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Diary

										025-71-11:1
Tagebuch|			V - IX 1916
Mi.3.V.16. Nachmittags* Zahnarzt, in St. Maurice Leutnant* Reimann
getroffen, <...> klei/ner/ lustiger Kerl aus Krotoschin. Cha langer Brief
aus Schwanberg; erzählt aus dem schweren Leben ihrer Großmutter, und der
Jugend des Vaters. Abends an Cha geschrieben.
Do. 4. Geschrieben. Lauf Nachmittags* Leutnant* von Poser und
Unteroffi/zier/ Stefani hier (Ulanen von der Franzville Ferme).
Abends Bierabend mit den Unteroffi/zieren/ in der Komp/anie/laube; dazu
Zither und Mandolinenmusik.
Fr. 5. An Onkel Wilh/elm/ geschrieben (über Nernst). Gelesen. Nachmittags*
Brief von Fli/tner/ und Cha aus Wiesneck. Abends bis 11h gemauschelt, <...>
unten beim Schein der Kerzenlichter; Disput mit Hartwig, ob mathematische*
Wahrscheinlichkeit* auf Glücksspiel anwendbar.
Sa. 6. Früh um 6 in den Heldenkeller gesprungen. Auf der Cote
Trommelfeuer. Die amerikani/sche/ Note gelesen und besprochen; die
Beziehungen werden wohl nicht abgebrochen werden; nun liegt's an Wilson, ob
er energi/sch/ gegen Engländer* vorgehen wird. Mittags mehrere Gewitter.
Nachmittags* an Fli/tner/ geschrieben; Treffen für 15. verabredet. Sachen
für den Schützengraben zusammengekramt.
So. |7| 1h aufgestanden. 2h Abmarsch. Reiten mit der Komp/anie/. Hartwig
und Schmidt holen uns bald ein. 
[Sch] Gespräch über die viele Muße zum Lesen. Die beiden schlagen z.B.
Literatur*geschichte* vor. Spreche mit Hartwig über Kater Murr; mehrere
alte Bücher, Björnson und Ibsen. 5h abgelöst. 
Mit Seidel noch gesessen; von den Arbeiten bei den Gewehren. Über
Leutnant* Paech (Zahnbehandlung). Etwas ausgeruht. Gerechnet. 11h
Mittagessen. Gerechnet, gelesen. Etwas geschlafen. 5h mit Beimer durch die
Stellung, es regnet leise. Bei Gewehr
[Fortsetzung: 025-71-11:3]
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Personalien.
Gefechte: 6.II.-10.IV {1915}: am Zwinin (Karpathen)
	26.IV.-6.V. {1915} Bukowina (Guldera und Jewozid)
im Feld: 4 Monate: 28.I.-18.V. 5/II S.B.
				(neue Benennung am 1.V. 15: 2/III S.B.)
			1.- 10.XI.15 III / 3. Jäger*regiment*
		Hier vom 23.IV. ab.
16.8.14 eingetreten
22.12.14 SB
20.1. zum Mobilen Proviant<..> 20.2. Oberjäger
26.5. zum 2. <...> Bataillon* Jäger 5
30.6. 15 zur Gebirgsarmee Abt/eilung/ Schmiedeberg
15.11.15 - 31-1-16. MGLK Döberitz
21.12. Vize 27.1. Leutnant*

Geburtstage. 16.II. Brügmann, Frau Dr. Räuber. 20 Herr, 22 Frau, 23 Eva
Rothe. (20)
									|21. Agnes|
25. Heinz, 27. MH |4.III. Mutter|. 14 Dodo (20.    28. Gabert
5. IV. Reinhard, 21 Cha (21)   9. V. Trude Holze, 20. Garthe, 24. Margret,
27. Mäusch (15?)   10. VII. Fränzel, 14 Hans Rothe, 20. Flitner
30 Leni    		25. X. Lisi
23. XI Kremers.

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29 (linker Flügel, Unteroff/izier/ Kiefer) mehrere Einschläge ganz
dicht; von heute nachmi/ttag/. Der Betonstand ist zu gut zu bemerken.
Geschrieben. Gemütlich im geheizten Unterstand; jetzt sind die Wände mit
Brettern verschlagen.
8.-12. Ziemlich kühl, zweimal geheizt. Anfangs viel gerechnet; {Merkutz};
Kater Murr, dann Lagerlöf. 
Auch mal Beschießung des Hirschgrabens; Granate in die Bucht oberhalb des
Gewehrunterstands. Gewöhnlich abends durch die Stellung; einmal wird
gerade die Stelle, wo wir gehen, heftig befeuert; wir kriechen in ein Loch;
fast nach jedem Schuß fliegen Brocken vor unserer Lücke. <...>
Der Bursche schläft beim Gewehr; abends gewöhnlich Feuer; liege oft noch
wach. Der gemütliche Unterstand im Flackerlicht des Feuers; draußen
schwirrt's und kracht's. Unendlich behaglich. Oft ertönt spät mit lieber
Stimme im Fernsprecher der Tagesbericht. 
Diesmal wenig geschrieben. Die letzten Tage wärmer, kann wieder oben
sitzen.
13. Früh abgelöst. Viel Post unten, Brief von Agnes, Mutter, Onkel
Wilhelm, Cha und Fli/tner/; 
[Th] Nachmittags* noch 2 große Pakete von Mutter.
So |14| Morgens reiten wir zusammen zur Vorstellung der "Priesterwerfer"
nach Avillers. 
15. 7-9 nach Benoit geritten, unterwegs nach Seppl Ulmer gefragt; ist auf
Urlaub in Nürnberg. Treffe Flitner. Pferd ins Schloß Benoit gebracht.
Nach Xammes gegangen. Fli/tner/ berichtet von ihrem Leben, den *Inter*essen
der Offi/ziere/ (Bier usw.); wie es in Botiras zugeht (Betr. Sorgfalt und
Fleiß beim Schießen). Wir fahren mit den beiden *Haupt*leuten hinauf ins
Waldlager. Dann zu Fuß in die Stellung. Wir essen in Fli/tner/ Unterstand
(Schl<..>). In <...> die Batterie 
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gegangen. Dabei geschossen, alle K2 und K1. Gefechtsstand mit
Fernsprecherzentrale. Auf der Höhe vorne Beobachtungsstand mit 2 schweren
Fernrohren. Leider trüb, es regnet heftig. Vizewachhabender Kunz
getroffen, aus meinem Depot in Naumburg (gleicht Huck etwas). Im Unterstand
mit Hoffmann und dem alten Cäsar. Nachmittags* Kaffee beim Hauptmann*.
Dann hinunter. Über Nohl, Roh, Heidrich. Fli/tner/ bringt mich im Wagen
bis Benoit; ich reite dann zurück über Woel. Die Sonne kommt noch hervor,
schöner Heimritt. Zu Hause Briefe (von Cha und MH (mit Kranz).
Di. 16. Vormittags* 9-12 Aufsicht beim Schießen {wieder warmes Wetter}.
Abends mit dem zahnkranken Heidrich zu Hause geblieben, die anderen gehen
zur Probierstube. An Cha geschrieben.
Mi. 17 9-10 Ex. Nachmittags* 2-4 sitzen wir am Berg in der Laube und
censieren die Komp/anie/post. {Warmer Sonnenschein}
Später mit Heidrich das hübsche Holzhaus der Intendantur besehen. Wir
zeigen es auch Radsch, er ist aber nicht sehr dafür. Geburtstagsbrief von
Cha, und die Mexikobilder. - Montagnachmi/ttag/ sind die Franzosen* nach
tüchtiger *Artillerie*vorbereitung in ein Stück des Grabens der 7ten
(links von uns) eingebrochen, mit Handgranaten wieder hinausgeworfen haben
sie Gefangene gemacht. Abends gehen wir nach Billy ins Kino.
Do. 18. Ausgeschlafen. Nachmittags* Zahnarzt in St. Maurice. Briefe von
Mausch und Eva. An Cha weiter. Abends einige Aufnahmen von unserem Quartier
gemacht. 
Fr. 19. 3h mit Hartwig und Schmidt in Stellung geritten (auf Eseln).
Vollmond, herrliche Nacht. 
[Sch] Unten der stille Ort und die Ebene. Dann der Wald und darin die
Nebelschleier.
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Seidel ist unzufrieden, daß wir später kommen als die Leute; verfehlen in
der Stellung überall <...> Radsch. 
Nachmittags* zu ihm. Flankierende Stellung für Gewehr 14 besprochen. Er
stellt mich dem Major vor. Beimer die Stelle des Flankierungsstandes
gezeigt. Wird heut' abend anfangen (mit 4 Gefreiten). Die Posten sollen
wieder nur nachts stehen, wo <...> das Gewehr im Unterstand (bei uns
überall im Unterstand). Abends an Cha geschrieben, draußen gesessen, war
sehr warmer Tag. Nachts 1h Feuerüberfall auf Hirschgraben. 
Sa. 20. Früh durch die Stellung, Major getroffen. Neuen Flankierungsstand
für Gewehr 14 gesehen, wird heut' abend fertig {x) stimmt nicht}. Warmer
Tag. Draußen gesessen. Lagerlöf zu Ende gelesen. Lisis Geburtstagsbrief.
So. |21| Morgens durch die Stellung. Brief von Leni und Cha (mit Bildern
aus Wiesneck). Brentano zu Ende gelesen. 
Nachmittags* 4h; in der Vauxecke geht's wieder los, Gewehr 14 alarmbereit
(für den neuen Flankierungsstand). Ich sitze beim Abschnittskommandaten,
Hauptmann* Kunze, dabei auch der Adjutant Leutnant* Reichel und 2 andere
Leutnants*. Erzählen von den Karpaten und Schmiedeberg, einer von den
Leutnants* ist aus Schmiedeberg und wäre gern <...> beim SB. 615
Alarmbereitschaft aufgehoben. Abends 10 wieder Alarmbereitschaft für
Gewehr 14; ein Befehlsempfänger für mich sitzt beim Abschnitt. Doch
nachts ruhig. 
Mo 22. Morgens durch den Abschnitt, nur auf den Gra/b/en 7 wird geschossen.
Hollitscher, Amerika, gelesen. 
<...> Nachmittags* sehr heftiges Feuer bei Gra/b/en 7. Detonation einer
schweren Mine. 7h abends zum Gewehr 14, mit Gewehrführer zum
Abschnittskommandanten. Dann das Gewehr zum {Weber-}Stütz*punkt* gebracht,
Leutnant* Danne; Inf/anteristen/ helfen <...> <...> schleppen, 4200. Mit
Leutnant* Danne Stand ausgesucht, vor dem Drahthindernis. 
Zurück zum Abschnitt. Ein engli/scher/ Doppeldecker, wird
hinuntergeschossen; großes Glück, da er sonst alle die Bewegungen in den
Gräben beobachten würde. Der Hauptmann* ist zeitweise im Druck, schickt
mehrfach
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Adjutant weg, geht einmal kurz sogar selbst, ich sitze für ihn am
Fernsprecher. Ein Komp/anie/führer bittet um die Karte, um <...> die
Bayernkaserne zu finden. Hauptmann* kann die Karte nicht entbehren, ich
biete mich an und gehe hin, um nach den Andeutungen des Hauptmann*s zu
führen. Dort schon Radsch. <...> <...> Es wird durchgesagt: Erhöhte
Gasbereitschaft, es droht Gasangriff am <..>mont. Schicke deshalb Beimer
zum Gewehr zurück in den Hirschgraben, der schickt mir anderen
Befehlsempfänger. Später legt der Hauptmann* sich schlafen. Das
Bataillon* aus Neustriegau ist schon unterwegs, Komp/anie/ besetze
Kabelgraben und Graben vor dem Friedenstal usw. 
1230 Gasbereitschaft aufgehoben. Res/erve/komp/anie/ zurück. Ich gehe nach
Hause. 3h ruft der Adjutant an: das Gewehr 14 ist wieder am alten Platz (in
Wahrheit* war's dort erst 4h). 
Di. 23. Bis 8 geschlafen. Durch die Stellung gegangen. Gewehr 13 hat kaum
Feuer bekommen gestern. 
Garthes Brief. Morgens trübe, mittags kommt die Sonne. Ruhig.
Mi. 24. Morgens kommt der Major, ich noch ohne Schuhe. <...> fragt nach dem
{neuen} Stollen hier. Dann durch die Stellung. Dann zum
Abschnittskommandanten Hauptmann* Matteson; <...> bespricht mit mir 2 neue
Stellen für Gewehr 12 (in V 13, flankierend nach W und O). Nachmittags*
<...> gelesen (Julius Cäsar) <...> an Agnes geschrieben. Kräftige
Hagelschauer, Gewitter, Regen. Draußen gesessen, Stielers
Winterid<..>idyll gelesen. 
Do. 25. Früh abgelöst. <...> <...> Der junge Offi/zier/ Stellreiter,
Abiturient, treibt [Th] zum Spaß Mathematik* und liest Wundt. Zuweilen
mathematische* Dispute.
Sa. 27. Abends nach Billy ins Kino. Regneri/sch/, abend klarer; über
Feuerwerk der Lichtkugeln, Mündungsfeuer, Scheinwerfer usw. Brief von Cha
mit Bildern (badende Kinder, usw).
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So. |28| Ober*leutnant* Radsch fährt auf Urlaub (und Gaskursus) und
Leutnant* Seidel läßt sich morgen durch mich oben ablösen. Nachmittags*
3 große Pakete: Jena, Bargen*stedt* und <...> Wiesneck.
Mo. 29. ½3 mit Pferdebursche hinauf geritten. Pünktlich vor 5h bei Gewehr
14. Mit Seidel die [Sch] neuen Stände in V 17 besehen. Ich soll nicht 8,
sondern nur 2 Tage oben bleiben; das lohnt sich ja* kaum. Gehe durch die
Stellung. Messers Freideutsche Jugend gelesen; etwas Mathematik (Fermat).
An Mutter geschrieben. 
Di. 30. Morgens durch die Stellung, auf dem Abschnitt Leutnant* Gutzner
besucht. Goethe Heft der Maler-Zeitschrift gelesen: Farbenlehre Goethe -
Newton; viel physikali/scher/ Unsinn.
Mi. 31.		[Th] <...> unten mit Seidel, Paech, später auch 
- Mo. 5. VI. 	Wessler und Heidrich. Einmal abends nach Billy ins Kino.
Keinmal in die Weinstube. Täglich Dienst, aber wenig. Sonntag
Gottesdienst. <...> Systematik* der Farbenlehre geschrieben; Inhalt<..>
eines Spektrumsabschnitts errechnet. Cha Bücherpaket. Van Zantens
Glückliche Zeit gelesen. Brief von Mutter und Cha über ihren Plan, <...>
{in} Jena Kursus vom Roten Kreuz mitzumachen. Hoffentlich kann ich
nächstes Mal Flitner und Ulmer treffen.
Di 6. [Sch] 2h Komp/anie/ abmarschieren lassen. ¾ 3 mit Seidel und Paech
hinauf geritten. Zum ersten Mal in Abschnitt Nord. Niedriger Unterstand;
Ratten. Fast dauernd Regen. Sehr großer Abschnitt, aber auch
*inter*essant, häufig Blick auf die französische* Stellung. Olympi/scher/
Frühling gelesen. Nachmittags* an Agnes geschrieben; ausführlich über
das Erotische (van Zanten; unsere familiäre Tradition). 
Mi. 7. Do. 8. Regneri/sch/, Olympi/scher/ Frühling gelesen; an Agnes
fertig geschrieben.
Fr. 9. Newtons Optik gelesen, an Gabert geschrieben (Goethes Farbenlehre,
Literatur)
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Sa. 10. Heut' und vorgestern nachmi/ttag/ Seidel im Hirschgraben besucht.
Während* wir uns unten zuweilen zankten (einmal sehr scharf), kommen wir
hier gut miteinander aus. Er erzählt gern und viel, daß ich kaum
loskomme. Beim Durchgang durch die 19. Stellung Oberst*leutnant* von Jordan
getroffen, Kommandeur der 19. Ar. Will bessere Maskierung der MG Stände.
Wird nachts besorgt. 
So. |11.| |Pfingsten.| Regnet in Strömen. Finde endlich die Meldung der MG
auf dem Tisch liegen, und melde dem IR 19 telefoni/sch/ die erfolgte
Verbesserung der Maskierung. Ein Buch von T! Grimberg, Svenska folkets
underbara öden. Viel drin gelesen; <...> Gründung des russi/schen/ Reichs
auf die schwedi/schen/ <...> "Rudskarler" zurückzuführen (vergl.
Rohrbach); Wikingerfahrten; Island, Russen.
Mo. |12|Pfingstmontag|. Abgelöst. Brief von Cha und Mutter; sie schreibt,
daß Cha später in Jena [Th] ankommen kann; hat sie eingeladen. 
Mi. 14. Seppl Ulmer besucht. Im Regen zu Fuß hin. Fli/tner/ hat sich
leider durch das schlechte Wetter abhalten lassen. Von Elmau erzählt, auch
Bilder. Schulpläne. Griechi/sche Tragödie, Wilamowitz. Laboratorium von
Dr. Lorentz, Münchner Freiländer. In dessen geräumiger Stube. An
Koeller, Mutter, Fli/tner/ und Rugera {zusammen} geschrieben. 
Fr. 16. {7h} Ex/erzieren/auf der Höhe zwischen Tillot und St. Maurice.
Abends ins Kino nach Billy. Komme jetzt mit Seidel gut aus; Paech sehr
phlegmati/sch/. Ich habe das große Zimmer für mich, und kann ungestört
lesen und schreiben. Schreibe sehr wenig Briefe.
Mehrmals zum Zahnarzt.
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So. |18|. [Sch]. Früh abgelöst. Zum Abschni/tt/ Nord jetzt nur noch 4
Gewehre (5-8). Die 4 anderen (Schneidergraben usw.) unterstehen jetzt der
MGK 19.
Tasso gelesen.
19.-21. Newton II, Oerstedt, Lagerlöf Liljekron gelesen. Agnes schreibt
über van Zanten. An Geheimrat Wien geschrieben. Schönes Wetter. Am 20.
bei Seidel mit Paech Kaffe getrunken (meine frühere Veranda), dann in
dieser Stellung (Abschni/tt West) fotogra/f/iert.
Ihm geholfen, Stollen ausmessen, durch die ganze Stellung spaziert.
Sa. 24 [Th] Starkes Gefühl der Leere. {25} Abends Brief an Cha; am 26.
doch mitgeschickt. Chas Morgensternbücher fassen mich nicht; Bücher an
sie zurückgeschickt. Ihr Tagebuch aus Mex/iko/ lese ich mit großem
Vergnügen. Fli/tner/ ist Leutn/ant/, kann nicht kommen. Ich aus
militäri/schen/ Gründen auch nicht hin (hinterher zeigt sich, daß es
nicht so dringlich war. Fange Zemmek an. 
Fr. 30. Abgelöst. [Sch] Winterstellung; klei/ner/ Abschni/tt/, wenig zu
tun {man kann immer oben gehen}; ungestört. Lese Blühers WV als
erotisches Phänomen. Spittelers Olympi/scher/ Frühling zu Ende; jetzt
geht mir eigentlich erst seine volle Schönheit auf; die Gestalten Hermann,
Ottilie, Herakles.
Di 4. Nachmittags* zum Hirschgraben (Weg: Hoher Graben, Schlucht,
Drahthindernis (!)), mit Seidel den Abschni/tt/ besprochen.
Mi 5. Übernahme Abschni/tt/ West, da Seidel auf Urlaub fährt. Regen.
Do. 6. [Th]. Mit Heydrich1 allein, später auch Radsch. Einmal alle
zusammen nach St. Maurice, Musenstollen (Cabaret). Meist abends mit
Heydrich allein ausgegangen (Billy - Kino, 
[Fortsetzung: 025-71-11:11)
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Gelesen: (Anfang siehe oben)
Max Geissler, Jockele und die Mädchen. L [Th] 6.VII. 16.
(Jean Paul, Siebenkäs) zum Teil) L
Jos Höfner, Goethes Mannesjahre K
Hanns Heinz Ewers, Die Bl<..> L
Paul Liebe, Frauenwettstreit K
(Pasche, Köhler, Scharrelmann, (Vortrupp Flugschriften) K 
Goethe, "Beiträge", und "Ele/mente/ der Farbenlehre" K
Goethe, Farbenlehre I K
?. Ålund, Runorna i norden K
Paul Liebe, Lokale Lust (Analyse des Lebens) K
Karl Goedecke, Einleitung, Goethes Farbenlehre <...>
Paul Schüler, Du ahnst es nicht P
Dohna, SMS Möwe		[Th] 18. V
Goethe, Farbenlehre III K 
Popert, Freideutsche Zukunft K
Willkomm-Schneider, Herbstfäden -, ein Fragment  [Sch] 23. VII. 
Goethe, Farbenlehre II
von Mücke, Emden
Zotz, Ein Traum vom Himmelreich K
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Maurice - Kino, Maurice - Musikabend). Gabert schickt mir Goethes
Farbenlehre; an ihn und Flitner geschrieben, 9 Thesen über Reduktionen
bei Bewegungsvorgängen. Max Geisslers Jockele und die Mädchen, Roman aus
dem heutigen Weimar; Gedanken über den eigenen Weg und das Ziel, über das
eigene Wesen "und die Mädchen"; Eri/nnerung/ an unsere "Weimarer Zeit" und
die Orte, Ettersberg, Querfurt, Belvedere. <...> <...> Leni schreibt, daß
sie, Fritz von Baussnern und andere jetzt regelmäßig zusammenkommen,
mehrstimmi/g/ singen usw.; daß sie sich nicht mehr so zurückzieht. Also
Fritz in Jena? Am 7. <...> {Am 6.} kommt Cha nach Jena, Lyz/eum/
Nordschule. Agnes noch dort. Mutter schreibt von ihr.
12 [Sch]. Abschni/tt/ West. Goethes Farbenlehre gelesen und Randbemerkungen
verglichen. Auch Leni schickt mir eine Farbenlehre. Mutter schreibt,
daß Heinz gefallen.
18. [Th]. Zuerst Heidrich unten, später Radsch. Der neue Leutnant*
Schubert. Wenig ausgegangen. Schönes Wetter. Ein Pferdeappell, ein
Gasmaskenappell und Stinkraum. Mehrmals abends wird Retzowichs Geburtstag
durch Saufen gefeiert, ich geh' nicht mit. Am 19. Kammermusikabend in
Neustriegau vor dem Major von Platen. Ich fahre mit Heydrich hin. Schönes
Programm, Beethoven, Haydn. Boss spielt selbst die 1. Violine.
Unglaubliches Benehmen der Offiziere; noch ganz nüchtern plaudern sie
dermaßen, daß man von Musik kaum Genuß haben kann. An Flitner
geschrieben, hierüber und über Heinz. Wir wollen uns bei der Besprechung
der Hochschulkurse in Conflans treffen, am 29. Ich gehe deshalb schon am
23. in Stellung. Chas Bilder kommen; sehr verschieden. Agnes schreibt von
dem schönen Abend, als Leni, Fritz von Baussnern usw. auf der Lindenhöhe
waren. Cha schreibt ausführlich und erfreulich von Jena; sehr viel
Arbeit,
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schöner Kriegsberichtabend von Stay.
23. [Sch]. 5h hinauf geritten und 7h Seidel abgelöst; Abschni/tt/ West.
Mehrmals wird abends auf den Hirschgraben geschossen. Auch sonst allerhand
los. Heydrich und Seidel sollen vor dem Divisionär nicht gut Bescheid
gewußt haben; hoffentlich besucht er mich nicht morgens zu früh.
Ich studiere weiter die Farbenlehre (<...> histori/scher/ Teil); fange mit
Agnes' Bruuns "Vom Bosporus" an. Am 23. überlege ich, ob ich mit Cha
noch weiter korr/espondieren/ soll; es fällt schwer und bleibt notwendig
unlebendig und daher bedeutungslos. Doch setze ich es fort, um das 1.
Wiedersehen unbefangener zu gestalten.
Am 26. Meldung zu Fliegern; ich gehe ins Friedenstal und überlege mit
Radsch; <...> {kaum} Aussicht, zur Gebirgs MGA zurückzukommen; ich <...>
gehöre nicht in den Schützengraben, meine Fähigkeiten gehen nach anderer
Richtung. Radsch ver*steht* mich und will mich melden.
<...> [Th.] Sa. 29. Früh noch geritten. Muß zum Arzt, wegen
Fliegermeldung. Schleunigst mit Schubert nach Neustriegau geritten.
Untersuchung. Dann in Hast  gewaschen, umgezogen. 2 Stunden nach Mars la
Tour mit Wagen gefahren; warme Sonne auf den Feldern, auf den
Strassenwällen herrliche Blumen (Wiese, rote, gelbe und die blauen).
Unterwegs Mutters Brief über Cha gelesen. Nach Conflans gefahren. Dort
Flitner . 3-4 spazieren, über Blühers Wilamowitz und Naturfemin*ismus*.
4-7 Besprechung der Hochschulkurse. Ich sitze bei Flitner, bei der
philosophisch*-histori/schen/ Sektion. <...> Dort auch Worringer, von dem
mir Flitner schon erzählt hat, Prof/essor/ Weihe aus Leipzig
(*Artillerie*gefreiter, richtige Muschiksgestalt), ein Hauptmann
(eigentlich Philologe); abends sitzen wir noch zusammen. Da auch der
Physiker Schulz vom Schulmeßtrupp; wir besprechen <...> die Methode dieses
Trupps. Er liest vielleicht über Schwingungslehre, durch die ganze Physik;
vielleicht kann ich ihm dabei assistieren. Abends spät nach Thiaucourt
gefahren. Zu Flitners Batterie gegangen. Wir sind 
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müde und durstig. Essen in Hauptmanns Wohnzimmer zu Abend. Flitner liest
mir aus einem Brief von Leni vor. 
So. |30| Auf Hauptmanns Veranda gesessen; über Freideutsche Jugend.
Abgestürzte Flieger besehen. Batterie besucht, bei Leutnant* Reiss Kaffee
getrunken. Wieder hinunter. Unterwegs von Heinz, dem Mädchen, Mutters
Meinung. Erotik im Sera Leben; Blüher, hat er inbezug auf uns Recht? Sind
wir "Verschrobene M. B.?" Auch abends noch hierüber; auf den kahlen Hügel
hinüber gegangen. Über die sex. Enthaltsamkeit; mögliche Gründe.
Blüher bestreitet unser Recht, über Frauen zu urteilen. Inwieweit mit
Recht? Über Frauentypen; höhere Madonna, Kellers Judith. Über das
"polygame Moment", nacheinander, gleichzeitig, auf dem Zimmer noch
weiter gesprochen. Leni. 2h zu Bett. 
Mo. 31. Flitner begleitet mich im Wagen bis Benoit. Über Goethes
Farbenlehre, Flitner stimmt meinen Thesen zu; glaubt: mehr Physikkenntnisse
als Voraussetzung nötig. Von Schellings Naturansicht (ins Dasein Treiben
des Absoluten), der Goetheschen verwandt.
1. VIII. Goethes Farbenlehre zu Ende durchgearbeitet, auch die "Sprache der
Prosa". Von MH Auszug aus Malotkis Arbeit über Goethes Farbenlehre
bekommen. Diese sowie Gedenkblatt an Heinz an Flitner geschickt, über
Elfriede Oertel geschrieben.
Zoth, Mischfarben gelesen.
Fr. 4. VIII. Auf Seidels Wunsch schon heute hinauf. Hier oben ist's
angenehm kühler als unten.
[Sch]
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An Cha geschrieben, ohne ihren Brief abzuwarten. Von ihr sehr nette
Aufnahmen (Ursula, Mutter, Agnes) aus dem Jenaer Garten. Frischer Bericht
(über Förster - Nelson). Machs populäre Vorlesungen gelesen
(Ökonomie*prinzip*, Erhaltung der Kraft (Wärme-Energie interessant!),
Doppelknall).
Mo. 7. Von Cha ausführliche Briefe (wieder freie Tage in Jena, das Singen,
Fritz, Leni, Wollmann). 
An MH und Freyer über Farbenlehre und Bruun, Vom Bosporus, gelesen.
Nachts von Cha, Mutter, Heinz geträumt.
Warme sonnige Tage. Oben um die Veranda lasse ich Schattenzweige stellen.
Die sonnige Luft ist im Wald hier sehr drückend. Lese bei Bruun von
Insel.
Mi. 9. An Fränzel geschrieben.
In der Stellung einmal Hauptmann* Matteson getroffen, macht bei allen
Gewehren Gasalarm, geht ihm nicht schnell genug. Oberstleutn/ant/ kommt
einmal bei mir im Hirschgraben vorbei: schlechte Führung der 22 K. (es
sind Diebstähle usw. vorgekommen).
<...> 9. Abends Befehl; Gewehr 12 und 14a nach 10 bez. 14; Gewehr 13
(Beimer) nach 22C. Spät abends noch Umzug. 
10. Bedeckter Himmel. Bearbeite *Inter*ferenz, Doppelknall.
[Th] 11. 5h abgelöst; mit Paech hinunter; unten Heydrich und <...>
Schubert.
Mit Heydrich Urlaubsmöglichkeit besprochen. Darüber an Cha geschrieben.
So |13.| Geht Heydrich hinauf. Ich bin der älteste unten. Schreibe Aufsatz
über "Theorie des Doppelknalls" mit Zeichnungen; will's vielleicht Flitner
zum Geburtstag schenken. Chas Bild (sitzend).
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Ich schreibe Briefe, längst geschuldete, auch an Margret. - Tagesdienst,
Quartiere und Wache revidiert; neue Fliegerwache.
Di 14. 15. Mit Paech und Schubert im Dienstanzug nach Neustriegau, weil
nicht bei den Beerdigungen. 
Tagesdienst, Abends revidiert.
Mi. 16. "Doppelknall" an Flitner geschickt. Von Cha ausführlicher Brief,
noch nichts vom Urlaub; hat Briefe von Jutta, Grete, Agnes, Medel, dabei;
und Bilder vom Jenaer Haus. 
Witte, Raum und Zeit (Relati/vi/tätstheorie) angegangen. Sonst wenig
{(Laurids' Bosporus zu Ende, einiges im Mach)} gelesen diese Tage. Heute
Drusitz angekommen.
[Sch]. Do 17. 5h abgelöst. Abschni/tt/ West. Heydrich kommt ganz kurz
herein, glaubt mir damals alles übertragen zu haben. Marburger Tagung und
Witte (Raum und Zeit, R/elativi/tätstheorie) gelesen.
18. "Der Kanzler", Bismarck Buch, gelesen. Regen, Chas Bild (großes)
bekommen.
19. "Der Kanzler" zu Ende gelesen; ergreifend. Nachmittags* Urlaub
eingereicht, abends genehmigt, an Cha geschrieben.
So |20| An Leni geschrieben; an Pastor Le Seur geantwortet.
21. Chas Fotos aus Schwarzwald und Jena. Nachmittags* Witte exzerpiert.
Abends an Eva geschrieben.
22. Fichte angefangen. Nachmittags* aus Witte Z I und Z II quanti/ta/tiv
bestimmt, abends R II.
<...> [Th] {Mi } 23. 5h abgelöst. Werd' morgen schon fahren! Bücher und
Wäsche gepackt. Ortsdienst. 
Do. 24. 12h nach Vigneulles. Von Metz bis <...> Saarbrücken mit Flitners
Kamerad Reiss zusammen gefahren.
Fr. 25. 6h in Jena. (siehe besonderes Blatt) [= 015-71-11:17]
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Sa. 2. IX. 12h von Jena. In Oberstein (hinter Kreuznach) übernachtet.
|So |. 3. Zugfahrt nur bis Benoit, ½ 5. Wagen kommt nicht. Bis Vigneulles
mit Kameraden gefahren, dann gelaufen. Brauche die [Th] Nacht noch nicht in
Stellung.
Mo 4. Regen. ½ 8 Unterr/icht/. Später instruiert uns Radsch am
französischen* Gewehr Kein Dienst. <...> Viele Bücher sind gekommen.
Brief von Cha, von der Reise nach Bargen*stedt*. An Mutter kurz
geschrieben.
Di 5. ½ 8 Unterr/icht/. Später instruiert uns Radsch am französischen*
Gewehr (Heydrich, Paech, Schubert). 
Mein Koffer da. Mutters Eingemachtes noch heil. Quantentheorie gelesen,
abends: Frei*deutsche* Jugend (Jodanns Artikel; Grafenbund), und Jodanns
"Schriften zur Jugendbewegung". Abends kommt Radsch aus Neustriegau mit
neuen Vermutungen. Regen.
Mi. 6. Klarer Himmel. 9-½ 11 Exerz/ieren/, 4 Offi/ziere/. Vor- und
nachmittags* Brief an Pastor Le Seur für Mutter abgeschrieben. Jodanns
Schri/ften/ zur Jugendbewegung gelesen. Abends 8h nach Neustriegau,
*Regiments* <..>. Unter*halt*en mit Oberl/eutnant/ Leuscher, Schubert,
Bassler, Paech. 2h zu Bett. 
Do 7. ½ 8 Unterr/icht/. 9 Exerz/ieren/, Radsch und 5 Zugführer! Es wird
wohl nicht mehr lange dauern, wir packen. {An Mutter geschrieben und Brief
an und von Le Seur,} abends mit Heidrich nach Maurice, Kino. 
Fr 8. 9 Ex/erzieren/. Nachmittags* mit Heydrich und Schubert spazieren
geritten. Gepackt. Morgen schon hinauf, damit die anderen auch packen
können.
Sa. 9. 4h mit Heydrich und Drusitz in Stellung geritten. [Sch]
Winterstellung. Geschlafen. Geschrieben. Frei*deutsche* Jugend (August Sept
) gelesen. Ricarda Huch gelesen; mit Gewehrführern Ablösungsmaßnahmen
besprochen.
(Hierzu siehe auch "Diensttagebuch" im folgenden Notizbuch.)
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										025-71-11:17
[025-71-11:17 ist in 9 nebeneinanderliegende Spalten eingeteilt. Diese
Spalten werden hier in Zweierreihen nacheinander aufgeführt.]
Frei/tag/ 25. VIII 16.	Sams/tag/ 26
Ankunft in Jena	(Weg: Abhang, Wiese, links
Grete und Cha,	zur Horiz/ontalen/, oberhalb
6 mit zur Bahn.	Ziegenhain Kert, ebenso zurück)
Auf meinem Zimmer, bis Mutter	(Gespräch: Kl<..>, Arzt auf
auf*steht*.	der Hinreise)
Geschlafen.				
Gebadet.
______________________	______________________
	Tante Elisabeth besucht uns vor
	ihrer Abreise, Kuchen für mich.
______________________		______________________
Mit Cha auf den Berg.	(Weg: Schlucht von unten
Vorher:	Trüpers getroffen), rechts
Kaffee bei Trüpers.	Zickzack, Horiz/ontale/ nach (Weg: Schlucht,
rechts	rechts, hinauf zur Häckelhöhe,
Zickzack, rundherum. Schlucht	steil, dort gesessen, 
hinunter (?)) Bei Bauers-	Lichtenberger gesehen. Über
friede gelegen; vom Schützen-	Bauersfriede hinunter. 
graben erzählt, den  
Offi/zieren/, Kino usw.,
Karten gezeigt. 
______________________	______________________

Mutter und Cha bei mir;
Fichte vorgelesen.	Ebenso
Mit Cha Karpatenbilder	Mit Cha:
besehen.	Sera Bilder besehen.
			(?)

|Sonn/tag/| 27	Mon/tag/ 28
Bücher aufgeräumt.	Mit Cha zur Stadt*. Steueramt.
	Alleine ins Insti/tut/. Nur Wahl
	dort (Prof/essor/ Vollmer war einige 	Wochen dort und <...> auf 
	den Kanzler Wien; neuer Ton<..>; Gröner 	längst eingezogen; Brozesch
	abgestürzt. Wien und Vollmer
	bei Berlin).
	Treffe Cha bei Fritz; Bücher
	und Lieder
______________________	______________________
Fritz und Krougs bleiben aus.	Fritz und Krougs da.
______________________	______________________
Noch Bücher geräumt?	Lieder geübt.
Auf den Berg	Beim Kaffee über Förster;
(Weg: Schlucht, rechts	Egmont geht; mit Wolfgang gegen
Zickzack, links hinauf; oben	Fritz für Försters Konsequenz.
geradeaus links, Anemonen.	Auf den Berg. Mit Wolfgang über
Birnbaum, Bauern auf dem Feld.	die Frei*deutschen*; zuweilen
rechten Rand der Wöllmisse	Schamgefühl (Reformphilister
weiter durch die Kiefern. Dort 	oder Dogmatiker);
am Rand gelegen; warum ich 	Relativitätstheorie.
nicht so froh; <...>,der
<...> <...>. Zurück 
Ziegenhainer Rand, dann
gleichen Weg, Anemonen geholt.)
______________________	______________________
{Mutter und Cha Gedanken	Cha liest mir Björnson
von Schenkendorf, Kein <...>	(Synnöve Solbakken) vor
Tod <...>		
Cha Tieck, des Lebens	
Überfluß. (Schenkendorf, Mein
<...> <...>
(nicht zu Ende gelesen).	
Die/stag/ 29	Mi/ttwoch/ 30
An Fli/tner/ geschrieben 	Horizontale nach links, am 
(Physikbücher)(Weg: 	Weg zur Häckelhöhe unten 
Schlucht, rechts Zickzack,	gesessen (weil Cha müde); dann
Horizontal nach rechts; hinauf.)	doch weiter an der Horizontalen
oberhalb der Häckelbank am	nach rechts.
Rand des Abhangs liest Cha 	Schließlich hinauf) Bergastern
Heinzelbauer vor.	für Leni gepflückt.
(Ob morgen Kr<..> Frankenberger 	
kommt?)
______________________	______________________

______________________	______________________
Zu Cz. Da Leni beglückwünscht.	Cha holt die Brosche, die sie auf
In der Laube. Nach dem Kaffee 	der Horizontalen liegengelassen
mit Leni oben gesessen. Über	hat. Ich ruhe und
Bücher, Fritz, das Singen usw. 	lese dann etwas	
Lisi komm/t/, sie besehen	R/elativi/tätstheorie (für Kroug).
mexikani/sche/ Bilder. Mit	
beiden in der Laube gesessen.	
Mein Doppelknallgeschenk	
an Fli/tner/.	Mit Cha auf den Birnbaum.
Sommerakademieplan am	Aus Gaienhofen erzählt.
Walchensee.	6h Krougs, Fritz, Leni und Lisi.
	{Wir gratulieren Leni; wir 
	sitzen unten in der Laube über 
	dem Abhang.}
	Cha zieht statt* des gelb-weißen
	wieder das blaue an (auf meinen 	Wunsch).
______________________	______________________
In Mutters Zimmer ihr und Cha	Später kommen Hilde Roh, Else
Periklesrede vorgelesen.	Hoermann, {Frau P<..>it} Frau 
Mutter unbefriedigt 	Wolf, 2 Studentinnen. Gesungen, 
(Unsterblichkeit).	Fritz dirigiert; Bachchoräle,
Hölderlins Gedicht.	3-stimmige Lieder. Egmont und ich 	Baß. Cha singt
schön, aber 	ungeschult.
	Abschied am Gartentor oben.
______________________	______________________
Donn/erstag 31.	Frei/tag/ 10. IX.
Regen. Im blauen Zimmer. Ich 	Cha geschrieben. 
¼ Stunde hinauf. Entschließe 	Ich mit Mutter im 
mich endlich. Hinunter. Bruch. 	Eßzimmer. Sie gegen den Bruch, 
Mutter sieht uns sitzen. Ich  	will Entscheidung 
lese den beiden Müller "Losung"	hinausschieben. Ich sehe 
vor. Mutter geht. Uns hat's 	nicht, wie das möglich 
gestärkt.	ist.
Ich gehe oben in Mutters Zimmer.	Sie erzählt von Agnes und 
Mit ihr gesprochen. Ihr sehr 	Reinhard. 
hart; erschrickt. Ob ich weiß, 	Ich werfe ihr Unentschiedenheit
was ich zerstöre; mein Tod wäre 	vor, will Klarheit haben. 
nicht so schlimm. Erzählt von 	Welches Glück ich von mir 
sich (Schwankung im Gefühl).	gewiesen habe; das sei gleich,
	man müsse nur richt/ig/ handeln.
	Daß ich keine Fehler etwa	bemerkt habe.
______________________	______________________
Nichts gegessen.
______________________	______________________
Mutter kommt zu mir, will 	Ich sehe in den <...> Garten
lieber nicht zu Cz. Geht zu	hinaus, zögere. Sie fragt, was 
Cha. Ich dann auch. Ich sage, 	wir tun wollen. Auf ihr Zimmer.
ich sei ganz ruhig und gehe	Ich gehe häufig auf und ab, 
jetzt* zu Krougs.	schüttle die Starrheit von mir.
Wir wollen gehen. Ich will mit	Es wird heller zwischen uns. 
Mutter hinaus. Cha bittet mich, 	Warum sie mir keine Vorwürfe 
zu bleiben {hänge immer am	mache. Ob ich die neuen Bücher
Fenstergriff}. Ich soll nicht	von ihr annehmen will. Ob sie
das Gefühl haben, die Mutter wolle	wirklich <...> denke, daß ich
vermitteln. Ich sage ihr: meine	nichts mehr von ihr wissen 
<...> der Unentschiedenheit 	will. {Ich möchte gern
bekämpfe ich gerade in der	sagen, daß nicht alles aus
Mutter. Ob ich gedrückt sei.	ist zwischen uns, nur darf sie	
Nein, jetzt freier.- Ich 	sich dadurch nicht neue
mit Fritz bei Krougs. Mit 	Hoffnungen machen. Die
Wolfgang über Stetigkeit usw.,	Erwartungen hätten mich gerade		
Re/lativi/tätstheorie.	<...> schon immer
Mit Fritz zu Cz. Bei der 	gequält.} Auf den Berg. Abwechselnd          
Lesehalle treffen wir Mutter und	Solbakken gelesen. 
Cha. Wir fürchten uns, 		
nebeneinander zu gehen.	Disteln sind genug
Großer Kreis in der Laube.	gepflückt. Sie will nicht
Dann im Garten spaziert. Mit 	zu Huths, weil die jetzt nicht
Fritz und Lisi über 	ver*stehen* würden, warum es
Sommerakademie, Cha und Leni.	nicht ganz aus ist zwischen uns.
Dann im Zimmer. Auf dem 	Sonne; dann kühler; wir früh
Rückweg spricht Mutter	zusammen hinunter. Sie später
gegen Cz, wohl klug aber	"geschwisterlich"
äußerlich.	
Will uns zum Reden bringen, 	
ich kann nicht.

Ich sitze bis 1 auf.	Abends mit Mutter <...> Leben
_________	vorgelesen. Vorher beide in Eile 
	gepackt, uns vergnügt 
	geholfen.

Sams/tag/ 2
Wieder mit Cha zur Bahn.
In meinen Sachen gekramt.
Mit Mutter gesprochen und gesessen.
Daß ich so bedrückt bin; ich nähme
manches* zu schwer, weil sie damals viel
Sorge gehabt habe, wie die älteren
Geschwister mich aufnehmen würden. Nur 
müsse ich mich allem anderen Überflüssigen
(sie meint Leni) fernhalten, das sei 
meine Pflicht; denn dadurch habe ich 
dies verschuldet. Zum 1. Mal im Leben 
<...> <...> habe ich ihr Kummer gemacht. 
Aber sie sei nun beruhigt, und ich solle
mir keine Unruhe machen und 
fröhlich an meine Arbeit gehen.
12h fahre ich. 
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					025-71-11:18
So. |10| {Spielmann, Nordland und Germanentum gelesen} Björnson, Das Haus
Kurt, angefangen, draußen gesessen und gestanden, gelesen; eintönig,
unbequem, man <...> kommt nicht zum Schreiben. Abends Nachricht von Paech
(der für Heydrich nach Nord gekommen ist), daß ich ihn morgen früh
abzulösen habe. 
Mo. 11. 5h nach Hirschgraben und Abschni/tt/ Nord. 9h kommt Gurleit kurz,
der die neuen Offi/ziere/ durchgeführt hat. Bringt Befehl: Die
französischen* Gewehre bleiben oben. Später auch Hartwig. Nachmittags*
Besuch von Drusitz. Schöner, vertiefter und vermauerter Unterstand.
Schreibe an Becker und Buchenau. Brief von Mutter (mit feinem Brief (Agnes,
nach Chas Besuch) und Agnes. 
Björnson, Haus Kurt, gelesen.
Di. 12. Morgens den neuen Hauptmann durchgeführt (deutsche* Gewehre). Wird
wahrscheinlich 14. früh ablösen. Leutnant* Paech zu den 6. Grenadieren
nach Maurice (für französische* Gewehre). Nachmittags* besucht mit
Leutnant* von Drusitz. Schönes Wetter. Nachmittags* zum rechten Flügel.
Laue, R/elativi/täts/*prinzip*, gelesen.
Mi. 13. Zeitweise Regen. Vormittags* kommt Drusitz; Abschni/tt/ West
abgelöst; er fürchet, man läßt ihn mit den beiden deutschen* Gewehren
in der Winterstellung sitzen. Ich habe auch noch keinen Ablösungsbefehl,
rechne aber auf morgen früh 5h. Nachmittags* durch die Stellung. 
Björnson zu Ende. Verschiedenes in Laue, R/elativi/täts*prinzip*,
gelesen; mehr das Physikali/sche/, als das Mathemati/sche/. Leider macht er
sich mit dem Logi/schen/ und dem Erkenntnistheoreti/schen/ sehr wenig
Kopfzerbrechen.
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					025-71-11:19
Wirkung: 18.11 (an die Frau) "Ich würde dir gerne schreiben, denn auch an
Zeit gebricht es mir nicht, aber an den Nerven liegt es, die mir meine
Gedanken manchmal ganz über den Haufen werfen, und somit zum Schreiben
keinen Sinn haben, denn die Tage von "Douaumont" haben tiefe Spuren
zurückgelassen.

14.IX - 24. XI. 1916
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					025-71-11:20
Tagebuch. [Sch] {Do} 14. IX. 12h Mitternacht, ein Unteroffi/zier/ kommt:
Wir werden noch diese Nacht abgelöst. 2h kommt Befehl herüber von Radsch,
4h Abschni/tt/ übergeben {Regen}. 5h mit Drusitz nach {Thillot} [Th].
Etwas geschlafen, dann gepackt. <...> Heut' nacht soll's los gehen, wir
bleiben im Westen. 130 Appell, Fahrzeuge nachgesehen. Gebadet. Gepackt,
Bücherkoffer nach Hause geschickt. Der Himmel ist klar geworden. Brief von
MH: <...> (über Nohls und Flitners Urlaube, Nohl will sich wieder mehr mit
eigenen Gedanken befassen; Bregazzi wieder in den Karpaten! <...>
Hinterlach *inter*essiert sich für Farbenlehre). Abends alle zusammen in
der Weinstube, gemütlich, Karten gespielt. 11 - 1 geschlafen. 
Do {Fr}. 15 Nachts 2 ½ Abmarsch; mit Oberl/eutnant/ Radsch vorn geritten;
wunderschöne Nacht, Vollmond. Lange Kolonne, die Leute sind in gehobener
Stimmung, unternehmungslustig, froh aus der Eintönigkeit herauszukommen,
und singen tüchtig. 6 ½ Marnlutter. Verladen. Nur kurze Fahrt bis
Sons<..> Post; Pferde und Fahrzeuge ausgeladen, die Tätigkeit erfreut
alle. Nach Ruproin. Durch die *Stadt* mit Musik, den *Regiments*chef <...>
gegrüßt, auf einer Wiese gelagert; Feldküche verteilt Essen. Wir warten,
bis Radsch Quartiere gesucht hat. Endlich nachmittags* in den Ort. Die
Burschen bringen unsere Zimmer in Ordnung. Alleine in den Hallen,
geräumige Zimmer am Hof; Radsch für sich ein Zimmer, neben mir, an den
Garten stoßend; von Drusitz, Hartwig, Gurleit, Schubert, Seidel und
Heydrich in einem anderen nahen Hause. (Wegen meiner Zahnschmerzen zum Arzt
gegangen; abwarten). 
<...> Die Hoffnung auf den Osten geben wir auf. Wir erfahren von der neuen
Stellung und unserer Aufgabe dort inoffiziell. Vielleicht geht's schon sehr
bald los. Bruun, Himmelwärts, gelesen.
Etwas geschrieben. Jetzt wieder herrliches Wetter draußen. Trotz einiger
Müdigkeit( die beiden letzten 
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					025-71-11:21
Nächte fast gar nicht geschlafen) gefestigte Stimmung: Es kommt etwas, wir
werden handeln und erleben.
Sa. 16. Regen. Offi/ziers/unterri/cht/ {Appell vor dem
*Regiments*kommandeur.} Später schreibt [sic] (kreuzt sich mit meinem
Brief; war war verwundet, jetzt Schmiedeberg). Nachmittags* gelesen, an
Becker geschrieben.
So |17.| Offi/ziers/unterri/cht/ (Himmungen), draußen; kalt. Im Gelände
exerz/ieren/.
½ 2 nach Constantin Ferme geritten, <...> Feldfliegerabt/eilung/ 44. 2h
Fliegervortrag. Einige fliegen auch mit. Leider komme ich nicht mit dran.
Leutnant* Löwenhard ist als Beobachter dort, zeigt mir Apparate und
Fotogra/fier/abteilung. Ich will nochmal hin später, um zu fliegen. 4h
Vortrag eines Arti/llerie/offi/ziers/ (zum Wirken der beiden Waffen).
Schönes Wetter, zurückgeritten. Abends noch Parade für morgen geübt.
Großer Brief von Mutter: der alte vom 2.9., von dem sie schrieb
("Kritik"), über meinen Le Seur Brief (11.9.) und der letzte Brief (12.9.)
über unsere "Nottage", Ursache und Folgerungen.
Abends sitzen wir alle zusammen im Zimmer der viere. 
Mo. 18. Regen. 8h unten, 9h Paradeaufstellung des Regiments* vor
Ex/er/zie/ren. Von Lochow, General der Inf/anterie/, Kommandeur der <...>
Angriffsabt/eilung/ Ost. Dann Parademarsch in Gruppenkolonnen auf der
Straße. Besprechung. Eindrucksvolle Persönlichkeit; harte Anforderungen,
aber warmes Herz für die Truppe. Durchgeregnet nach Hause. Geheizt,
umgezogen. An Mutter und Cha einen Brief geschrieben. Gelesen. Abends mit
Heydrich durchs Dorf gegangen.
Di. 19. Starker Regen. Vormittags* (Gottesdienst fällt aus) gelesen.
Nachmittags* Unterrri/cht/ (Himmungen), statt* Ex/erzieren/ (weil starker
Regen) Ladegriffe, machen die anderen Offi/ziere/. Fliegeranfrage, ich
melde mich, auch Schubert. Nordi/sche/ Novellen gelesen; Goethes
Kalendergeschichten (Kammertür, Wallfahrt). 
		(Fortsetzung siehe 9 Seiten weiter!)
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							025-71-11:22
aus Briefen (Fortsetzung)|: <...> der Brief von Mutter, Agnes, Cha.
Cha, 2.9.: Abschied von Jena, auch Meiner, Hölderlin, Schumacher.
Solbakken. Fahrt nach BN.
Mutter, 4.9.: Jugend*geschichten* (Gewissenhaftigkeit). Will nicht tadeln,
sondern helfen. Was bestimmt ist, wird auch selbst wachsen, nur das
Hindernde muß weg. Laß' der Sache ruhig Zeit. Gestern Kritikbrief,
hierbehalten. 
Mutter, 7.9. Antwort auf meinen vom 4 und Cha wieder da. In den "Nottagen"
die Mutter zuerst versagt, während Agnes und Cha verstanden. Umweg in den
Norden (betr. Cz). Davon ganz abgekommen; <...> Leichter ums Herz. Chas
*Tät*igkeit im Lyz/eum/; Pfarrer Ernst aus Weimar, im Okt/ober/ Examen.
Chas Los "Stärkung der Wehrmacht", Tränen der Freude; hatte schon Sorge,
ob mir ihr Gruß recht . - Rugard krank zurück. Tante Tine zieht nach
Jena. Tante Tine und Onkel Willy (10 Jahre ohne näheres Ver*hält*nis).
Segen der Nottage: Einander näher gekommen. 
Agnes an Mutter, 4.9. Cha gekommen, ihr erzählt. Chas Auffassung. Blüte
nicht gebrochen. Mutters Brief an Agnes (über Cz); Unrecht gegen Rudi,
keine andere steht* im Weg, selbst gesagt. Im Vaterland* alles in allem.
Cha ver*steht* ihn so gut. Für ihn innere Notwendigkeit, nicht andere
Menschen. Cha, Müllers Losung; möge auf der Lindenhöhe bleiben. Rudi mir
näher gebracht.
Agnes, 8.9. Cha nicht gebrochen; ruhig und fröhlich. Mutters Brief, andere
Auffassung, traurig. Cha mich aufgerichtet, an*statt* ich <...> sie. Durch
Chas Erzählen andere Auffassung und Verständnis. Cha keine
Zukunftshoffnungen, sondern an die Arbeit. Ich meine, braucht nicht
plötzlich alles auszureißen. Veckers Parzival. Hölderlin; Perikles;
Schumacher. Josua (Band der Schlacht).
(die 3 folgenden Cha geschrieben; der erste auf meinen Wunsch.):
Mutter, 2.9.: Mein und Chas Abschied. Pflaumenbäume. 3.9. Hotel, vorher zu
Haus gesprochen!
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							025-71-11:23
(aus Brief): Mutter, 16.9. Aus Chas Brief an ihren Vater »2 sie mir
vorlas, etwa so: Von meinem Freund Rudi höre ich nur durch seine Mutter;
er steht* als Leutnant* vor Verdun. Die im Kriege Stehenden sind durch
ihren Einsatz für das Vaterland* und durch ihr Erleben so hingenommen,
daß alles Persönliche dagegen zurücktritt." 
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							025-71-11:24
Die Not mußte uns innerlich verbinden; wie schon die im Kriegsjahre. Wir
sehen Abgründe in uns selbst; Aufgeben des Vertrauen auf das Eigene. -
Möchte jetzt aussprechen, damals fast betäubt. Will helfen, nicht tadeln.
Pflicht der Treue, wer Liebe erweckt hat. Vor sich selbst Untreue zugeben.
Schwerer als wenn du gefallen (durchstrichen; denke jetzt anders). <...>
Mein Schmerz, nur durch die Hoffnung gemildert. Dein Wille gut, Erfahrung
fehlt; die Mädchenfreundschaften schädlich. Loslösen nötig; bist dies
Cha schuldig; nur Kriegs- und *Wissenschafts*aufgabe. War froh über deine
Wahl, jetzt selbst weggestoßen. Geschichte von Maria, Unzuverlässigkeit
der Gefühle (später: hat wenig zu bedeuten). Erotik für jeden
schwieriges Neuland; Unerfahrenheit; mütterlicher Rat.
Mutter, 11.9. (war länger) Dank für Abschrift. Begriff "Sünde"
ausschalten. 2 Wege, gut zu finden; eigene Erfahrung und Wahrnehmen des
Göttlichen in anderen Menschen. Meine Unvollkommenheit. Magdalena.
Unterstützung des Guten, von den Eltern, so von Gott. - Deine geringe
Wertung der Bibel (hebräi/scher/ Klassiker). 
Mutter, 12.9. Ich bete "Leit' in deine Wahrheit* mich"; Vertraue alles, was
ich schreibe, wird das rechte sein. Riet vor 4 Jahren zur Zurückhaltung,
dagegen trafst Entscheidung. Sie hat sich dir als Führer hingegeben. Nun
erblüht. Den Segen willst du wegstoßen. Damals erkanntest du den
Frühling nicht; jetzt nicht, was du zerstörst. Cha tapfer, aber tief
getroffen. Eingewurzelt, nicht möglich herauszulösen. Tod des Geliebten
ist leichter. Psychologi/sches/ Verständnis versucht, 3 Möglichkeiten: 1)
Krise erleben; spätere Lösung möglich. 2) Mädchenfreundschaft unrecht;
Forderung. 3) "Dörpfeldsche Zug", *Inter*esse nicht für den gegebenen
Kreis, nur nach außen. Durch Tod der Mutter zur Erfüllung der Pflichten
im engen Keis gekommen. Cha als angehörig empfinden. Cha trägt Dörpfeld
Art und versteht sie. Hält sich an geistiger Beziehung, wo persönliche
versagt (Le Seur Brief). Mein Vater hierdurch die schwerste
Lebenserfahrung. Segen der Notzeit; Gegeneinander geöffnet. Ethi/sche/
Übereinstimmung; daher Zuversicht, du denkst wie ich über die Forderung,
Treue. Das Seeli/sche/ stimmt; das Physische ist schwankend; etwas
Rätselhaftes.
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							025-71-11:25
(aus Brief:) Mutter, 22.9. Auf meinen vom 18. ("klare und kurze Antwort"
auf ihren langen). Durch Parzival besser verstanden. Wernle, Jesus.3 Cha
nach dem Examen vielleicht Freiburg. Erfreut, daß nichts zu Ende, bei Cha
nichts Gekränktes. <...> gegen <...> Cz (weg/en/Leni). Wieder unbefangen.
»Als deine Freunde sind sie mir wert. (Nicht als deine Familie zum
Einwurzeln).«
MH, 5.X. Fränzel Sept/ember/ Urlaub, in Jena umgesehen. Kremers seit
Sept/ember/ Somme. Nohl, Hochschulkurse, will über Pädagogik und
Ästhetik lesen; nächstens wird Aufsatz von ihm verschickt.Freyer,
Berlin Sanatorium, Dampferausflüge; Bibliothek arbeiten versucht, ging
noch nicht. Glanz Rostek Lyz/eum/. Hinterbach, Pierrich (Farbenlehre!).
<...> Ruge, Leutnant*! Darnowitzer. Fritz von Baussnern, 1. Theologie
ex/amen/ bestanden, für 4 Wochen Frankfurt.

1 Carnap wechselt bei der Schreibung dieses Namens zwischen "Heidrich" und
"Heydrich".
2 Dieses Zeichen verwendet Carnap manchmal, um Einfügungen zu markieren.
Offensichtlich hat er hier vergessen, die einzufügenden Wörter "aus dem"
hinzuschreiben. 
3 Paul Wernle, Jesus, Tübingen 1916. 
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