichgewicht wieder hergestellt.
Sie interessiert sich für Russell, erzählt von ihrem Joyce Aufsatz.
Abends Frau Hederström bei mir. Gutenachtkuß (der erste).
___________________________________________________________________________
Mo 20 , Hockeyspiel, Spandau, I, II, Davos.
___________________________________________________________________________
Di 21 Vormittags mit Frau Hederström zum Eisplatz, Schaulaufen.
Nachmittags Skispringen; vergeblich <…> Giedions dabei gesucht.
___________________________________________________________________________
Mi 22 Vormittags zweimal Bobfahrt nach Klosters; meist lenkt von Seiler,
manchmal auch ich. Wir fahren vorsichtig, die andern stürzen, wir nicht.
Abends mit Frau Hed. Bei Dr. Sylva.
___________________________________________________________________________
Do 23 , N
___________________________________________________________________________
Fr 24 Giedions in Frauenkirch besucht. An Schlitten angehängt bis dort.
Mit SG über Parallelität unsrer Philosophie mit der neuen Architektur
usw. gesprochen (Zurückgehen auf die Elemente, Betonen des
Handwerksmäßigen, Objektivität, Solidität). Nachmittags mit CW nach
Davos, später Kurhaus. Sie erzählt mir von Oud, dem holländischen
Architekten (Bauhausbuch), den sie seit 1 Jahr liebt (geheim) wie noch
keinen Menschen. Er hat aber Hemmungen; ich ermuntere sie, <…> <…> ihm
aus diesen Hemmungen zu helfen. Mit ihr Dr. Leifs besucht, wegen Vortrag
Franz Roh; er spricht von den Hochschulkursen.
___________________________________________________________________________
Sa 25 , Letzte ärztliche Untersuchung.
___________________________________________________________________________
So 26 ,
Maue A
___________________________________________________________________________
Mo 27 Briefe geschrieben.
___________________________________________________________________________
Di 28 Briefe geschrieben, gepackt.
___________________________________________________________________________
Mi 29 Gepackt, nachmittags mit Frau Hederström ins Kurhaus.
Abends: der Abschied wird ihr schwer. Ende von Davos.2
___________________________________________________________________________
Do 1. III. 8 – 7 nach Seefeld. (<…> Dort ist Maue mit Birgit. Im
Ranterhof; wir essen mittags im Waldheim. Maue unten S-Zimmer, groß, hell;
ich O-Zimmer.
Nachts Maue wieder Hemmungen.
___________________________________________________________________________
Fr 2 o i Schöne Sonne; spazieren; viel mit dem Kind im Zimmer zusammen.
Schnur hat beide herangebracht; schreibt auch ruhig und freundlich über
mich.
___________________________________________________________________________
Sa 3 o N
___________________________________________________________________________
So 4 o A
___________________________________________________________________________
Mo 5 Wenig gearbeitet, nur Sachregister Konstitutionstheorie.
Di 6 o o Jung, Unbewußtes gelesen und mit Maue darüber gesprochen.
Mi 7 Mi Maue erzählt von einer interessanten Diskussion mit Schnurr,
Neres und Rohs über Gottesbegriff.
Do 8 o V
Fr 9 11
Sa 10 o o Über Gottesbegriff und Existenzaussagen geschrieben.
So 11 o Ge
Mo 12 h
Di 13 o Beim Dilgers Kurs zugeschaut.
Über freie und gebundene AS gearbeitet.
Mi 14 Nachmittags kommt plötzlich Professor Fraenkel3.
Ich mache die beiden Tage Spaziergänge mit ihm, abends ißt er beide Male
bei uns;
Do 15 o jüdisch-rituell, er erklärt es uns auch ausführlich
(Offenbarungsreligion). Ich diskutiere mit ihm über Grundlagenfragen,
besonders Monomorphie und Nichtgabelbarkeit. Wir sprechen auch von
Universitätsfragen. Maue gefällt ihm sehr. Er gibt auch gute Ratschläge
für das Kind. Ein guter Mensch.
Fr 16 11
Sa 17 o Bis.
So 18 Ge
Mo 19 h
Di 20 o G
Mi 21 o Innsbruck; Zahnarzt und Besorgungen.
Do 22 11
Fr 23 o j
Sa 24 l
So 25 Maue Fraenkel vormittags hier; hat Ruf nach Kiel. Spricht auch
über Scholz.
Mo 26 Maue und Baby Leibschmerzen.
Di 27. III. Fleißig Axiomatik gearbeitet.
Mi 28 o G
Do 29 o L
Fr 30 S
Sa 31 o 1
So 1. IV. o Die Amerikanerinnen reisen ab.
(Hanna und Mary.> Sass<..>)
die hübsche
Mo 2 o M
Di 3 Mittags kommt Gramm; erzählt vom Walter Prozeß. Erstes
Zusammentreffen seit April 1926! Er hat gar keine Animosität, es geht
alles in Freundlichkeit. An dem Kind hat er reine Freude, ungetrübt.
Mi 4
Do 5 Maina kommt 1 Tag her. Seit über 6 Jahre nicht gesehen, und fast
nicht geschrieben. Im letzten Halbjahr hat sie viel durchgemacht. Gerhard
hat mit Irmgard Peters gelebt, war selbst aber sehr eifersüchtig auf ihre
Freundschaft mit Gerner-Birtle (Osnabrück). Sie ist jetzt aufgewacht, will
aus der Einsamkeit Elmaus heraus, ist für Menschen offen, heiter <…>,
zuversichtlich. Läßt sich willig küssen, wie selbstverständlich.
Fr 6 Mittags kommen Neresheimer4 und Lore5.
Sa 7 o Nachmittags reist Schnurr ab, will Ostern alleine in Osnabrück
zubringen. Mit Neresheimers heiter zusammen, Hilde kommt plötzlich nicht.
So 8 Ostern Morgens kommt Hilde Roh. Die 2 Tage bin ich viel mit ihr
allein zusammen. Sie erzählt von ihrer Liebe zu Spezl und von den
Schwierigkeiten mit Franz. Sie liebt beide, und will beide behalten. Sie
meint der Anspruch des Mannes, eine Frau alleine zu haben, sei
unberechtigt. Franz weiß noch nichts. Wir sprechen auch über Elisabeth.
Sie meint: klare Scheidung; <…> Erziehungsberechtigung gemeinsam (aber
schließlich mein Recht). Über Maina: Sie ist zu kühl für ihren Mann
gewesen, hat häufig seine Umarmung nur geduldet; dürfe ihn auch jetzt
nicht für sich allein beanspruchen.
Außerdem> viel Neckerei mit Neresens <…> und uns.
Mo nachmittags Ostereiersuche im Wald. Herrliches Frühlingswetter.
Mo 9 A
Di 10 o Früh reisen Hilde und Neresens ab.
Mi 11 Axiomatik gearbeitet.
Do 12 Axiomatik gearbeitet.
Fr 13 Axiomatik gearbeitet.
Sa 14 o Bis.
So 15 o Ge
Mo 16 h
Di 17 o (schöne Abschiedsvorstellung)
___________________________________________________________________________
Mi 18 Ich will mittags nach Elmau fahren. Man telefoniert mir ab.
Abends kommt Maina. Spät noch zu ihr hinauf. Bis 3 bei ihr. Sie spricht
ganz offen von ihrer Sehnsucht seit ihrem vorigen Besuch. Sie war jetzt bei
Gerhard, er geht nach Bremerhaven, im Herbst zieht sie mit den Kindern hin.
Sie wollen noch einmal versuchen zusammen. Ich merke zu meinem Erstaunen,
wie monogam ich jetzt bin, infolge Maues Nähe.
___________________________________________________________________________
Do 19 Ganzen Tag mit Maina draußen, in der Sonne. Viel zusammen
gesprochen über ihre Zukunft. Auch über die sexuellen Schwierigkeiten;
ich rate ihr, daß Gerhard zu einem Nervenarzt geht, um sich genau beraten
zu lassen. Vielleicht will Maina im Juni mal nach Wien kommen. Sie fährt
½ 7. Der Abschied wird ihr schwer. Maue erträgt alles erstaunlich gut.
Abends kommt aber doch Erregung, die vielleicht auf Mainas Besuch
zurückgeht, sich aber anderen Anlaß nimmt.
___________________________________________________________________________
Fr 20 K
___________________________________________________________________________
Sa 21 Plötzlich Grippe, Fieber bis 38,8. Maue betuckelt mich sehr
nett.
___________________________________________________________________________
So 22 Zu Bett
Maue
___________________________________________________________________________
Mo 23 Maue packt
___________________________________________________________________________
Di 24 Aufgestanden. Maue reist ab. Ich bringe sie mit dem Kind ½ 2 -
½ 4 nach Garmisch. 5 zurück. Bin noch geschwächt und dösig, sodaß mir
der Abschied nicht voll zum Bewußtsein kommt.
___________________________________________________________________________
Mi 25 Frachtsachen gepackt. Nachmittags Maina angerufen, Abschiedsgruß.
Auch sie ist anscheinend krank gewesen. Warum ich nicht noch hinauf
gekommen sei; „das hatte keinen Sinn“; da macht sie kurz Schluß.
___________________________________________________________________________
Do 26 Herrliche Sonne. Spazieren, Plan für Sommervorlesung gemacht.
Abreise von Seefeld. 8 – 9 nach Osnabrück.
___________________________________________________________________________
bzw. auf dem Schafberg, Burgenstr. 36
Fr 27 , 9 – 9 nach Wien, Hockgasse. Schöne Blumen von Waismann und
Genossen. Bin froh, wieder hier zu sein.
___________________________________________________________________________
Sa 28 Nachmittags 3 – 7 mit Schlick im Volksgarten. Scholz hat
Münster angenommen, denkt für Kiel an mich, hatte Bedenken wegen
Gesundheit, die Schlick beheben will; Scholz war von Reichenbachs Buch
enttäuscht, ich sage, daß er ihm zureden muß, doch auf jeden Fall alle
auf die Liste zu bringen, Scholz hatte an Becker gedacht. Schlick erzählt
von Maja, und von seinen Amerikaplänen.
Abends Volkstheater: „Hokus Pokus“ von Curt Goetz, lustig.
___________________________________________________________________________
So 29 Nachmittags und abends mit Feigl und Waismann. Waismann berichtet
über seine neue Auffassung über Mathematik, im Anschluß an Wittgenstein:
die Mathematik enthält keine Aussagen und Beweise Mengen, sondern nur
Transformationen.
___________________________________________________________________________
Mo 30 Nachmittags mit Neurath im Museum, Rathaus; Hochhaus und
Siedlungshaus (Ronsdorferin: Steinhaus) besichtigt. Abends mit Waismann bei
Neurath. Ich soll nicht über Gottesbegriff schreiben; mit sowas gibt man
sich <…> überhaupt nicht mehr ab.
___________________________________________________________________________
Di 1. V. E
___________________________________________________________________________
Mi 2 Bibliothek. Kraft hilft mir.
Abends in 4 Stunden Hilberts Logik ganz gelesen.
Maina schickt wunderschönes Bild von sich, und sehr verliebten Brief; ich
habe Angst, sie idealisiert zu viel, und wird dann vielleicht enttäuscht.
___________________________________________________________________________
Do 3 , Nachmittags Zahnarzt, Kino. Frachtsachen aus Seefeld ausgepackt.
___________________________________________________________________________
Fr 4 Mit Schlick im Volksgarten. Die Kieler haben Bedenken, ob ich genug
Griechisch könne; ich kann beruhigende Erklärungen geben.
Abends mit Waismann bei Neurath; Neurath liest aus MS (F<..> über
Geschichte und internationale Akkumulation); geistreich, witzig, frech.
___________________________________________________________________________
Sa 5 Morgens Schmerzen im Nacken, wie rheumatisch. Ähnlich wie Sept.
27.
___________________________________________________________________________
So 6 Es geht mir etwas besser.
Nachmittags mit Waismann spazieren. Über Krafts Vortrag (Möglichkeit
einer Ethik als hypothetisch-deduktives System); Waismann leugnet die
Möglichkeit, ich verteidige sie.
___________________________________________________________________________
Mo 7 Erste Vorlesung „Philosophie des Raumes“, im mathematischen
Institut.
___________________________________________________________________________
Di 8 , Die ersten Übungen (Axiomatik), im mathematischen Institut.
Dabei Frau Neurath.
Nachmittags Besprechung mit Frau Rand über ihre Dissertation.
___________________________________________________________________________
Mi 9 Täglich> zum Zahnarzt.
Broschüre „Scheinprobleme“ umgearbeitet.
___________________________________________________________________________
Do 10 , Abends Schlickzirkel. Mit Waismann über Grundlegung der
Mathematik.
___________________________________________________________________________
Fr 11 V
___________________________________________________________________________
Sa 12 D r.
___________________________________________________________________________
So 13 , Vormittags Martha Lehmann bei ihrer Tante besucht; in
Schönbrunn spazieren. Sie will im Sommer zurück nach Mexiko, ich sage
ihr, daß sie zu schade ist für Mexiko.
Nachmittags Josefstädter Theater „Ihr Mann“; französisches Lustspiel,
ganz witzig.
___________________________________________________________________________
Mo 14 Vorlesung.
___________________________________________________________________________
Di 15 Übungen (Boltzmanngasse). Mit Natkin, Feigl, Gödel im Café;
über Kausalität.
Mit Schlick. Er hält Kiel für ziemlich aussichtsreich; vielleicht werde
die Fakultät im Sommersemester noch Beschluß fassen, und das Ministerium
vielleicht September.
___________________________________________________________________________
Mi 16 Mittags mit Feigl, Gödel, Natkin, Neider im Café; über
Kausalität.
Zahnarzt. Mit Feigl und Neider zu Frau Neurath; meine Broschüre
(Realismusstreit) vorgelesen; abends mit Neurath diskutiert.
___________________________________________________________________________
Do 17 Himmelfahrt.
___________________________________________________________________________
Fr 18 , Vortrag Professor Dog<..>-Neven<..>, in der Universität; er hat
die Verbindungsstelle zu den amerikanischen Universitäten und
Akademien>. Ausstellung „Mutter und Kind“. Abends Waismann bei mir,
bis ½ 1. Erzählt von seinem schwierigen Winter.
___________________________________________________________________________
Sa 19 Nachmittags telefoniert Schlick: Kiel ist nichts geworden. Über
den Schafberg spazieren. Dann kommt Elisabeths schlimmer Brief, Vorwürfe
und Unterhaltsforderungen.
7h Martha im Café getroffen, ich bin durch die beiden Nachrichten etwas
einsilbig. Zusammen ins Volkstheater: Bruno Frank „Zwölftausend“, mit
<…> Moissi als Sekretär. Er erkläre Martha Parallelen zu heute:
Willkürmacht der Unternehmer, weltgeschichtliche Bedeutung der Kämpfe
und Krisen. Nachher zu Fuß die Mariahilfer Straße hinunter. Ich rede ihr
zu, daß Martha I nicht zu arg die Martha II bevormunden solle.
___________________________________________________________________________
Maue
So 20 Mittags und nachmittags mit Feigl spazieren; über physikalische
Theoriebildung. Nachmittags und abends Vorlesung vorbereitet und an
Elisabeth geschrieben.
___________________________________________________________________________
Mo 21 Vorlesung.
___________________________________________________________________________
Di 22 , Übungen; von jetzt ab Liebiggasse. Mittags mit Natkin und Feigl.
___________________________________________________________________________
Mi 23 Mittags mit Schlick. Er zeigt mir Scholzbrief; er schreibt, daß
er mich nicht habe durchdrücken können in der Kommission, er hat an den
Minister geschrieben, dabei mich und Bernays genannt, was aber vielleicht
den ungünstigen Eindruck erwecken wird, als sei ich bloß Mathematiker;
Fakultät habe zur Bedingung gemacht, daß der Betreffende alle Probleme
der Philosophie zu behandeln befähigt sei, er glaube dies auch von mir,
habe davon aber trotz des Buches (das ich ihm in Korrekturbogen geschickt
hatte) die Kommission nicht überzeugen können.
Mit Natkin usw. im Café.
Mit Neider und Feigl bei Frau Neurath; meine Broschüre gelesen. Abends ich
alleine mit Neuraths. Neurath meint, ich würde auch in 2 Jahren noch nicht
übersehen können, ob ich Aussicht auf eine Professur hätte, mir würde
es wie ihm gehen: immer ungewiß, vielleicht mal ein plötzlicher
Glücksfall.
___________________________________________________________________________
Do 24 Broschüre fertiggeschrieben. Abends mit Schlick gegessen; dann
Schlick Zirkel. Lebhafte Diskussion über Waismanns Auffassung der
Mathematik.
___________________________________________________________________________
Fr 25 , Broschüre geschrieben.
___________________________________________________________________________
Sa 26 Abends mit Waismann bei Neurath. Ich lese das Vorwort zum
„Logischen Aufbau“ vor. Neurath ist erstaunt und höchst erfreut über
mein offenes Bekenntnis. Er meint, daß das auf junge Menschen sehr
anziehend wirkend (!) muß. Ich sage, daß ich Schlick noch fragen will, ob
es zu radikal und exponierend ist.
___________________________________________________________________________
So | 27 | Pfingsten Nachmittags mit Waismann Schrebergartenhäuschen
zu 7000 S besichtigt; aber ohne elektrisches Licht und Wasser. Ist doch
mühevolles Leben.
Abends mit Waismann über meine Logistik; plötzlich ist’s 1 Uhr!
___________________________________________________________________________
Mo 28 , Pfingsten Briefe geschrieben (ausführlich an Elisabeth).
___________________________________________________________________________
Di 29 , Abriß der Logistik gearbeitet.
___________________________________________________________________________
Mi 30 Mittags mit Schlick. Er rät, das Vorwort zu mildern. Nachmittags
mit Neider und Frau Neurath Broschüre fertiggelesen. Kino.
___________________________________________________________________________
Do 31 Abends Schlick Zirkel; Diskussion über Waismann.
___________________________________________________________________________
Fr 1. VI. Abriß Logistik gearbeitet.
___________________________________________________________________________
Sa 2 Nachmittags: Professor Kraft über Freud „Die Zukunft einer
Illusion“ und Reich; Gomperz und die anderen machen allerhand schwere
Einwendungen; auf die (!) Kern geht man nicht ein. <…> Mit Feigl im
Café. Abends Kino: „Film einer Großstadt (Berlin)“, gut.
___________________________________________________________________________
So 3 M
___________________________________________________________________________
Mo 4 Vorlesung.
___________________________________________________________________________
Di 5 Übungen.
___________________________________________________________________________
Mi 6 Nachmittags mit Neider bei Frau Neurath; Kaila vorgelesen.
Mittags mit Schlick zusammen. Abends Kino „Sonja“.
___________________________________________________________________________
Do 7 | Fronleichnam Nachmittags Autofahrt mit Schlick und Neumann durch
Wienerwald <…>: Heiligenkreuz, Neuhaus.
Abends Kino: „Lothar“, ergreifend der Mann, der sich ganz auf sein
Gewissen stellt.
___________________________________________________________________________
Fr 8 , Besuch von Professor Lenzen aus Berkeley. Er will eine
Erkenntnistheorie der Physik schreiben.
___________________________________________________________________________
Sa 9 Logistik gearbeitet.
___________________________________________________________________________
So 10 Nachmittags und abends Feigl und Waismann hier. Mate getrunken.
___________________________________________________________________________
Mo 11 Vorlesung.
___________________________________________________________________________
Di 12 , Übungen. Mittags mit Natkin.
___________________________________________________________________________
Mi 13 Mittags mit Schlick. Nachmittags mit Natkin und Neider bei Frau
Neurath. Kaila zusammen gelesen; merkwürdige realistische Anwandlungen.
___________________________________________________________________________
Do 14 (Mein Vortrag abends wird verschoben, weil Schlick und Hahn
verhindert).
Waismann und Bergmann kommen zu mir hinaus. Über Psychoanalyse. Der
Kommunist Bergmann meint: Die Verklemmtheit der Menschen kommt von der
Erziehung durch die Väter; diese wird nicht weniger, solange die Ehe
besteht; die Ehe können wir nur> auflösen, wenn die neue Ordnung kommt.
___________________________________________________________________________
Fr 15 Logistik gearbeitet.
___________________________________________________________________________
Sa 16 Vormittags plötzlich Maina hier. Wohnt bei Baron von Morawetz,
Nußdorf, Eichelhofstr. 2. Hat schöne Reise gemacht, Dampferfahrt;
Autofahrt mit internationalen Rat Simon Abram. Sie erzählt vom Cellisten
Mischa Schneider aus Frankfurt, der sie sehr gern hat und sie ihn. Sie ist
plötzlich aus Elmau weggerannt. Pexapun-Kopfwäsche. Nachmittags kommt sie
wieder. Abends zusammen in die Stadt, ins Vegetarische; Volkstheater:
Lenormand, Der Feigling (Spionageverwechslung in Davos im Feld Krieg) mit
Mossy. Nachher noch am Ring im Café.
___________________________________________________________________________
So 17 Vormittags nach Nußdorf. Der alte Baron Morawetz, typischer
alter Wiener, nennt sich selbst Nörgler, hat wenig Freude am Leben. Seine
zarte Frau, tut viel Gartenarbeit, Astrologie und so etwas. Haus in
schöner Lage. Wir essen alle im Eichelhof. Gespräch über Mexiko-Greuel.
Mit Maina hinauf; statt zum Kahlenberg biegen wir nach Kahlenbergerdorf;
Regen und Hagel, winziges Café mit Musik, Maina amüsiert sich. Straße
nach Klosterneuburg. Häuschen besichtigt. Autobus zurück, Prater,
Kinolustspieltheater: Das Ende von St. Petersburg. Prachtvoller Film,
elende Dauer; Wanderung in die Stadt, Arbeitssuche, Streit, Hunger,
Verhaftungen, . <…> Krieg, Rummel, <…> <…>, Schützengraben, Sturm;
<..>er Revolution, gegen die Arbeiter; neue Revolution. Sehr packend.
Nachher Maina mit zu mir. Sie ins Bett. Ich Tee gekocht. Dann zusammen
gelegen.
___________________________________________________________________________
Mo 18 , Vorlesung. Gearbeitet.
Plötzlich kommt Maina um 8. <…> Sie war in der Vorlesung Gomperz über
Kant (!) mit Lilly P<..>berg. Ich begleite sie im Auto nach Nußdorf.
___________________________________________________________________________
Di 19 Übungen. Mittags mit Feigl und Natkin.
Im Arkaden Café Maina getroffen. Sie hat Brief von Gerhard, daß sie
Sonntagmorgen schon in München sein soll. Sie fährt mit mir hinaus,
bleibt aber nur bis 7. Macht Generalbeichte über Mischa, Herumstreiten
usw.; und ist froh, alles erzählt zu haben.
___________________________________________________________________________
Mi 20 Mittags kommt Maina; zusammen bei Strasser gegessen. Kurz zum
Schafberg hinauf, kurz zusammen bei mir. Dann zusammen in die Stadt. Ich zu
Frau Neurath, mit Feigl. Über meine Korrespondenz mit Kaila (Deduktion).
Mit Maina ins Volkstheater: Tolstoj, Der lebende Leichnam, mit Messer. Wir
sind sehr gepackt. Noch im Rathauspark gesessen. Maina möchte mal mit mir
nach Rußland.
___________________________________________________________________________
Do 21 Nachmittags Maina verpaßt; sie geht mit Käthe P<..>berg in den
Mexiko-Film. Nachher treffen wir uns Café Fr<..> (Schottenring). Dann mit
Maina alleine zum Café Josefinum, bis Schlick kommt.
Schlick Zirkel: mein Vortrag Axiomatik. Gelingt mir gut; konzentriert und
lebendig. Man ist sehr angetan davon. Ich spreche 9 - ½ 11.
___________________________________________________________________________
Fr 22 o Ganzen Tag mit Maina. Vormittags über Schafberg spazieren; bei
Strasser gegessen. Im Bett ausgeruht. Nachmittags Auto in die Stadt, Kino
Imperial, Film „Glöckner von Notre Dame“ (nicht besonders gespielt;
aber Maina verrückt durch Aufregung und groteske Gestalten); Auto zurück.
8 - ½ 11 zusammen im Bett. Maina will erst nicht, damit ihr’s
übermorgen nicht zu schwer wird mit Gerhard. Nachher wirft sie alle
Bedenken fort. (Pra<.>.).
___________________________________________________________________________
Sa 23 Mittags nach Nußdort. Frau Müller, mächtige, breite, dicke
Gestalt, kräftiger Kopf, blond. Baron nicht da. Ruhiges Mittagessen. Ich
warne die Baronin vor meiner Metaphysikfeindschaft; gebe ihr Korrekturen
der „Scheinprobleme“ und das Vorwort zum „Aufbau“.
Mit Maina nach Laxenburg, Auto von der Oper. Schönes altes Schloß, vorn
die niedrigen langen Gebäude, Ökonomie und Kavalierflügel; dann das
Schloß mit der Gymnastikschule. Park. Fest der Musikhochschule, Schlick,
Linkens und einige Damen kommen. Wir sitzen zusammen. Dann mit Maina Bummel
durch den Park. Sie ist sehr zärtlich; möchte gar nicht weg von Wien.
Zurück. Ballett. ½ 9 schon gegangen. Schloßrestaurant etwas getrunken.
Auto zurück. Plötzlich> Panne, Maina große Angst um ihren Zug.
Privatauto (Neumann, XII. Bezirk), nimmt uns mit, läßt uns zum Bahnhof
fahren. Frau Müller kommt nicht, wir wissen nicht, warum. Nur Käthe
P<..>berg. Maina fährt alleine ab.
___________________________________________________________________________
So 24 Gearbeitet, Briefe. (Telegramm von Maina „Bin heute abend frei
und bei Dir.“ )
___________________________________________________________________________
Mo 25 , Vorlesung. Gearbeitet. Briefe Wohnungssuche.
___________________________________________________________________________
Di 26 Übungen. Mittags mit Feigl und Natkin.
___________________________________________________________________________
Mi 27 Nachmittags und abends bei Neuraths. Kaila gelesen mit Neider,
Feigl, Natkin; abends Neurath sein MS vorgelesen.
___________________________________________________________________________
Do 28 , Wohnungssuche im 13. Bezirk. Siedlung Wolkersberg, primitives
Häuschen. Siedlung Rosental, hinauf auf den Satzberg, noch nicht fertiges
Häuschen, ½ Stunde von der Elektrischen (!), aber sehr schöne Lage.
Über den Berg (Heilstätte Steinhof). Schöne Siedlung Flötzersteig. Haus
am Ameisbach, fast fertig; ich müßte aber die neuen Möbel übernehmen.
Abends müde heim. Brief von Maina: schlimme Nächte mit Gerhard.
___________________________________________________________________________
Fr 29 Wohnungssuche 18. Bezirk, Cottage. Nichts.
Abends Waismann hier. Er hat Sorge, ob unser Abbau von Metaphysik und alten
Bindungen nicht vielleicht das Leben verflachen wird; statt ernster
Menschen Tennisspieler.
___________________________________________________________________________
Sa 30 Wohnungssuche im 13. Bezirk. Heiß und ermüdend. Auch nochmal bei
Klotz.
Maina Brief: Fährt So nach Bremerhaven!
Lange an sie geschrieben.
___________________________________________________________________________
So 1. VII. Im 16. Bezirk; schönes neues Haus am Flötzersteig.
Nachmittags bei Kaufmanns. Diskussion über seine Arbeit zur Grundlegung
der Mathematik. Diesmal fruchtbarer. Abends Vorlesung vorbereitet und
Brief an Maina weiter geschrieben.
___________________________________________________________________________
Mo 2 Letzte Vorlesung „Raum“. (24 Hörer). Sehr heiß.
___________________________________________________________________________
Di 3 Letzte Übung Axiomatik. Mittags mit Feigl und Natkin.
Abends im 13. Bezirk Haus am Flötzersteig ist schon vermietet. Mit Klotz
lange verhandelt wegen Hypothek.
___________________________________________________________________________
Mi 4 , Gesiba mittags bei Schlick. Siedlung am Wasserturm (10. Bezirk)
besichtigt, schöne Häuschen. Nachmittags mit Neider bei Frau Neurath,
Kaila gelesen und abends liest Neurath aus MS vor.
___________________________________________________________________________
Do 5 Abends mein 2. Vortrag über Axiomatik im Schlick Zirkel.
___________________________________________________________________________
Fr 6 , Briefe geschrieben.
Nachmittags mit Klotzens beim Rechtsanwalt.
___________________________________________________________________________
Sa 7 Abends Maues Telegramm „Nicht kaufen, Besuche
unwahrscheinlich“.
Raimund Theater „Der Garten Eden, 4 Kapitel aus dem Leben eines
‚unanständigen‘ Mädchens“ von Österreicher.
___________________________________________________________________________
So 8 Abends Waismann hier. Von Maina und Mischa (ohne Namen) erzählt,
___________________________________________________________________________
Mo 9 Nachmittags bei Menger. Über Mengenlehre, Grundlagenprobleme usw.
Nachher Kino Schottenring: Die lebende Maske, mit Veidt.
___________________________________________________________________________
Di 10 , 11 Rechtsanwalt Schottengasse; zum Notar. ½ 4 Schottengasse,
nimmt hohes Honorar!
Mittags mit Neurath; über katholische und evangelische Pfarrer (letztere
unecht).
___________________________________________________________________________
Mi 11 Nachmittags mit Feigl und Natkin bei Frau Neurath. Über
Nähewirkung usw. Abends liest Neurath sein MS zu Ende. Dabei auch
Waismann.
___________________________________________________________________________
Do 12 Maues Telegramm: Juli! Mittags mit Schlick; erzähle von Maina
und ihrem Vater. Er erzählt von seiner Geige spielenden Freundin, die auch
nicht den Attersee kennt. Und von der anderen Freundin, Frau des
Architekten Plattner7 aus Mannheim, die er im September 2 Wochen treffen
will. Zu Klotz. Wohnung ausgemessen.
___________________________________________________________________________
Fr 13 Ganzen Nachmittag Besorgungen, bei großer Hitze.
Abends Waismann und Feigl bei mir, bis 1h nachts. Über die Rolle der
Religion in unserer Kindheit …
___________________________________________________________________________
Sa 14 Gekramt und geschrieben, arge Hitze.
___________________________________________________________________________
So 15 Gepackt.
___________________________________________________________________________
Mo 16 Abreise. ½ 11 - ½ 7 nach Rosenheim. Leider Schlick und Barbara,
die zum Attersee fahren, im Zug verfehlt.
___________________________________________________________________________
Di 17 ½ 10 – 1 zum Achensee, Pertisau. Vergeblich nach Unterkunft
gesucht. Nachmittags mit Schiff zur Gaisalm, auch alles besetzt. Weiter zur
Scholastika, Zimmer gefunden.
___________________________________________________________________________
Mi 18 o Mittags Maue in Seespitz abgeholt; Schiff nach Scholastika.
Nachmittags lange im Bett; abends müde.
___________________________________________________________________________
Do 19 + B
___________________________________________________________________________
Fr 20 + + Gebadet; ich geschwommen, Sonnenbad.
___________________________________________________________________________
Sa 21 + Wohnungseinrichtung überlegt.
___________________________________________________________________________
So 22 + N
___________________________________________________________________________
Mo 23 k
___________________________________________________________________________
Di 24 + A
___________________________________________________________________________
Mi 25 Abends brät> Maue mich; sie kann nicht, nichts zu wollen.
___________________________________________________________________________
Do 26 o Mittags oben im Wald Sonnenbad. ○. Abends Kummer.
___________________________________________________________________________
Fr 27 o Nachmittags ○.
___________________________________________________________________________
Sa 28 o N
___________________________________________________________________________
So 29 o Nachmittags ○.
___________________________________________________________________________
Mo 30 Letzter Abend! Kummer, Maue kann zu ihrer eigenen Betrübnis
nicht. ____________________________________________
_______________________________
Di 31 Abreise. Postauto 11 – 1 nach Tegernsee. Dann 2 – 4 ½ nach
München. Elisabeth Telegramm: ist mit „Hellmut“ und Opel in Lindau. Zu
Rohs.
___________________________________________________________________________
Mi 1. VIII. Vormittags mit Rohs gesprochen. Etwas über ihre Lage.
Pöschel ist verabschiedet, Roh ertrug es nicht. Jetzt wollen sie zusammen
auf Reise. Dann über Dr. Schmidt und Astrologie. Nachmittags in den
Hirschgarten; Maue und Birgit. Entzückendes Kind. Ruhig und nett,
aufmerksam. Mit zu Gramms. Wohnung besichtigt; Ratschläge für Wien. Dort
gegessen. Bis ½ 9.
Abends noch mit Rohs.
___________________________________________________________________________
Do 2 Mit Franz und Maue Hut gekauft. 12 - ½ 5 nach Sigmaringen. Dort
Elisabeth und Hellmuth Gall mit Opel Wagen. Sie wollten mich in Lindau
treffen und dann in die Alpen fahren! Jetzt direkt heim, schöne Fahrt. 11
Wiesneck. Gall liebt Elisabeth sehr.
___________________________________________________________________________
Fr 3 Gekramt. Elisabeth erzählt; sie erzählt mir von Galls.
___________________________________________________________________________
Sa 4 Gall fährt uns nach Freiburg. Zu Merten. Nettes neues Haus in
Haslach. Sie holen mich mittags ab, zu Galls. Mit Gall über das
Unaussprechbare. Nachmittags mit Elisabeth und Galls im Auto zum Titisee,
auch Ella und Hanneliese. Gebadet, abends heim, viele Himbeeren gesucht.
___________________________________________________________________________
So 5 + Gall fährt Elisabeth und mich auf den Schauinsland, zum
Autorennen. 3h zurück. „Du“ zu Gall. Abends bringt Gall das Brüderle.
___________________________________________________________________________
Mo 6 A
___________________________________________________________________________
Di 7 Vormittags mit Elisabeth ins Ibental. Von Maue gesprochen, weil
Elisabeth anscheinend jetzt heiter und stark. Aber es trifft sie doch
wieder hart.
___________________________________________________________________________
Mi 8 , Abends mit Gall und Elisabeth zum Titisee baden. Pläne, daß
beide mich im Auto nach Wien oder ein Stück bringen wollen.
___________________________________________________________________________
Do 9 Die ganze Familie ganzen Tag zum Titisee, ich alleine zu Hause.
Abends mit Gall im Auto hinauf, sie abzuholen. An Maue geschrieben.
Elisabeth beklagt, daß sie keinen Menschen ganz für sich hat, und keinen
ganz ungehemmt lieben kann.
___________________________________________________________________________
Fr Maue10 + Nachmittags kommen Galls Verwandte aus Amerika, um Wiesneck
zu besichtigen.
___________________________________________________________________________
Sa 11 W
___________________________________________________________________________
So 12 Nachmittags im Gall-Lieferwagen große Kinderfahrt ins Wilhelmer
Tal.
Elisabeth
___________________________________________________________________________
Mo 13 Nachmittags zum ersten Mal zu Christiansen. Er hat die Hoffnung
noch nicht aufgegeben, daß ich wieder ganz zu Elisabeth komme. Ich zeige
ihm Bilder von Birgit. Er meint, gerade durch unsere Bekämpfung werde die
Metaphysik wieder aufleben, ähnlich wie nach Kant.
___________________________________________________________________________
Di 14 Nachmittags zum Kaffee bei Franks. An Maina geschrieben (endlich,
nach 1 Monat!).
___________________________________________________________________________
Mi 15 Gepackt.
___________________________________________________________________________
Do 16 + Gall-Familie nach Todtnauberg, Elisabeth nicht, kommt abends
wieder zurück.
___________________________________________________________________________
Fr 17 Freiburg. Zu Merten. Über meine Bücher.
Abends mit Merten und Gall zu uns. Meine Frotzelei über Gall (Theologie,
Metaphysik usw.).
___________________________________________________________________________
Sa 18 Bücherregal und Schreibtisch verpackt.
___________________________________________________________________________
So 19 Fahrt mit Brüdern Gall und Elisabeth zum Bodensee. Gretl Thomas
(zum ersten Mal gesehen) von Stackelberg abgeholt; über Schienerberg nach
Gaienhofen; Jutta Lietz. Sie hat etwas Hartes und Scharfes, trotz ihrer
Freundlichkeit. Gebadet. Zurück. Bei Stackelbergs die Münchner St. Durch
die Nacht heim.
___________________________________________________________________________
Mo 20 Nachmittags zu Christiansen. Er erklärt mir, warum er Trennung
von Elisabeth will. Die gegenseitige Beziehung sei nicht mehr da; er habe
es nicht deutlich erklärt, um ihr die Beschämung zu ersparen. Ob darin
doch die Eifersucht gegen Gall mitspielt? Auch über
„Scheinprobleme“.
Abends Gall hier. Über Elisabeths Gaienhofen-Pläne; ob sie wegziehen
soll; ich meine: ja, um der Kinder und ihretwillen. Sie meint auch. Ihm
tut’s leid wegen Wiesneck, und daß er sie verlieren würde.
___________________________________________________________________________
Di 21 Ü
___________________________________________________________________________
Mi 22 Elisabeth mit Ursula Kaufmann, Annemarie und Hanneliese für 4
Tage zum Bodensee. Nachmittags zu Christiansen.
___________________________________________________________________________
Do 23 9 - ½ 11 nach Lichtental.
___________________________________________________________________________
Fr 24 Binswanger findet die Lunge bedeutend besser als voriges Jahr;
aber noch gefährdet. Die Atmung im allgemeinen schlecht. Die anstrengende
Kur macht mir starke Übertemperatur (38‘7).
___________________________________________________________________________
Sa 25 Binswanger verordnet: kein Sonnenbad und Massage und
Wechselwaschung; zunächst viel Ruhe, um Temperatur herunterzudrücken.
Abends Agnes und Reinhard vom Hunsrück zurück. Mit beiden gesprochen,
über Christiansens graphologische Analyse; über Lage der Textilindustrie
und die „Scheinblüte“ in Deutschland, mit Überschuldung.
___________________________________________________________________________
So 26 Mit Reinhard über Notwendigkeit der privaten Initiativen in der
Wirtschaft. Reinhard reist ab 11h.
___________________________________________________________________________
Mo 27 Weil immer Temperatur, auf Binswangers Rat Röntgenaufnahme;
einige kleine neue Herde in der Spitze, und darüber. Binswanger spricht
von der Möglichkeit, daß Davos wieder nötig wird. Otto Kretz und
6-jähriger Otto kommen. Lustig die Ronsdorfer Sprache; einfaches
burschikoses Wesen, heftiges Mienenspiel.
___________________________________________________________________________
Di 28 , Röntgenbefund: produktiver Prozeß mit neuen, kleinen Herden in
der linken Spitze, dazwischen Drüse. Ich bleibe noch nächste Woche hier.
___________________________________________________________________________
Mi 29 N
___________________________________________________________________________
Do 30 Luise von Rohden kommt.
___________________________________________________________________________
Fr 31 Luises Verlobter Erich Marx kommt für 1 Tag: er ist 26, sie 28;
sie sind schon 4 Jahre verlobt, wollen erst heiraten, wenn er Herrenhuter
Pfarrer wird. Er ist ganz in der Brudergemeinde aufgewachsen, hat auch dort
studiert! Abends Gespräch <…> über Niedergang des Protestantismus. Ich
spreche von der Entwicklung der Arbeiterbewegung und über Anwachsen der
irreligiösen Einstellung; er kennt sie gar nicht.
___________________________________________________________________________
Sa 1. IX. W
___________________________________________________________________________
So 2. Agnes liest uns vor Johannes Müller, Treue. Darin steht aber
auch: Zur wahren Treue gehört es, nicht festzuhalten, was nicht mehr
vorhanden ist. Geschrieben.
___________________________________________________________________________
Mo 3 g#
__________________________________________________________________
Di 4 L
___________________________________________________________________________
Mi 5 , Immer noch Temperatur.
___________________________________________________________________________
Do 6 + Abends 7 kommen Elisabeth und Brüderle. Wir ziehen zusammen ins
Haupthaus.
Sie erzählt, daß Gaienhofen doch nichts ist zum Hinziehen; keine Wohnung,
Bauen teuer; Mithilfe im Heim nicht möglich; Jutta rät: Andreas um
Freistelle für Annemarie in Gebensee bitten.
___________________________________________________________________________
Fr 6 Agnes reist ab 6 Uhr.
___________________________________________________________________________
Sa 8 Elisabeth Maue Schlußuntersuchung. Lungengeräusche bedeutend
gebessert. Binswanger möchte mich gern noch dahalten. Ich sage, daß ich
gern jetzt der Lunge etwas mehr Ruhe geben möchte.
3h Abreise. In Freiburg Gall, mit ihm nach Todtnauberg zu seiner Familie,
auch Elisabeth und Brüderle, oben ist Eline.
___________________________________________________________________________
So 9 Ganzen Tag draußen. Sehr schöne Gegend. Erna „Du“. Plan das
Wochenendhäuschen von Gall. <…> Nachmittags am Ebenhof. 8 – 9 nach
Wiesneck.
___________________________________________________________________________
Mo 10 Frau Cloos und Professor Cloos hier. Sie sucht Wohnung in
Freiburg. Er erzählt von der Bonner philosophischen Professur, war mit in
der Kommission, sorgte mit jüngeren Kollegen dafür, daß den unsachlichen
Gründen widersprochen wurde; die Fachleute lehnten alle Tüchtigeren (Nic.
Hartmann, Litt, usw.) ab. Es wurden nur Leute unter 40 berücksichtigt. Er
hatte von Dr. Martin gehört, ich hätte Aussichten auf Kiel gehabt; ich
kläre ihn aber auf. Er fragt, ob ich regelmäßig Vorlesungen gehalten
habe; ich sage: außer vorigen Winter. Er sagt, daß er mir gern helfen
wird, wenn einmal irgendetwas schwebt, da er seine Fachgenossen überall
persönlich kennt und bewirken kann, daß wenigstens mein Name dann dort
genannt wird.
___________________________________________________________________________
Di 11 + Briefe geschrieben. Telefon wird fertig (auf Galls Kosten).
Nachmittags wir beide kurz bei Franks.
Elisabeth ist betrübt, daß ich bald wegfahre. Sie möchte mir die Wiener
Wohnung einrichten. Sie hängt doch sehr am Wiesnecker Häuschen.
___________________________________________________________________________
Mi 12 Nachmittags Verkaufsverhandlung mit Dr. Grossmann und 3
Vermietern.
___________________________________________________________________________
Do 13 , Freiburg. Dr. Martin konsultiert. Mittags und nachmittags bei
Merten; dort auch Anne und Wölfle mit ihrer Lore, aus Palästina> auf
Urlaub.
Merten berichtet von Gesprächen mit dem Phänomenologen Reiner.
___________________________________________________________________________
Fr 14 Vormittags Agenten hier; wir setzen den Kaufvertrag auf.
___________________________________________________________________________
Sa 15 Vormittags mit Elisabeth gepackt.
Mit Gall und Elisabeth im Auto 3 – 4 nach Mülheim. Zuletzt Gespräch
über wirtschaftliche Lage bei Elisabeth. Elisabeth sagt, daß sie das Geld
auf ihren Namen legen wird und bestimmt nicht aus der Hand geben
einstweilen, als Pfand. Gall fragt, ob ich nicht mehr geben kann,
vielleicht 400 ode 350. Ich sage 350 zu, erkläre meine Auffassung, daß
ich für die Dauer nur für die Kinder sorgen möchte. Gall meint, ich soll
dies als für die Kinder gegeben auffassen, nicht an Elisabeth denken; er
wird Elisabeth monatlich 150 überweisen. Ich erkläre, daß ich durch die
wirtschaftliche Lage stärker an Elisabeth gebunden bin als sie an mich.
6 – 10 abends Bahn nach Zürich.
___________________________________________________________________________
So 16 9 - ½ 4 nach Zuoz. Gasthaus Weißes Kreuz.
Regen, trübselig.
___________________________________________________________________________
Mo 17 , Wohnung Haus Kenz gefunden, sehr schön.
Mittags Maues Brief: kommt erst Sa!
Nachmittags geschrieben. Kalt und Regen.
___________________________________________________________________________
Di 18 , Endlich Sonne. Langen Brief an Kaila. Brief von Hanne und
Elisabeth.
___________________________________________________________________________
Mi 19 Umzug in Haus Kenz. Essen einkaufen. Selbst gerichtetes Abendbrot.
Zum ersten Mal M<..> Müsli aufgesetzt, für morgen.
___________________________________________________________________________
Do 20 Schöne Wohnung, schönes Wetter.
Axiomatik wieder angefangen zu arbeiten.
___________________________________________________________________________
Fr 21 Axiomatik. Briefe geschrieben.
___________________________________________________________________________
Sa 22 + Maue kommt 20,40. In Bever abgeholt.
Wir ziehen zusammen ins Doppelzimmer.
___________________________________________________________________________
So 23 + M
___________________________________________________________________________
Mo 24 + Nachmittags zusammen nach S-chanf.
___________________________________________________________________________
Di 25 Täglich fleißig Axiomatik gearbeitet.
Maue kocht mittags immer. Spaziergänge.
Mi 26 + Sehr schönes Leben.
Manchmal auch Ärger und Zank.
Alles, was an Wiesneck erinnert,
Do 27 besonders Ernährung, macht ihr Kummer.
___________________________________________________________________________
Fr 28 Abends kleinen Ärger; darauf Maue plötzlich abgekühlt.
___________________________________________________________________________
Sa 29 + + Nachmittags 2 +. Sehr schön.
___________________________________________________________________________
So 30 N
___________________________________________________________________________
Mo 1. X. V
___________________________________________________________________________
Di 2 s
___________________________________________________________________________
Mi 3 + Mittags mit Schlick. Nachmittags mit Natkin und Neider bei Frau
Neurath. Kaila zusammen gelesen; merkwürdige realistische Anwandlungen.
___________________________________________________________________________
Do 4 (
___________________________________________________________________________
Fr 5 Nachmittags kommen Lotte und Kurt Girardet; Hochzeitsreise;
Ehehemmungen bei Lotte. Er sehr ruhig und nett.
___________________________________________________________________________
Sa 6 Maue V
___________________________________________________________________________
So 7 + Nachmittags 3h reisen Girardets ab.
___________________________________________________________________________
Mo 8 + Vo
___________________________________________________________________________
Di 9 + Abends Sp. Nachts fast nicht geschlafen. 5h gewaschen und +.
Sehr schön.
___________________________________________________________________________
Mi 10 Nachts erst gegen 4 eingeschlafen. Axiomatik getippt.
___________________________________________________________________________
Do 11 + Mittags in der Sonne +. Endlich wieder gut
geschlafen.
___________________________________________________________________________
Fr 12 G
___________________________________________________________________________
Sa 13 Mit Maue nach Davos 7 ½ - 10. Untersuchung bei Dr. Fery (siehe
besonderen Zettel); Befund nicht besonders ernstlich, aber schlechter als
beim Weggang von Davos. Offek besucht; er sagt, daß es Frau Hederström
gut gehe, von Frau Edelstein hat er keine Nachricht. Professor von Rohden
getroffen. Nachmittags bei Schneider. Kalt und regnerisch.
Abends zurück.
___________________________________________________________________________
So 14 + Früh morgens +. Es schneit.
___________________________________________________________________________
Mo 15 + Nachmittags +.
___________________________________________________________________________
Di 16 Nachmittags in der Sonne.
___________________________________________________________________________
Mi 17 + Abschiedstag. Maues Geburtstag. Nachmittags in der Sonne + zum
Abschied. (58%)
Dies war unsere schönste Zeit zusammen.
___________________________________________________________________________
Do 18 7 ½ Maue reist ab.
___________________________________________________________________________
Fr 19 Fleißig Axiomatik gearbeitet und getippt.
___________________________________________________________________________
Sa 20 Fleißig Axiomatik gearbeitet und getippt.
___________________________________________________________________________
So 21 Regen. Fleißig Axiomatik gearbeitet und getippt.
___________________________________________________________________________
Mo 22 L
___________________________________________________________________________
Di 23 L
___________________________________________________________________________
Mi 24 m
___________________________________________________________________________
Do 25 Axiomatik fertig getippt! (106 Seiten)
___________________________________________________________________________
Fr 26 Viele Briefe geschrieben.
___________________________________________________________________________
Sa 27 , Viele Briefe geschrieben.
___________________________________________________________________________
So 28 Gepackt. Abreise von Zuoz 3 – 8 nach St. Margreten.
Übernachtet.
___________________________________________________________________________
Mo 29 10 – 3 nach München. Zu Gramms. Bei Maue und dem Kind. Sehr
liebes, zutrauliches Kind, lernt gerade laufen und die ersten Wörter.
Abends zu Rohs, bei denen ich wohne. Bis 12h geredet und erzählt.
___________________________________________________________________________
Di 30 Mit Rohs über Russells „Kultur des Industrialismus“, das ich
ihnen schenke. Über die Beziehungen der Kulturgebiete. Metaphysik.
Nachmittags kommt Mia. Sie wäre gern nach Zuoz gekommen, war aber zu
<..>ig anscheinend. Sie fängt versehentlich mal mit „Du“ an;
schließlich bleiben wir dabei. Zuerst still geredet, dann sie auf den
Diwan geholt, schließlich Kuß; wie selbstverständlich. Sie muß viel von
sich erzählen; sie will nicht gern nach Amerika zurück, weil dort
„Erwartungen“ warten: die Entscheidung wegen eines Mannes. Da sie ihn
offenkundig nicht liebt, rate ich ab, und sie atmet wie erlöst auf. Sie
will nach Wien kommen, mir zu helfen.
Abends Maue. Mit Rohs bis ½ 12 geschwatzt. Dann bin ich plötzlich ganz
erschöpft und daher betrübt; da gibt’s Zank. Maue geht ½ 1. Vorher
noch brav zusammen im Bett, ich furchtbar müde, kaum bei Bewußtsein.
___________________________________________________________________________
Mi 31 + Mit Franz gesprochen, etwas über meine Arbeit. Nachmittags Lucia
Moholy, kommt von Horns, um mich zu sehen. War mit Moholy in Italien; jetzt
ist dieser mit CW in Paris. Sie wohnen in Berlin, wissen noch nicht, was
machen; er möchte am liebsten malen. Sie erzählt von der Zeitschrift, die
Giedion machen will: neue Kultur, gruppiert um die Architektur.
Abends Maue; Rohs sind aus. Bald ins Bett. Kleine Sperre bei ihr;
psychische Ursache nicht ganz klar. Sie geht um ½ 1,
___________________________________________________________________________
Do 1. XI. 9 – 6 nach Wien. In die neue Wohnung: Ameisbachzeile. Die
Möbel sind da, auch ein Ofen; sogar alle Bücher eingeordnet, von Waismann
(trotz meines Verbots), Feigl, Frau Rand und Kasper. Notbeleuchtung; das
Badezimmer. Erst oben angefangen. Frau Mayerhofer kramt eifrig. Agnes
schönes weißes Bett.
___________________________________________________________________________
Fr 2 Gekramt und mit Handwerkern gesprochen. Frau Mayerhofer packt meine
Koffer aus. Nachmittags Einkaufen von Hausrat. An Mia telegraphiert. Soll
Sonntag kommen (weil’s bis dahin etwas besser aussieht und ich So dann
noch arbeiten kann; ich hi<..> hatte die Entscheidung Mi Vormittag
telefonisch unentschieden gelassen, weil ich Bedenken hatte ( wie mir’s
gehen würde, ob ich nicht zu müde wäre für Besuch, ob ich genügend
alleine sein könnte, ob Mia sich nicht zu stark attachieren würde).
___________________________________________________________________________
Sa 3 , Vorbesprechung für Vorlesung und Übungen. Waismann getroffen;
erzählt mir von dem schlimmen Sommer; seine Mutter war sterbenskrank
(Karzinom), jetzt wieder gut; er wohnt jetzt in eigenem Zimmer, will sein
MS endlich fertigmachen. Mittags mit Schlick. Er erzählt von den schönen
Tagen mit seiner Freundin bei Meran; er war dort so glücklich, daß er
sich hier immer noch nicht an das Stadtleben gewöhnen kann. Cassirer war
hier, hat etwas gesagt, daß er in Frankfurt nachdrücklich auf mich
aufmerksam> gemacht habe.
___________________________________________________________________________
Mia (aus Palästina)8
So 4 Abends 6h kommt Mia.
___________________________________________________________________________
Mo 5 Maue Mia macht täglich Besorgungen in der Stadt.
Experimente mit Dauerbrandofen. Badezimmer immer noch in Arbeit. Abends
heiter zusammen.
___________________________________________________________________________
Di 6 Nachmittags Waismann zum Tee bei uns.
___________________________________________________________________________
Mi 7 M
___________________________________________________________________________
Do 8 Nachmittags 3 ½ - 5 die ersten Übungen: Philosophische Grundlagen
der Geometrie; Liebiggasse. Wird auf Di verlegt. Danach Besprechung mit
H<..>in über Axiomatik, im Café. Er macht gute Bemerkung: Für
vollständige Isomorphie genügt vielleicht Stufe anstatt Typus; Einwurf
kann wegfallen. 7h Schlick getroffen. 8h erster Zirkel. Reidemeister
„Exaktes Denken“ wird vorgelesen; wir sind nicht einverstanden.
Mira ist in der Oper „Carmen“.
___________________________________________________________________________
Fr 9 B
___________________________________________________________________________
Sa 10 Erste Vorlesung: Grundlagen der Arithmetik (10 – 12, kleiner
Hörsaal des Mathematischen Seminars).
Nachmittags Feigl und Frau Kasper (seine Verlobte) bei uns.
___________________________________________________________________________
So 11 Mit Mira über ihre Vaterbindung.
___________________________________________________________________________
Mo 12 Abends bei Mia im Bett (ohne Plage). Erkläre ihr, warum man bei
Mädchen „vorsichtig“ sein muß. Sie will nur Kameradschaft, wäre
aber, scheint mir, zu allem bereit.
___________________________________________________________________________
Di 13 Nachmittags Übungen. Nachher 5 – 9 mit Gödel im Café. Über
Grundlegung der Mathematik. Er meint, Ableitung aus Logik sei gescheitert;
er vertrete einen intuitionistisch-formalistischen Standpunkt.
Er denkt sehr scharfsinnig. Wir einigen uns schließlich in manchen
Punkten. Ich schlage ihm vor, einen Aufbau, entsprechend diesen
Gedankengängen zu versuchen.
___________________________________________________________________________
Mi 14 Mittags zu Schlick. Er erzählt von der Meraner Freundin, die
unglaublich ahnungslos in die Ehe gegangen ist; das erste Kind trug sie 5
Monate, ohne es zu ahnen. Dann von Margret, der Geigerin; Linke will sich
scheiden lassen und sie später heiraten; vorher 4 Jahre Medizin studieren,
für Psychoanalyse. Sie glaubt, sie würde ihn heiraten, ist ihm aber schon
jetzt nicht treu: Schlick. Schlick schüttelt selbst den Kopf über die
seltsame Verwicklung.
___________________________________________________________________________
Do 15 Nachmittags Neurath ½ 6 im Café, mit Reidemeister. Er wirbt für
Ernst Mach Verein. Dann zu seinem Kursus „Marxismus“ bei der
Arbeiterjugend. Dann kommt er mit hinaus, probiert meinen Cut, bleibt in
lebhaftem Gespräch mit Mira und mir bis nach 1 Uhr! Von Wirtschaftsmuseum;
gegen Russells Soziologiebücher, und anderes.
___________________________________________________________________________
Fr 16 Vormittags liest Feigl aus MS (Theorie und Erfahrung in der
Physik) bei Frau Neurath vor. Dann mit Feigl essen; über Kaila MS. Dann
kommt er mit hinaus, erzählt von seiner Verlobung; sein Vater weiß es
nicht; Versicherungsproblem. Abends Mira in die Oper.
___________________________________________________________________________
Sa 17 , 10 – 12 Vorlesung.
___________________________________________________________________________
So 18 11 – 1 bei Hahn, Frühschoppen für Vietoris. Viele Leute. Frau
Schlick; die Amerikanerin Harris, Frau des Mathematikers aus Austin Texas.
Nachmittags mit Mira im Josefstädter Theater: „Desirée“, die
Geschichte eines Kammerdieners. Abends lange bei Mira im Bett.
___________________________________________________________________________
Mo 19 Abends Neuraths, anfangs auch Reidemeisterin bei uns. Lebhaftes
Gespräch mit Neurath über Russells „Industrialismus“. Er lehnt das
Buch heftig ab, will mich für Marxismus und für die Partei werben.
___________________________________________________________________________
Di 20 Ich erkläre Mia Sozialismus und Marxismus.
Nachmittags Übungen; gute lebhafte Diskussion über Anschaulichkeit.
Letzter Abend mit Mira. Elisabeth Brief: will Scheidung.
___________________________________________________________________________
Mi 21 ½ 2: Mia reist ab (nach München, 6. Dez von Bremen nach
Amerika)
___________________________________________________________________________
Do 22 , Nachmittags Vorbesprechung für Ernst Mach Verein.
Abends Kino (Busch), mittags Film „10 Tage, die die Welt
erschütterten“; packend, aber nicht so sehr, wie der Petersburg Film.
___________________________________________________________________________
Fr 23 Nachmittags Vorbesprechung für Ernst Mach Verein. Abends Busch
Kino ½ 7 Grundlegung von Ernst Mach Verein. Witziger und guter Vortrag von
Neurath über Mach. Dann mit Neurath zu seinem Kursus über
Weltwirtschaftsfragen; gut; über Amerika. Nachher mit ihm und
Reidemeisterin im Café.
___________________________________________________________________________
Sa 24, Vormittags Vorlesung.
Nachmittags bei mir Gomperz Brief vorgelesen. Dabei: Waismann, Feigl,
Neider, Rand. Waismann ist Gomperz Unklarheit, aus der Diskussion mit
Gomperz wird nichts herauskommen.
___________________________________________________________________________
So 25 Nachmittags zum Tee bei Schlicks. Frau Plattner und 17jährige
Tochter Doris, die sie zur Schule Laxenburg gebracht hat. Ich spreche fast
nur mit ihr. Sonst noch da: Rudolf Hans <..>ing und Frau; Oberst Schneider
und Frau; amerikanischer Geschichtsstudent Smith, der sehr schön Flöte
spielt, Bach <…> mit Frau Förstel. Mit Frau Plattner über Laxenburg,
Stil der Schule und des Lebens, Architekturfragen, Gropius Möbel,
Stuttgarter Ausstellung.
___________________________________________________________________________
Mo 26 Vormittags bei Frau Neurath liest Feigl aus MS über physikalische
Theorie weiter. Über implizite Definitionen diskutiert.
5h nach der Vorlesung Schlick und Frau Plattner abgeholt, Arkadencafé;
Feigl und ich bei Frau Pl., über Erziehungsfragen der Tochter und ihr
Liebeserlebnis mit dem Monokelmann. Ob sie nicht zu frei erzogen worden
ist. Frau Pl. hat zu sehr an ihrem Vater gehangen, zu artiges Kind,
überstarke Schamgefühle; sie weiß das alles selbst. Zu fügsam, aber
doch das Kind frei erzogen. Sie sieht nicht, daß sie ihrem Eigenen zu
wenig Raum gegeben hat. Ich bringe sie zum Auto. Mit Schlick und Feigl noch
zusammen. Schlick rät mir für Sommer historische Vorlesung.
___________________________________________________________________________
Di 27 Nachmittags Übungen. Lebhafte Diskussion über Gewöhnung ans
Nicht-Euklidische. Schlick telefoniert: Treffen mit ihr und Frau Pl. geht
nicht mehr, zu große Hetze! (Frau Pl. reist Do).
___________________________________________________________________________
Mi 28 Zu Hause. Kraftzähler wird montiert.
___________________________________________________________________________
Do 29 Erstes Bad!
Kino. Abends Zirkel; Schlick sagt: Frau Pl. ist noch hier! Er geht nachher
zu ihr.
___________________________________________________________________________
Fr 30 Vormittags Arkadencafé Diskussion: Gödel über Aussagen über
die Sprache; dabei Waismann, Feigl, Natkin. Besorgungen.
4h Schlick abgeholt. Am Bahnhof Frau Pl. zusammen abgeholt, die aus
Laxenburg kommt; die Tochter hat Mittelohrentzündung. Zusammen
Wittgensteins Haus besehen, nur von außen. Starker Eindruck. Zusammen ins
Café, sie bleibt noch morgen. Müde nach Hause; Vorlesung
vorbereitet.
___________________________________________________________________________
Sa 1. XII. , 10 – 12 Vorlesung.
5 – 7 im Astoria mit Frau Plattner (Schlick hatte Fakultätssitzung), im
Frühstückszimmer. Ich mache ihr klar, wie viel sie für Schlick bedeutet;
sie sieht, wie er durch seine Frau gehemmt ist, die alles nach ihrem Sinn
richtet>, meist weg ist, zwanglosen Umgang nicht aufkommen läßt. Sie
würde sich freuen, wenn ich sie in Mannheim besuchen würde. Meine
Kinderbilder gezeigt.
Zufällig Diederichs begegnet. Volkstheater, Lustspiel: „Blaufuchs“
___________________________________________________________________________
So 2 Nachmittags Theater „Professor Bernhardi“ von Schnitzler;
Wiener Professorenkonflikte.
___________________________________________________________________________
Mo 3 , Vormittags bei <…> Frau Neurath, Feigl liest vor.
___________________________________________________________________________
Di 4 , Nachmittags Übungen.
___________________________________________________________________________
Mi 5 Mittags mit Schlick gegessen. Seine Frau hat gesagt, ich übte
einen schlechten Einfluß auf ihn aus, er vernachlässige seine Familie.
Besprechung bei Springer mit dem Drucker.
___________________________________________________________________________
Do 6 , N
___________________________________________________________________________
Fr 7 G
___________________________________________________________________________
Sa 8 , V
___________________________________________________________________________
So 9 Vormittags Waismann bei mir. Über Gefahr der Verflachung durch
Aufklärung. Über Unterschied zwischen Gegenständen und Sachverhalten.
Nachmittags zu Schlicks. Sitze bei Frau Schlick und einer Amerikanerin, die
auch Mexiko kennt (Frau Dr. Di<..>, von einem Psychiater). Über
Lebensmittelpreise usw. Ich schwöre mir, nicht mehr zu Schlicks zum Tee
zum[!] gehen. Dann drücke ich mich zu Feigl und Frau Kasper. Über
Gefühls heit an wissenschaftlichen Thesen. Mit Doris kaum gesprochen. Bin
zu unruhig und sehhungrig, um nach Hause zu gehen.
9h noch Kino „Evanburg“
___________________________________________________________________________
Mo 10 Nachmittags Vorstandssitzung Ernst Mach Verein. Nachher mit
Neurath.
___________________________________________________________________________
Di 11 , Vormittags bei Frau Neurath. Waismann liest vor: Russells Analyse
des Geistes. Wir diskutieren über Behaviorismus.
Mittags mit Waismann und Frau Rand. Über Frau Schlick; Problem des Wertes
der Geselligkeit. Nachmittags Übungen.
___________________________________________________________________________
Mi 12 Ganzen Tag Korrekturen Logistik gelesen.
___________________________________________________________________________
Do 13 Abendessen mit Schlick im Café; sage, daß ich Frau Pl. besuchen
will. Erzähle ihm von Maues Wunsch nach zweitem Kind.
Diskussion mit Gomperz in der Boltzmanngasse, über Realismus. Auch Zilsel
und Neurath, lebhaft. ½ 11 geht Schlick. Dann wirft Zilsel trotz meines
Sträubens noch das Problem des Fremdpsychischen auf. Bis ½ 12.
___________________________________________________________________________
Fr 14 Nachmittags 5 – 7 mit Gödel im Café. Über
Entscheidungsdefinition und über Grundlegung der Mathematik. Dann mit
Feigl und Frau Kasper 7 – 10 im Café zusammen. Über Wert der
Geselligkeit; Frau Schlick usw.
___________________________________________________________________________
Sa 15 10 – 12 Vorlesung. Dann mit Schlick zusammen.
Besorgungen. Kino „Rote Tänzerin von Moskau“.
___________________________________________________________________________
So 16 Vormittags und mittags bei Kaufmann. Über sein MS zur
Grundlegung der Mathematik. Wichtig: seine Unterscheidung zwischen Spezies
und Kollektivbegriffen. Nachher mit Waismann und Hermine Antschel zusammen
im Café.
___________________________________________________________________________
Mo 17 Gepackt und Briefe geschrieben.
___________________________________________________________________________
Di 18 + ½ 11 - ½ 8 nach München. Mit Maue ins Hotel
Sch<..>ttnersmühle; gemeinsames Zimmer. Lange geschwatzt.
___________________________________________________________________________
Mi 19 + Maue muß früh weg. Ich mache mit Rohs Skibesorgungen für
Hilde; dann zusammen Mittag gegessen. Beide sehr nervös. Franz erzählt
mir von seinem Verhältnis zu Lucia; sie hat ihm anscheinend ganz großen
Eindruck gemacht. Sie bittet ihn, sie nicht allein zu lassen. Er fürchtet
aber, wenn er sich weiter einläßt, wird die Sache zu schwerwiegend. Hilde
ist bis zu Tränen erregt. Wir sprechen über meine Scheidung. Zu Gramms
nachmittags. Ursula auch da, aber wenig gesprochen. Birgit gewachsen, redet
allerhand Worte, ist reizend. 7h mit Maue wieder ins Hotel.
___________________________________________________________________________
Do 20 Spielsachen und soweiter für Elisabeth gekauft.
12 – 8 nach Freiburg. <…> Um 9 kommen Gall und Elisabeth im Auto zur
Wiehre, hattten mich am Hauptbahnhof erwartet. Gall fährt uns hinaus nach
Wiesneck.
___________________________________________________________________________
Fr 21 Mit Elisabeth über Scheidung gesprochen. Wir verstehen uns sehr
gut; schwierig bleibt natürlich der wirtschaftliche Punkt, weil Elisabeth
so lange ganz versorgt sein möchte, bis sie einen Beruf erlernt hat.
Nachmittags zusammen zum Rechtsanwalt Schilling, zuerst ich allein. Er
erklärt mir die juristische Lage und den Lauf der Vernehmungen. Es scheint
am besten, wir nähmen Hildes Besuch in Seefeld im April als Anlaß.
Kurzes Abendbrot bei Galls. Dann mit Gall und Elisabeth ins Kirchenkonzert,
Bach, sehr schön, aber kalt. Zur Erwärmung nachher <…> alle, noch mit
Sonja, in die Teestube.
___________________________________________________________________________
Sa 22 Nachmittags zu Christiansens. Er meint, ich solle die Schuld auf
mich nehmen. Ich erkläre Bedenken: wegen der Kinder. Er hat als Grund:
zunächst das Wirtschaftliche, dann als ich sage, daß das durch
Vereinbarung festgelegt werden kann, die seelische Bedrückung von
Elisabeth, die den Richterspruch doch immer unbewußt als moralisches
Urteil auffassen wird.
___________________________________________________________________________
So 23 Nachmittags Gall hier; Weihnachtsbaum geholt.
Abends zu Galls. Nach dem Essen Grammophon, Beethovensymphonie. Dann
Gespräch. Elisabeth hat Bedenken, Galls Konzertabonnement anzunehmen und
neben ihm zu sitzen, weil sie mehrmals jetzt vom Gerede der Leute gehört
hat. Sie wundert sich selbst, daß sie jetzt davon nicht mehr so
unabhängig ist wie früher; meint, sie sei jetzt nicht mehr so sicher,
weil innerlich in schwieriger Lage. Bis nach Mitternacht dort.
___________________________________________________________________________
Mo 24| Heiligabend Vormittags zu Christiansen. Er spricht von Hanne;
ich soll ihre Ehe trennen, und sie nehmen. Sie würde mich besser erzogen
haben als Elisabeth, Elisabeth habe mich verwahrlosen lassen, weil sei
nicht streng genug gegen die Polygamie war. Hanne sei selbst abwechselnd
genug; und für das Bestätigungsbedürfnis würde bei mir der
wirtschaftliche Erfolg Befriedigung geben. Nachmittags mit Elisabeth
Baum geschmückt. Bescherung, die Kinder freuen sich sehr.
Spät nachts will Elisabeth möchte Elisabeth noch zu Christiansen, ich
sage ihr, sie sei zu müde und soll dableiben. Vielleicht freut sie das,
daß ich sie hierhalten möchte; Zärtlichkeiten. Sie kommt noch zu mir;
schließlich ganz. Zuletzt beim Streicheln sagt sie „Jetzt nimmt wohl der
Rudi Abschied von mir“.
___________________________________________________________________________
Di 25 Vormittags mit Kindern Schlitten; <…> mit Elisabeth spazieren.
Nachmittags mit Elisabeth und den Kindern zu Christiansens, die uns
abholen. Der Vater ist aber nicht da. Mit Sonja zum Grammophon getanzt. Ihr
Bild ausarbeiten. Abends sagt sie zum Vater, er hätte nicht zu fliehen
brauchen, es sei nett gewesen, und ich auch. Abends Wilkes bei uns.
Lebhafte, neckende Unterhaltung; über Klages, Wien, ich erzähle vom
„Feigling“.
___________________________________________________________________________
Mi 26 Vormittags zu Christiansen (oder 27.?). Er erklärt mir, warum er
dachte, ich schuldete Elisabeth noch Geld, weil sie ihre Bezüge
aufgebraucht hat; ich erkläre ihm, wie die Sache liegt. Über Elisabeths
Berufsmöglichkeiten; er spricht auch von einem Kunstladen in Freiburg,
vielleicht Filiale der Münchner Werkstätten oder so etwas. Nachmittags
Galls da. Nochmal über die Schuldfrage.
___________________________________________________________________________
Do 27 Gepackt.
Abends 7 – 9 Galls noch mal. Später mit Elisabeth Wilkens
anthroposophischen Christbaum betrachtet; er spielt uns Bruckner.
___________________________________________________________________________
Fr 28 Gall fährt mich nach Freiburg. 11 – 3 ½ nach Mannheim. 4 – 7
bei Lila Plattner. Schöner großer Raum. Die vornehme <…> Dame, rotes
Kleid mit Spitze, und doch dabei so menschlich. Sie klagt über Mannheim. 7
kommt Plattner, starker Künstler, menschlich anziehend, in Wille und
Stimmung nicht leicht beeinflußbar. Später Dr. Toch9 und Frau, moderner
Komponist, zieht nach Berlin; witziger Jude. Das 2 ½ jährige Kind
Andreas, auf seinem großen Elefanten.
Frau Pl. hatte mir Hotelzimmer bestellt (wollte es am andern Tag sogar
bezahlen), sagte, das nächste Mal würde ich bei ihnen wohnen können.
Grammophonplatten werden gespielt, Toch muß kritisieren; Toch spielt
einiges von sich, kann aber leider nicht richtig auswendig. Über Plattners
Weihnachtsauto. Bis ½ 1. Toch küßt zum Abschied Frau Plattners innere
Hand sehr herzlich!
___________________________________________________________________________
Sa 29 Blumen für Frau Pl. bestellt. Plötzlich ist sie am Bahnhof!
Fragt nach meinem Eindruck von Pl.; ich kann aber so schnell nichts sagen.
11 – 6 nach München. Mit Maue 1 Stunde am Bahnhof. Paderborn ist
abgebrannt; Versicherung ist ungewiß. 7 – 10 nach Seefeld. Zu Peter
S<..>ner; sie haben mein Zimmer vermietet! Da Rohs nicht angekommen sind,
nehme ich <…> ihr Zimmer.
___________________________________________________________________________
So 30 Nachmittags Einzelzimmer gesucht. Müde, <…> 37,9. Abends 8
[weiter mit Jahrgang 1929].
1932 durchgestrichen
<…> Wort nicht zu entziffern
Kl<..> Teil eines Wortes nicht zu entziffern
<…> durchgestrichen, nicht zu entziffern
MS kursivierte Buchstaben oder Wörter sind im Original in Langschrift
eingetragen
1 Carola Giedion-Welcker (1893-1979)
2 In Alterschrift, mit Kugelschreiber, eingefügt.
3 Adolf Abraham Halevi Fraenkel (1891-1965).
4 Paul Neresheimer (1885-1933), Münchner Maler.
5 Lore Deditius, Schauspielerin aus Lübeck, seit 1924 mit Nerresheimer
verheiratet.
6 In Alterschrift, mit Kugelschreiber, eingefügt.
7 Ernst Plattner (1880-1966)
8 In Altersschrift, mit Bleistift, hinzugefügt.
9 Ernst Toch (1887-1964), österreichischer Komponist.
---------------
------------------------------------------------------------
---------------
------------------------------------------------------------