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I - V 1916
Tagebuch. 28.I.16. Fr. abends von Döberitz weg. Mit Margret ins deutsche*
Theater, Judith. An der Spree entlang spazieren, die Lichter am Ufer und
über der Stadt*.
Sa. 29. Vormittags* einkaufen. Nachmittags* mit Margret und Herta zu Lisi,
dann alle ins Marionetten-Theater, Lustspiel Abendessen bei Margret, auch
Herta.
So. |30.| Ausflug mit Margret, Herta, Ruge, den 4 Schweizer Freischärlern,
Schulz. An der Havel> entlang, auf Spandau zu. Nachmittags* mit Ruge nach
Steglitz gefahren, und dort Abschied genommen. Abends mit Margret und Herta
bei Lisi. Sie hat Maiglöckchen (!) für mich im Freien gepflückt. Margret
nach Hause gebracht, Abschied.
Mo. 31. Vormittags* am Görlitzer Bahnhof Zug verfehlt. Lisi ist da, mit
ihr spazieren, unter den Linden, Un/iversi/tät, Bibliothek, Schloß, ums
Schloß usw. Im Vegetari gegessen, Abschied. 3h mit Faber zusammen nach
Hirschberg gefahren. Dort 9h Reinhard und Agnes am Bahnhof. Nach Warmbrunn.
Noch gemütlich zu Hause.
Di. 1. II. Vormittags* nach Schmiedeberg. Gemeldet. Der Oberstleutn/ant/
sagt, wir seien irrtümlich hergeschickt, wir gehören nach Oberstaufen
(Allgäu), die hiesige MGK gehört nicht zur Abteilung und stellt nur
Ersatz für bestimmte Gebirgs MG Züge. Abends bei Krieke gemeldet. Ich
soll in der 1. Komp/anie/ Dienst tun.
Mi. 2. Nach dem Vormittagsdienst kommen Reinhard und Agnes. Spazieren,
<...> Kapelle. Nachmittags* nach dem Ex/erzieren/ Kaffee getrunken, dann
nach Hohenwiese, den Sanatoriumsneubau besehen. 8h fahren sie zurück. Auf
diese Weise komme ich hübsch um den "Kasinoabend" herum. Grabsch
getroffen.
[Fortsetzung: 025-71-10:3]
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025-71-10:2
Gelesen: (Süddeutsche Monatshefte), Skandinavien, K
Ibsen, Brand K Krotoschin
Rohrbach, Weltpolitisches Wanderbuch K
Münchhausen, Balladen P (Oberrad)
-, Der deutsche* Soldat im Spiegel der Zeitgenossen K
-, Vom deutschen* Michel (6. Liebesgabe deutscher* Hochschüler)
(Tat), Febr. und März K
Le Seur, Predigten über das Glaubensbekenntnis G
Livonius, Feldausrüstung des Offi/ziers/
Avenarius, Kriegsratgeber 15/16 K
Meisel-Hess, Sexuelle Krise K
Müller-Lyer, Phasen der Liebe (Eine Soziologie des Verhältnisses der
Geschlechter) (Lange, München)} 3,50 5,-
Blüher, Philosophische* Voraussetzungen der exakten Wissenschaften*.
(Barth, <...>, 07) 6,50
Lotzera, <...> Frost, Preußi/sche/ Prägung (S. Fischer, Berlin)
Engels, Mathem/atische/ Unterhaltungen und Spiele. 1910. 1 Bände I. Leinen
7,50
Batke, Soldatenlieder von Löns (Diederichs) 0,60.
Kierkegaard, Entweder oder II.
Messer, Die Frei*deutsche* Jugendbewegung (Beyer und Söhne, Langensalza)
0,50 10.V.
Goetheheft, siehe "Tat"* 138
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025-71-10:3
Do. 3. Übung bei Bärndorf-Neudorf. ½ 3 erst Essen. Dann nach Warmbrunn.
Fr. 4. Nachmittags* "Nachtübung" 1-10 bei Fischbach; stehe mit Oberjäger
Posten am Wege nach Södrich, kalt und sternenklar.
Sa. 5. Ausgeschlafen. Nur nachmittags* Revision Gewehrreinigen.
So |6.| Warmbrunn, Agnes und Reinhard besucht. Vormittags* im Park
spazieren, und fotogra/f/ieren lassen, zu dreien und allein. Nachmittags*
nach Giersdorf gefahren, zum <..>fall gegangen. Dann schöner Blick von der
goldenen Aussicht. Wolken über dem Kamm; Mond, Venus und Jupiter.
Di. 8. Übung bei Stonsdorf. Ich marschiere mit meinen zusammen 3¼ Stunden
hin, öffne den Befehl, da kommt schon Krieke; der Gegner ist längst da,
die Übung wird abgebrochen. Becker fährt zum Kursus.
Mi. 9. Große Übung Dreistein - Mittagsstein; wir zu Fuß im Schnee
gestapft. MG auf Schlitten, unsere Komp/anie/ auf Ski. Nachmittags* ist von
Schmude da. Abends mit ihm, seiner Schwester, Dr. Gasse, Krieke und
Lojen<..> lange Karten gespielt.
Do. 10. Schnee! Vormittags* Ex/erzieren/. Nachmittags* Warmbrunn. Fr.
11. Komp/anie/ Skiübung an den Grenzbauden.
So. |13|. Vormittags* Kirchgang. Mittags alle in 2 Schlitten nach
Brückenberg (über Krummhügel). Mit Güttler Ski K<..> hinter dem
Schlitten. In Brückenberg Ziel des Skirennens, mehrere von unseren
Soldaten (Hampelbaude- Prinz Heinrich Baude - Brückenberg 32 min) im
Sanssuci Kaffee [sic] getrunken. Kirche <...>. Abfahrt. Im Goldenen Frieden
Abendessen. Bei Mondschein Rückfahrt, rasches Tempo, in 35 min zum
Goldenen, schöner harter Schnee, mit Lellinker Ski K<..> hinter dem
Schlitten.
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025-71-10:4
Mo. 14. Scharfschießen hinter Dickersbach. Auf Ski, schlechter Schnee.
Di. 15. Nachmittags* Komp/anie/ Ski Übung: halbwegs Grenzbaude und
zurück. Abends Neuschnee.
Mi. 16. *Artillerie*dienst. Zum ersten Mal warme Bude. Geschlafen.
Do. 17. Ausgeschlafen, die Komp. ist mit Skiern weg. Gerechnet. Gelesen.
Fr. 18. Morgens Hör' ich meine Versetzung nach Krotoschin. Nachmittags*
entläßt mich Ulitz vom Ex/erzieren/. Fahrplan studiert.
Sa. 19. Gepackt. 11 ½ Offi/ziers/besprechung beim Chef. Gepackt. 3h nach
Hirschberg, einkaufen (Säbel, Tschako). Mit Agnes und Reinhard nach
Warmbrunn.
So. |20|. {Geburtstag gefeiert} Im Park spazieren, mittags an Mutter und
Eva geschrieben, nachmittags* Giersdorf-Agnetendorf, viel Neuschnee,
Skiläuferinnen, Abschied vom Gebirge Schnee und Ski. Zusammen Notker
gelesen, Abschied. In Schmiedeberg Abschied von Grabsch, erzählt von Renz
und Löwenhart und seiner Inf/anterie/zeit. Faber ist da, wir müssen über
<..>mukale lachen, Galgenhumor.
<...> Mo. 21. Gepackt. {11h} mit Faber gefahren. 4-6 in Breslau, einkaufen.
9h Krotoschin. Durch die dunkle Stadt* in den Weißen Adler spaziert;
warmes Zimmer, oben geblieben.
Di. 22. 11h zum Bataillon*, ½ Stunde spazieren, dann nochmal; der Major
ist da, hat an die Brigade geschrieben, ob ich nicht zu den MG nach Posen
soll; einstweilen zur 3. Komp.; Komp/anie/führer kann nicht hinaus,
starkes Pferd vorhanden. 1h gemeinsames Essen; als ich komme, sitzen schon
alle; recht ruhig, oh Schmiedeberg! Mit einem <...> Kameraden noch ins
Cafe. Gelesen, Geschrieben.
Mi. 23. Morgens 23 km Übungsmarsch, es bauen 9 ab, die Leute sind doch
sehr
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025-71-10:5
wenig gewöhnt. Abends Bierabend. ½ 8 - ½ 11 bleibe ich, Trotz meiner
Z<..> werde ich endlich etwas wärmer mit der [sic] Kameraden. M/ir/>
wird wohler.
Do. 24. ½ 7 Abmarsch. Vorposten Aufstellung mit Leutn/ant/ Schäfer.
Besichtigung durch den Major. Der hat offenbar nicht sehr viel *Inter*esse
am Dienst. Nachmittags* Turnen, dann in der Bahn den "Vilam" geritten, und
etwas hinaus. Wagenpferd, für schweres Gewicht, scheut vor einem
Bahnviadukt usw. Aber schönes lebhaftes Tempo. Abends geschrieben,
gelesen.
Fr. 25. Vormittags* Schulschießen. 3 Stunden Aufsicht. 215 Abmarsch zur
"Nachtübung". Auf "Vilam" mitgeritten, Er geht draußen in famosem
lebhaftem Tempo und ist unermüdlich. 5h Vorpostenstellung. ½ 6 geht Blaue
(Leutnant* Schäfer) vor. Es ist schon dunkel. Langer Heimweg, ich reite
hinterher, durch die stillen Dörfer. Nur einer baut ab. Vor 9h zurück.
Morgen dienstfrei.
Sa. 26. Ausgeschlafen. 4h nach Golina, ein Wagen holt mich nach Obra ab.
Dodo; ihre Tante. Mit Dodo im Musikzimmer geplaudert; abends mit der Tante
zusammen den neuen Heeresbericht, Kriegskarten. <...>
So |27.| Ausgeschlafen. Mit Dodo etwas spazieren; dann Aufsicht im
Kochstall. Pferdestall. Nach Mittagessen Karte geschrieben an Eva, Leni,
Lisi, MH, Misch. Etwas über unsere Zukunft und mögliche spätere
Geselligkeit gesprochen. Zuweilen, wenn Dodo zu tun hatte, Münchhausens
Balladen gelesen. Abendessen. ½ 8 zur Bahn gefahren.
Mo. 28. Vormittags Ex/erzieren/ auf kleinem Platz. Mittags
*Artillerie*dienst. Wache aufziehen lassen.
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025-71-10:6
Nachmittags* Spazierritt im Sonnenschein; Ex/erzier/platz, Walz, S<..>ow,
Richtung Kobierno. Abends Schlachthofwache revidiert. Gelesen (Skandinavien
Heft der Süd*deutschen* Monatshefte).
Di. 29. Vormittags* ex/erzieren/ auf großem Platz, mit Pferd. Nachmittags*
Ziel beim Teich.
Mi. 1. III. Übungsmarsch mit Gefecht bei Dom<..>; zu Fuß. Nachmittags*
gerechnet. Dir Abr<..>
Do. 2 Unterri/cht/, Ex/erzieren/ bei großem Platz; nachmittags* Turnen.
Dumer ist Komp/anie/führer.
Fr. 3. Schulschießen; 4h Nachtübung bei Dzierzanow. Leutnant* Schäfer
kommt heute zur 1. Komp/anie/. Danz führt jetzt unsere 3., Dumer ist
wieder Zugführer und darüber recht ergrimmt und dienstunlustig.
Sa. 4. Dumer meldet sich krank. Ich alleine mit der Komp/anie/ zum großen
Ex/erzier/platz. Nachmittags* geschrieben, will ausreiten, doch wird das
Pferd nicht mehr hergegeben.
So. |5|. Gebadet. Dodo hat abtelefoniert. Nachmittags* den Brief an Pfarrer
Le Seur abgeschrieben.
Mo. 6. 7h Unterri/cht/. Ex/erzieren/ auf großem Ex/erzier/platz.
Nachmittags* 3h Munitionsausgabe, um falsche Patronen <...>. Vom Major
Erlaubnis fürs Pferd geholt. Dodo hat geschrieben. Sie war allein und
"richte sich nach der> Sitte des Hauses". Nach <...> Kriegskarten die
Stellung bei Verdun eingezeichnet. In "Tat" gelesen.
Di. 7. Übungsmarsch, <...> Chewalinkow, mit Gefecht im Krotoschiner
*Stadt*forst. Zu Pferde. Nachmittags* Ziel am Teich, mit Leutn/ant/ Danz,
dem Komp/anie/füher.
Mi. 8. Ex/erzieren/ auf dem klei/nen/ Platz, mit Leutn/ant/ Danz.
Nachmittags* dort Turnen usw.
Do. 9. Vormittags* Leutnant* Dumer auf großem Ex/erzier/platz.
Nachmittags* frei. Feldausrüstung geschrieben.
Fr. 10. Vormittags* Schießen. Nachmittags* Nachtübung am Kammerhof mit
Leutnant* Dumer. 345 - 645. {Die Leute sind in Stimmung, weil's bald
hinausgeht.} Sachen vom Offi/ziers/verein bestellt.
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025-71-10:7
Sa. 11. Dienstfrei. Geschrieben. Wache gestanden. Sachen aus Jena bestellt.
Bücher bestellt. Fidusbilder bestellt. Heute werden die Leute
eingekleidet, vom Bataillon* 500. von unserer Komp/anie/ ziemlich alle.
So. |12| 11h nach <...>. 3h in Metzopolda. Die Tante noch sehr jung und
frisch; <...> und herzlich, sie küßt mich gleich. Die alten Zimmer.
Erinnerungen von vor 17 Jahren kommen wieder. Frau von Reichenberg
("Siggi") und Frau von Blücher ("Loni"). Jene lange im Laz/arett/ gewesen,
Hilfsschwester; sie spielt Klavier. Nach dem V<..> durch den Wald spaziert,
dann Berta heim mit den alten Leuten und Kindern; die Schwester kennt
Mutter und Agens. Dann zu vieren das Spiel mit den Holzringen, sehr lustig.
Abendessen, dabei eine Livländerin mit Sohn (soll aber russi/sch/ gesinnt
sein) und noch eine Dame. 8h mit dem Wagen fort. Ich soll bald wiederkommen
und auch noch einen Kameraden mitbringen.
Mo. 13. Ortsdient. Mittags Wache aufziehen lassen. Nachmittags* <...>
Patronenausgabe. 2h Appell der Ausrüstenden. Später mit Danz gesprochen,
dann Urlaub eingereicht. Abends Wache revidiert.
Di. 14. Transportzug übernommen. 9h fahren die 500 ab. Nachmittags*
Unterri/cht/ bei Oberleun/ant/ Reimann. Dann aufs Bataillon*; Stolle hat
meinen Urlaub übersehen, ich soll morgen zum Major kommen. Geschrieben,
gerechnet.
Mi. 15. Gepackt. 11h zum Major. 14 Tage glatt bewilligt. An Dodo Frau Conz,
Obra, telefoniert. An Mutter, Frau Panzer, Margret, Faber telegra/f/iert.
4h nach Golina. Dodo holt mich allein mit dem <..>bert ab. Fotogra/f/iert.
Spazieren gefahren, zum Vorwerk Schimanwo
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025-71-10:8
und den Fohlen. In Obra auch Dr. Friedländer. <...> Wunderbare Sonne.
Abends im Mondschein mit mit Dodo spazieren gegangen. Wir denken an all die
anderen Leute; manche* werd' ich sehen, die soll ich grüßen. Ich lese
Brief von Eva, Lisi, Leni.
Do. 16. Mit Dodo und den Kindern über die Felder spaziert. Ein junges
Fohlen besehen.
½ Fährt mich Dodo mit 2 Braunen zur Bahn. Zu spät. Wir fahren höchst
vergnügt durch <...> die sonnige Waldstraße zurück. Nach Tisch mit Dodo
und Dr. Friedländer in den Park, zum Frischteich [sic]. Dann <...> mit
Dodo in der Sonne gelegen. ½ 5 mit 2 Apfelschimmeln zur Bahn, mit den
Kindern. Fotogra/f/iert. Dodo läuft noch mit dem Zug. 7h Posen;
Himmu<..>.
Fr. 17. 6-12 nach Berlin. Elisabeth Kassner ist bei Margret zu Besuch und
holt mich ab. Mit ihr und Margret gegessen, und auf den Abend verbereitet
[sic]. {Ganzen} Nachmi/ttag/ lisi besucht. Sie erzählt von ihrer Arbeit,
wir besehen das Münchner Vorlesungsverzeichnis {Wir sprechen von <...>
Gabert, auch von Dit<..>}. Sie freut sich, daß es Dodo so gut geht. Abends
mit Herta <...> bei Margret. Im Hospiz kein Platz; piekfeines Hotel.
Sa. 18. 10-2 nach Jena. Immer im Speisewagen. Zuerst mit Frau Spa<..> und
<...>, die fahren zu Rohdens nach Halle, haben Wannsee aufgegeben, wollen
den Sommer an den Bodensee. Sie will auch noch nach Jena komme. <...> In
Halle kommt Frau Necker, Examen bestanden, sehr froh; wir sprechen von
Ruge, Wolz, allen Freischärlern. Jena. Zu Hause. Mutter kommt abends.
Kaffee bei Trüppers. Dann zu Conz. 8h Mutter abgeholt. Sie hat Reinhard
und Agnes zusammen in BN gesehen und ist dann noch bei Miehe in Ronsdorf
gewesen.
[Fortsetzung 025-71-10:15]
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025-71-10:9
Mignon. (aus Tagebuch 5, I-V 1916)
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
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025-71-10:10
In den Schützengraben mitnehmen:
Lagerlöf, Noten, 2 Wolldecken, Schreibpapier {Kater Murr}, Wagner-Karten,
Apparat, Blüher, neues Notizbuch.
<...>: Aluminiumteller,
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025-71-10:11
etwas spazieren. {Meine erste Post; Karte von Agnes} Abends wieder in der
Probierstube; Karten gespielt.
Di. 25. Mittags an Ober*leutnant* Bassler telefoniert, daß {mein} Gepäck
noch nicht da. Werd' darauf warten. Leutnant* Paech geht an meiner Stelle
hinauf. Wieder Briefe zensiert. Etwas gelesen. Abends Probierstube, auch
Karten gespielt.
Mi. 26. Lang' geschlafen. {Die Franzosen* schießen bei Thillot; für ein
paar Minuten verschwinden wir im "Heldenkeller"} Die Leutnants Seibel und
Heidrich sind von oben gekommen und erzählen vom Wechsel der Stellung.
Mittags erzählt Seibel von dem Vorgehen gegen Paris und dem Rückzug; sein
MGA Führer war Merkutz. Nachmittags* gelesen, geschrieben. Gebadet. Das
Gepäck kommt. Morgen gehe ich also in Stellung. Brief von Cha, von ihrem
Geburtstag in Hamburg. Langen Brief an Lietz geschreiben, Sachen für
morgen zurecht gemacht.
Do. 27. ½ 6 mit der Feldküche weggeritten. Es wird ein wundervoller Tag.
Hinauf, dann links und hinaus auf die Grande Tra<..>. Nach etwa einer
Stunde fängt die französische* Artillerie* an, auf die Tra<..> vor uns zu
schießen. Wir müssen halten, wie auch die anderen Wagen neben uns. Ich
reite mit dem Pferd etwas seitwärts in den Wald. Endlich wird's mir zu
lang; ich will mit dem Burschen durch den Wald zu Fuß gehen; doch soll der
Wald bald zu dicht werden. Wir warten also ab. Schließlich hört's auf.
Als wir ein gut Stükc wieter sind, fängt's wieder an, ziemlich nah' bei
uns. Wir beeilen uns, auf unseren Seitenweg von der Tra<..> weg zu kommen.
Ich freue mich, daß ich dabei so vergnügt und munter bleibe. Die
Infan/ter/isten auf der Straße sausen immer gleich, wenn's los geht, in
Graben, Wald oder Unterstände oder was da ist. Endlich am Halteplatz.
Leutnant* Paech dort, und alle Essenholer. Post und Essen <...> wird lange
verteilt. Währenddessen mal wieder *Artellierie*schießen und alles duckt
sich in einen nahen kleinen Graben. Dann nimmt der Bursche (<..>arski)
meinen Rucksack auf seinen Tornister
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025-71-10:12
und wir gehen in die Stellung. Die Herren haben mir von dem primitiven
Unterstand erzählt, ein neuer soll gebaut werden. Ich bein aber angenehm
überrascht. Er ist gut gemauert, sauber, Decke betoniert; genügt wohl
auch gegen *Artillerie*feuer. Tisch, mit Stühlen, Lager*statt* mit
Strohsack, offen. Hinterausgang zur "Veranda", daran Leiterchen ins Freie.
Mein Unterstand in einem klei/nen/ Tal, kann von den Franzosen* nicht
eingesehen werden; also nur *Artillerie* zu fürchten. Deshalb kann man
hier ruhig heraus gehen. Gegenüber der Unterstand meines rechten Flügel
Gewehr. Der Gefreite holt mich, nachdem er Kaffe getrunken hat, ab und wir
gehen durch meinen ganzen Abschnitt {(elf)} Kilometer lang. Dann noch ein
Gewehr in der vierten Stellung. Mehrere französische* Gewehre. Wir werden
recht warm auf dem langen Weg. 11h zurück. Da hat mein Bursche schon das
Mittagessen fertig. Es kommen aber gerade <...> Ober*leutnant* Bassler
(Komp/anie/führer) und Leutnant* Hartwig (Abschnitt Nord). Bassler zeigt
mir auf der Karte noch 5 Gewehre hinten in der Winterstellung, , die der
Zugführer West einmal während der 5 Tage revidieren soll; außerdem soll
ich ein Fliegergewehr rechts von mir beaufsichtigen. Nach dem Essen etwas
hingelegt. Dann auf die Veranda gesetzt. 1h herrliche warme Sonne.
Geschrieben. Gelesen (Löns Rosengarten). Links der zerschossene Wald.
Darin singen noch die Vögel und der Kuckuck ruft, obwohl immer, mit
kleiner Unterbrechung, *Artillerie*feuer, näher oder ferner; nur selten
ein Inf/anterie/schuß. Auch mal MG (auf Flieger). Großer blauer Himmer,
weiße Wolken, warmer Wind. Es ist ganz herrlich, die Granaten stören
nicht im geringsten, sind auch meist weiter weg. Ich lese die Lönslieder
mit Genuß, möchte sie an liebsten singen; jedes einzelne will gesungen
sein. Ich denke an
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025-71-10:13
Mignon, und weiß nicht, wen ich damit meine; ob Cha, oder Mausch, oder das
kleine Kind mit dem hellroten Kranz in der Beethovenstraße, von dem ich
geträumt habe (ich glaube nicht, daß das ein er/otisches/> Bild war).
Kaffee getrunken. An Agnes und Dodo geschrieben. Fliegergewehr besehen.
Abens viel französische* Flieger, daneben die Schrapnellwölkchen, bleiben
weit ab, die Flieger machten oft plötzliche Wendungen um auszuweichen. Das
MG oben schießt auch; *natürl*lich alles ohe Erfolg. Früh schlafen
gegangen; nachts doch noch ziemlich kühl. Zuweilen schießt die
*Artillerie* noch.
Fr. 28 6h auf, die Sonne ist noch nicht da. Leutnant* Hartwig abgeholt,
durch seine Stellung gegangen, bis nah an die <...> Tra<..>; ein <...>, er
verläuft sich oft. Ober*leutnant* Bassler und der *Regiments*adjutant
begegnen uns. Zuhause Mutters Brief und die Zeitung. Die beiden Herren
kommen hier nochmal vorbei. wir werden am 1.V. <...> abgelöst, bis 5h soll
die Ablösung erfolgt sein. Ich bekomme Fernsprecher in den Unterstand,
auch Leutnant* Hartwig. Geschrieben. Wieder herrlicher blauer Himmel.
Nachmittags* geschlafen, Fliegerbeschießung gerechnet. Spät nachmittags*
durch meine Stellung, und beim Abschnitt/s/kommandanten gemeldet.
Geschrieben, gerechnet. Schöner stiller Abend; auch einige Flieger, mit
dem Entfernungsmesser angemessen aber nicht beschossen. Abends Öfchen
geheizt. Das wird hübsch warm. Aber bis 11h üble Zahnschmerzen, und
nochmal früh um 4.
Sa. 29. Als der Bursche zum Essenholen weg ist, bin ich wieder
eingeschlafen, es kommt plötzlich er Major durch; ich kann nicht mal
aufspringen, da ich Rock und Schuhe ausgezogen habe. Dann mit dem
Gefr/eiten/ Beimer durch die Stellung, noch über die Tra<..> hinüber, bis
ganz rechts zum Stützpunkt 34. Von da schon Aussicht auf die rechte
Hügelreihe, auch die Combras Höhe. Dahinter verschwindet
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025-71-10:14
die Ebene im Dunst. Agnes Brief (mit Brief von Cha). Zeitung gelesen,
geschrieben. Abends Hartwig im Unterstand besucht; zusammen zurück zum
Flieger MG und den lebhaften Fliegerverkehr beobachtet. Beim Batter/ie/arzt
Pyramidon und Morphium geholt.
So. |30|. Mit Gefr/eitem/ Beimer ins Friedenstal, will mich dem Major
vorstelen, der ist aber hinunter nach Neustr<..>. Oberl/eutnant/ Ratsch,
schöne Baracke, aber nicht bombensicher. Durch meinen Abschnitt. Novellen
von Richard Voss gelesen. Nachmittags* kommt Hartwig; wir gehen durchs
Drahtverhau und hinauf zum UP. Der will uns beinahe verhaften.
Französische* Stellung von dort nicht zu sehen; Wald dazwischen. Abens
früh zu Bett; Uhr auf neue Sommerzeit gestellt. Höre nachts vom Bett aus
im Fernsprecher den Tagesbericht durchsagen.
Mo. 1.V. 5h Leutnant* Seibel kommt als Ablösung. Mit Hartwig ins
Friedenstal. Dort unsere Pferde; Leut Lotte ziemlich faul und stolprig.
Über Dommartin (=Mausdorf), Lachauteich, Lachau<..> nch Thillot. Gebadet.
<...> Nachmittags* St. Maurice zum Zahnarzt. Die *Regiments*kapelle spielt
uns zum Kaffee, <...> Operette, Hoffmanns Erzählungen, <...> Menuett; 2
Schüsse, die Kapelle verschwindet im Keller, wir bleiben sitzen. Es setzt
starker Regen ein. Abends an Cha geschrieben, gelesen. Die anderen sind zur
<...>.
Di. 2. Holzfällkommando oben im sonnigen Buchwald; Kaveth gelesen.
{Nachmittags* Cha Brief aus Schwanberg, von der Großmutter erzählt.}
Abends mit Oberl/eutnant/ Bassler, Rotzevi/sch/>, Hartwig, Paech
apzieren; Thillot wird beschossen, wir flüchten in den neuen MGK-Stollen.
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025-71-10:15
So. |19|. In meinen Sachen gekramt. Mittags bei Trüppers. Nachmittags* mit
Mutter weiten Spaziergang auf die Kernberge gemacht. Abends aus den Grünen
Blättern vorgelesen.
Mo. 20. Briefe geschrieben. Nachmittags* mit Mutter auf die Kernberge;
meine Ablehnung des Krieges. Abends mit Leni ins Akademi/sche/ [Konzert?].
Es wir nur gesungen. Wir gehen noch spazieren, zum Physikali/schen/
Institut hinauf; sprechen über <...> Überlegenheit, Tempo gewinnen,
"Vorspiel und " Nachspiel", Gegensatz zwischen ihr und Margret.
Di. 21. Morgens Diederichs besucht, Lesehalle, Leni kurz im Atelier; Bilder
besehen. Nachmittags* gelesen, Island Sachen.
Mi. 22. Es regnet. Gelesen, Mathematisches; gerechnet.
Do. 23. Gabert kommt. Nachmittags* mit ihm auf auf Kernberge; Gabert
fordert Partei ergreifen in solchen Fällen wie Brügmanns.
Fr. 24. Morgens zu Leni in den Turm, Gabert zu Hilde Roh. Mit Leni
gesprochen über ästheti/sche/ und morali/sche/ Beurteilung von Menschen;
im Grunde nur theoreti/scher/ Unterschied <...> <...> <...> nachmittags* 1
Stunde wieder hin; Kohlezeichnung. <...> Fleischergeselle, brutal; das
"materielle Prinzp*" gegenüber dem Fränzels. Das Bild ist ihr zu
schlecht, sie will es vernichten. Später mit Gabert nochmal in die Stadt,
usw, Buchladen, Pistole gekauft.
Sa. 25. Vormittags* Gabert zu Roh. Fritz von Bassnern und beide Krugs
kommen. Ihr Vater ist jetzt in Deutschland*; er ihr Besitztum noch in
Rußland, nördlich des <..>sees.
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025-71-10:16
sie wünschen nichts mehr als Annektion der Ostseeprovinzen. Mir ist nicht
klar, ob sie nicht doch hier Soldaten werden sollten. Nach Tisch
verschiedene Fotos aufgenommen, mit Gabert. 4-7 mit Leni auf die Kernberge.
Auch über sie selbst gesprochen. Wie schwer man sie kennenlernt. <...>
Manche Leute fürchten sie sogar, sie meint, Lisi hat's auch leichter, sie
kommt den Menschen leichter näher. Ich meine, sie sei nicht immer offen,
behalte sich ein Reservatum. Sie zieht sich von allen Leuten sehr zurück,
jetzt und auch früher schon. Sie meint, <...> die anderen von ihr. Ich
schreibe ihr weniger als sie mir, und Krämern auch. <...> <...> wir seien
auch weniger anhänglich als die Mädchen; oft beschäftigen uns neue
Menschen, auch mir <...> sie maches* anscheinend paradox vorgekommen, was
sie ganz ernst genommen habe.
Abends mit Gabert und Muter bei Trüppers; viel über Politik gesprochen,
Tirpitz, die Trennung der Sozialdemokratie, Staatssozial*ismus* und seine
Nachteile, Pädagogisches.
So. |26|. Morgens mit Mutter und Gabert auf die Horizontale. Mutter
erzählt von Hippels Lebenslauf. Nachmittags* mit Gabert auf den
Landgrafen. 6h fährt er ab. Abends zu Conz, Lisi da; mit Frau Conz, Leni
und Lisi unten gesessen; eigentlich hätte ich ins Konzert gewollt.
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025-71-10:17
Mo. 27. Zu Leni ins Atelier, Dann gleich mit Lisi spazieren, Forst,
Mühltal. Lisi am Schreibtisch fotogra/f/iert. Zu Leni ins Atelier. Sie
zeichnet mich noch einmal. Dann sie vor der Staffelei fotogra/f/iert.
Nachmittags* gepackt. Dann mit Mutter zu Randenburgs. Gottfrieds Arm noch
nicht ganz geheilt, hoffentlich wird der sonst entlassen. Mutter spricht
mir mir von den Mädchen; und wie ich zu Cha stände? Sie hätte geglaubt,
ich sei entschlossen, ob ich von ihr abgekommen sei? Meinen Grundsatz,
über so etwas nicht zu sprechen, will sie nicht gelten lassen. <...> <...>
aus der Familien*geschichte* <...>. Abends weiter hierüber. Für den Fall,
daß sie mal nicht mehr lebe, wolle sie gern, daß ich wisse, wie sie über
diese Sachen denke. Gesundheitlich; Zurückhaltung und <..>ung des
Temperamen/tes/ (immer vergleichweise). Ich lese abends in Chas
Gedichtbuch, und seh' mir die Bilder an.
Di. 28. Abschiedsbesuch bei Trüppers. 10h nach Naumburg, zu <...> Reibers.
Er wartet auf Einberufung. Nach Tisch spielen sie zusammen Geige und
Gitarre; dann sie alleine Bach Solosätze! 3h zu nach Lei/pzig/. Gabert an
der Bahn, plötzlich auch Mausch! Zu dreien in die Mar<..>str/aße/. Auf
dem Dach <...> herum spaziert, Mausch erzählt von ihren Lyzeumsplänen,
ich versuche mich mal und spiele dann wirklich Bachsätze (aus der c dur).
7h wir beide zu Rothes. Unterwegs <...> <...> <...> erzähle ich Gabert,
wie ich in die Familie Czovlki
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025-71-10:18
hineingekommen bin. Wir sprechen über dies Erlebnis der Unterordnung beim
Kennenlernen eines neuen, in sich geschlossenes Kreises.
Frau Rothe; Mausch; Ditta mit kurzen Haaren. Ditta und Gabert unterhalten
sich eifrig, Mausch aber schweigt und schaut. Herr Rothe, Hans. {Gabert hat
Geburtstagskranz um seinen Stuhl.} Ditta erzählt von der Frauenhochschule;
Hans will den Sommer in Lei/pzig/ bleiben, Seminar besuchen, aber nicht
mitmachen, sondern für sich arbeiten. Über Münchner und Berliner Theater
(Gaberts und meine Erfahrungen). Von meinem Truppenwechsel, Krotoschiner
Dienst. Von Dodos *Tät*igkeit. Nach Tisch geht Herr Rothe. Mausch schweigt
sich wieder aus, voller Andacht, an was nur? <...> <...> <...> . Ich zeige
die Ser<..> Bilder. Mauschs Bild. Abschied; das liebe Mausch Kind.
Mit Gabert noch auf dem alten Sofa gesessen. Frau Rothe hat vorhin von Eva
gesagt: Mich soll's wundern, an welchem Zipfel der Wildfang anfangen wird,
das Haus auf den Kopf zu stellen.
Mi. 29. ½ 8 mit Gabert zur Bahn. Über Sag<..>. 4h Krotoschin. Neues
Zimmer oben. Gekramt und gepackt. Abends geschrieben, Schreibtisch <...>
ausgeräumt. Gelesen.
Do. 30. Ausgeschlafen. Gemeldet. Kameraden, die im Wartelager waren, wieder
getroffen. Mittags meinem neuen Komp/anie/führer, *Haupt*mann Fröhlich,
vorgestellt. Nachmittags* Aufsi/cht/ beim Schießen (mit Leutnant* Gulla,
für Leutnant* Reimann). Breif an Fli/tner/ angefangen.
Fr. 31. 11h Gewehrappell der 4. Komp/anie/, Steinmetz Kaserne. ½ 4
Abmarsch zur Nachtübung, über <...>: warmes Sonnenwetter. Viel Zeit,
lange
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025-71-10:19
Rast- Abends den Graben am Ex/erzier/platz besetzt. Der *Haupt*mann kommt,
friert, wird ungeduldig. Wir sprechen über die morgige "Beischtigung".
Endlich kommt Gulla lautlos heran und stürmt.
Sa. 1.IV. 745 Abmarsch zum großen Ex/erzier/platz. Ich nehme den
*mitt*leren Zug, um dem Hauptmann* zu soufflieren, komme aber nicht dazu.
Er hat keine Ahnung vom Kommando. Der Major und Stolle kommen. Es gibt viel
Blödsinn. Hinterher zum Ex/erzieren/. Heimmarsch mit Gesang. Nach dem Esen
mit Leutnant* Tauber im Park spazieren, faules Verdauungsgespräch ohne
Inhalt. <...> Ins Café Scholz, dort auch unser Hauptmann*. Abends
gerechnet, Primzahl*geschichte*, bis 1h! <...> <...> Abends 8h <...> {mit}
Dodo telefoniert; sie kann morgen nicht, auch nächsten Sonntag nicht. Ob
ich mal in der Woche kann?
So. |2.| Ausgeschlafen. Sorgenvoller Brief von Mutter über Cha usw. Brief
von Leni mit Abzügen meines Films. Gechrieben. Auf Mutters Sorgenbrief
ausführlich geantwortet. An Cha geschrieben. Agnes Telegramm: Cha in
Hamburg! Abends um 11h noch Mutters und Chas Brief zur Post gebracht.
Mo. 3. {Zu früh: Chas Telegramm aus Hamburg} 7h nach den Schinderbergen
hinter Zatzano. Der Hauptmann* fährt mit der Bahn, deshalb geritten,
sobald wir außerhalb Krotoschins waren. Dort geschanzt. Zurück auch etwas
geritten, dann versucht Golla. Nachmittags* Turnen. Warm.
Di. 4. Ex/erzieren/ auf kleinem Platz. Nachmittags* Chas Briefe alle
gelesen. Gechrieben. Abends ½ 10 Komp/anie/ Revier revidiert (habe
Wochendienst).
Mi. 5. {5h das Wecken der Komp/anie/ revidiert} Ex/erzieren/ auf gr/oßem/
Platz. 12h Vereidigung. Mittags Chas Brief. ½ 8 Bierabend; 12h Komp/anie/
revidiert.
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025-71-10:20
Do. 6. 7h Offi/ziers/unterri/cht/. 8h Abmarsch zur Vorposten Aufstellung;
mein Zug bei den Schießständen. Die Unteroffiere/ erzählen mir nachhier,
der Hauptmann* habe meine Aufstellung "vorzüglich" genannt. Mittags
Ortsdienst, Wache aufziehen. 230 Schießen. 10h abends Schlachthofwache und
Posten revidiert.
Fr. 7. 11h nach Goldina; Dodo an der Bahn, gebe ihr Fidusmappe. Von Jena,
Lei/pzig/ und Naumburg erzählt. Warum sie nicht nach Hause
schreibt.Nachmittags* spazieren gefahren. Abends 9h nach Posen.
Sa. 8. 11h MG Hauptmann Wandrei gesprochen. Hat gerade Anforderung für MG
Zugführer, telefoniert Zug mein Kommen, klappt aber leider nicht.
Nochmaliges Gesuch von Krotoschin, MG Formation. Mit Versetzung
einverstanden. Bekleidungsamt, Mantel. <...> <...> Nachmi/ttgs/ Schl<..>
bescuht, Stiefel probiert, passen nicht, In der Stadt* gebummelt,
einkaufen, Abends Theter "Der Gatte des Fräuleins". Ich sitze zufällig
neben Schäfer und seiner Frau.
So. |9|. 10h Abfahrt. Im Weißen Adler <...>, großes heller Zimmer nach
Osten (Kirche). Brief von Cha, Becker., Geschrieben, an Cha; Mathetmik*.
Gelesen (Lagerlöf Kin<..> av Por<..> ).
Mo. 10. Vormittags* Schulschießen; Auch selbst geschossen, wie auch
voriges Mal mit gutem Erfolg, freut micht. Vor - Unteroff/izieren/.
Rundbrief, nichts Besonderes. Zum Major, wegen MG Sache. Es wird nochmal
ein Gesuch gemacht. Nachmittags* gelesen (<...>). Abends Abschiedsfeier
für Leutnant* Reimann. Hauptmann* Fröhlich ziemlich angeheitert..
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025-71-10:21
Di. 11. Vormittags* Ex/erzieren/ auf kleinem Platz. 1. Zug, 2. und 3. Teil
und Golla; auch der Hauptmann* kommt. Nach dem Essen Reimann zur Bahn
gebracht. <...> Gelesen. <...> Mathematik*.
Mi. 12. 7 Offi/ziers/unterri/cht/; Vorpostenübung an der Straße nach
Koschimin. Es regnet dauernd, der Hauptmann* kommt gar nicht raus. Langer
Brief von Cha, darin Juttas Brief. Mutter schickt Chas Karte an Agnes.
Fritz von Baussnerns Verlobungsanzeige (!). Mathematik*. Abends im Kasino
Bierabend, bei der Krotoschiner Nationalhymne spiele ich mit. Morgen muß
man Osterurlaub einreichen. Ich entschließe ich schnell: Hamburg.
Do. 13. Früh Urlaub nach Hamburg eingereicht. Alleine mit der Komp/anie/
auf dem kleinen Platz, es regnet. Nachmittags* Mathematik* Geschrieben, an
Cha {daß ich nach Hamburg kommen will} und Dodo (ob sie mich besuchen
will).
Fr. 14. 6h Abmarsch zur *Bataillons*übung bei Zetuna, Schinderberge.
Hauptmann* Fröhlich führt die Komp/anie/, Leutnant* Bohm unsere
verbündete Komp/anie. Scharfe Kritik des Majors über den Hauptmann*.
Nachmittags* Mathematik* Geschrieben.
So. |16| Endlich ausgeschlafen, von Dodo keine Nachricht. Ortsdienst, ½ 1
Wache aufziehen. ½ 3 nach Tisch finde ich zu Hause Dodo; ihr Eilbrief ist
verlorengegangen. Plötzlich steht sie strahlend in der Tür, mit dem
Rosenhut. Es regnet, und wir bleiben den ganzen Nachmi/ttag/ zu Hause. Sie
erzählt, daß ihr Vater in den Vogesen einen MG Leutn/ant/ brauchen kann;
morgen will ich an ihn schreiben. Über das Problem der jüdischen
Abstammung, und deren Einfluß auf die>
[Fortsetzung 025-71-10:24]
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025-71-10:22
Gelesen. (Anfang siehe vorne).
Münchhausen, Das Herz im Harnisch P (Obra)
-, ("Schönheit"), Probeband) K
Poe, Phantastische* Geschichten* (Insel) K
Dregela, Der Gatte des Fräuleins V
Lagerlöf, Kin<..> av Por<..> Krotoschin
Nernst, Über einen Versuch, von quantentheoreti/schen/ Betrachtungen zur
Annahme stetiger Energie<..> <...>
Karl Stieler, Ein Winteridyll K (Posen)
Goethe, Briefe aus der Schweiz K (Fahrt nach <...>) 21. IV.
Löns, Rosengarten K (Schützengraben)
Richard Voss, Die Insel der schönen Menschen P
Alfons Pavet, Der Sonderling K (Thillot)
Müller-Lyer, Phasen der Liebe K
E. Th. A. Hoffmann, Lebensansichten des Katers Murr P
Mühlen-Schulte, Im <...> Kessel
Merkach, Das neue MG Schießverfahren P
Lagerlöf, Kin<..> av Port<..> (auch früher) K
Löns, Batke, Soldatenlieder (<...>)
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025-71-10:23
Wagner, Parsival P
Brentano; Gockel, Hinkel und Gackeleia P
Hollitscher, Das amerikani/sche/ Gesicht Q
Shakespeare, Julius Cäsar K
Lieselotte, Briefe P
1. Messer, Die Frei*deutsche* Jugendbewegung
Kammerer und Horn, Aufsätze über die Farbenlehre {Goethe - Newton}
(in: Technische Mitteilungen für Malerei)
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025-71-10:24
Menschen; vorurteilslos und offen. Die Frauen auf anderen Gütern, selten
*Inter*esse für die Land*wirtschaft* oder sonstiges; jetzt im Krieg etwas
besser. Die <...> Naturgesetze, Kartoffeln usw. Krotoschin, Kino, Theater
in Posen, Offiziere. Über den Sinn äußerer Formen, z.B. der
Ehrenbezeugungen. ½ 9 fährt sie wieder weg. Schlachthofwache revidiert.
Mo. 17. 8-10 Schießen. Cha B über mein Kommen nach Hamburg. 12h
Besprechung beim Major. Ich erfahre, daß ich zum IR 154, MGK komme;
zwischen Verdun und Mihiel. Osterurlaub hin. Ich fahre frei<..>. Bekomme
morgen Urlaub nach Posen. An Mutter und Agnes geschrieben, an Dodo. An Cha
telegra/f/iert, auch geschrieben.
Di. 18. 11h nach Posen. Bekleidungsamt; Tschako; einkaufen, auch Bücher
(Stieler, Goethe). Abends geschrieben.
Mi. 19. Telegr/amm/ von Dodo: "Komme bitte nicht." Um 1h in Goldina steht
sie an der Bahn "Aussteigen! Also doch. Etwas hinaus. Neues Pferd,
Treibhaus, Brunnen<..>. - Über das Lesen alter Briefe; Z.B. Hermann {von}
Brügmanns Briefe; eigene alte Briefe, <...> in Büchern. In Obra ist
einzige> Schwester der Tante, klein verwachsene, Malerin. Zum Kaffee
kommt Besuch eine Frau und 2 Töchter; ich rede nicht, Dodo auch nicht.
Morgen wird der ganze Kreis erfahren, Dodo sei verlobt. In die Fidusmappe
geschrieben; "Zur Erinnerung an Soldatenbesuche in Obra und einen
Civilbesuch in Krotoschin." Bilder von Fritz Conz aus den Vogesen gesehen,
dabei Oberl/eutnant/ von Randow, den ich aus Schmiedeberg kenne; der jetzt
*Bataillon*führer, Conz MGK Führer. Schade daß nichts draus geworden
ist, dorthin zu kommen. eiliges Essen in <...> <...>. Mit Dodo zur Bahn
gefahren; Scharfer Trab. Wir haben noch Zeit, sind sehr heiter.
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025-71-10:25
Abschied. Weg. In Krotoschin Brief von Cha und noch einer, nachdem sie mein
Telegr/amm/ hat; Paket von Mutter.
Do. 20. Gepackt. Beim Major gemeldet und Papiere geholt, Fahrschein über
Leipzig umschreiben lassen. Schreckliches Durcheinander im Zimmer bei der
Packerei. An Gabert telegra/f/iert. Mittags Abschied von allein (Major
läßt einen Oberl/eutnant/ Degen grüßen, Hoff einen Leutnant* Karke;
Danz alle Herren des Füsilier*bataillons* von Gr<..> 6). Habe unendliche
Sachen nach Jena zu schicken; in Krotoschin kein Wäschesack zu finden;
packe also große Kiste. Schreckliche Packerei; 7h fertig. Abends Mutters
Abschiedsbrief mit Großvaters Psalmen; noch an Mutter geschrieben.
Fr. 21. 6h fort von Krotoschin. Über Lissa, Görlitz, Dresden.; 6h
Lei/pzig/. Ob Gabert an Rothes tlegra/f/iert hat? Niemand an der Bahn. Zu
Schülers. Der freundliche alte Herr Schüler. Gaberts Zimmer. Rothes
angerufen, niemand antwortet. Hingegangen, das Haus ist zu. Bei Herrn
Schüler zu Abend gegessen; er zeigt mir Fotogra/f/ien von allen
"Leipzigern", Erinnerungen an sie früher und aus der Soldatenzeit, die
Geschichte* des Sparkassenbuches. Brügmanns Bild aus Dortmund. - Er will
für Essen und Zimmer nichts nehmen. Oben noch etwas gelesen; das Cello
steht verlockend da.
Sa. 22. 7h von Lei/pzig/. Naumburg, Weimar, Eisenach, Frankfurt. Gespräch
des Leipziger Freimarers mit der Erfurter Dame über seinen Ideal*ismus*
und die vielen gegenteiligen Erfahrungen. Zimelich unwohl, Kopfschmerzen;
schlimmes Umsteigen in Frankfurt.
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ich schwitze, schlafe etwas (verschlafe leider den Rhein!), es geht etwas
besser. Dauert aber bis in die Nacht. 7h Metz: Ins Hotel, früh zu Bett.
Die Stadt macht freundlichen Eindruck mit dem vielen Grünen..
So. |23| Ostern.| ½ 9 aus Metz. Häufiger Aufenthalt. An <...>
Soldatengräbern von 1870 vorbei. Die Gegend erfreulich hügelig. Conflans.
Chambly. Umgestiegen in die Militärbahn. Diese geht nur bis Vignolles-
Wald. Finde dort zufällig Wagen bis Vignolles. Ans Regiment* telefoniert.
Im Offi/ziers/erfrischungsraum etwas gegessen. Geschreiben. Nochmal
telefoniert. Der Wagen hat mich nicht gefunden. Abends zu Fuß rüber.
Vorher noch einem Oberstabsarzt Gruß an Dr. Ulmer aufgetragen; der gute
Seppl ist hier ganz nah im Wald in einem Laz/arett/. ½ 9 in Thillot. MGK,
ins Offiziersquartier, gewaschen, unten gegessen. Zur "Probierstube". Dort
sitzen alle Offi/ziere/, und wir sind noch gemütlich beinander> bis ½
1. Wir erzählen von verschiedenen Kriegsschauplätzen, von den Stellungen
hier, frühere Div/isions/chefs usw. Mein Gepäck noch nicht da. Auf
<..>stelle unter Mänteln usw. geschlafen.
Mo. 24|Ostermontag| Ausgeschlafen. 12h mit Leutnant* Paech (?) hinauf
geritten, Herrlichstes Wetter; Waldlager, *Regiments*haus. Major nicht da;
Telefonat angemeldet. Wieder hinunter. Werd' morgen abend in Stellung
gehen; hofentlich sind dann die Sachen da. Nachmittags* Briefe der
Mannschaften durchgesehen. Durchweg schlechtes Deutsch* und Orthogra/f/ie;
manche sehr komi/sch/; Liebeserklärung, leise Eifersucht, auch gröber
usw. Mit 2 Kameraden
[Fortsetzung 025-71-10:11]
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