RC 025-71-07: Carnap Tagebuch, Dezember 1914 bis Mai 1915 22 XII Di 128 von Naumburg, Abschied von Sasse (Gefreiter), am Bahnhof Räubers, Margret, Elisabeth, Kranz um den Helm. In Jena Leni und Liesl; Nürnberg kein Otti; München, abgeholt, alle möglichen Waffen, Gymnasium, unterwegs bis Kneppe mit jungen Musikanten. 23 Mi Kaffee im Hackerbräu, Lietz ist da; auf dem Hof üben durcheinander Infantrie, roter Husar, Parniere[?] usw. Nachmittags von dem neuen Gymnasium ins alte Luitpold-Gymnasium umzogen[sic]. Abends mit Clauder Kopfwäsche und Tiz[?]. Nachts Fenster auf zu aller Entsetzten. 24 Do Morgens Einteilung: 2. Bat, 5. Komp. Lietz ist Gefreiter in meiner Komp. Einer von Jena II (Söner[?]). Weihnachtsfeier in der Aula. Lietz schenkt mir einen Dolch[?]. Mit Söner gebummelt. Rathauscafe. Nachts im Helm zur Frauenkirche geführt, mit ihm zur Post/Hochamt, Chor und Orgel. Gefreiter Leis[?] führt uns. 25 Fr Appell. Mit Söner gebummelt, vegetarisch[?] gegessen. Nachmittags Kammerspiel Hauptmann’s Biberpelz (allein). Kaserne, gegessen, etwas geschlafen. Abends Kammerspiel Strindberg: Gläubiger und “Mit dem Feuer spielen”. Mit Clauder. 26 Sa Dienst: 7h Vortrag bei beschränktem Feldwebel; Infanterie-Dienst auf dem Hof. Marsch- und Geländeübung. Abends zur Maschinengewehr-Abteilung eingeteilt. Mit Clauder zum Automat gefahren. 27 So Im Wittelsbach-Gymnasium. 8-11 Machinengewehr gelernt: Auseinandernehmen und Zusammensetzen; vorher zeigt mir Dr. Lietz Josuas Todesanzeige, an Mutter telegraphiert und nachmittags Karabiner am Bahnhof abgeholt; abends im Dunkeln heimgebracht. Mit Lietz und Söner im Colosseum gegessen, und ins Café. 28 Mo Nachmittags Gewehrdienst. Brief Mutter. 29 Di MG Dienst “ 30 Mi “ Briefe von Mutter (Magdalena, Gertrud) und MH[?] Abends mit Lietz und Söner im Café Briefe geschrieben (ohne mich) 31 Do MG Dienst Mittags Skisachen besorgt. 3h auf die Skifahrt; mit Lietz und Clauder und 3 Leutnants [unleserlich]. Klasse nach Garmisch. Abendessen im Braustüble. Skifahrt, zu wenig Schnee. Dann im Werdenfelser Michl, mit Damen, ich drücke mich; Lietz schon im Bett, ich schreibe etwas. Mitternacht. “1”. 1. I. 1915 Draussen die Berge im Mondschein. Füße verbunden, um 9h erst los, wenig Schnne, endlich oben mehr. Zum Klöck[?] Berghaus; herrliche Berge rings um, Garmisch und Partenkirchen im flachen Talboden. Abfahrt, geschw[…?], häufig warten, schwierige Stellen, schlimme Schneise: schneidiger junger Leutnant. Letzte steile Wiese mit wenig Schnee, im Dunkeln abgeschnallt; mit Clauder und Lietz um 7h zurück. Der “Dicke”: ein Kind. Hutta noch nicht da. 2 Sa MG Dienst “ ; mit Clauder im Tietz[?]. Umzug in die Turnhalle; mit Lietz im Café geschrieben. 3 So MG Dienst 3-4 “ ; Weihnachtspaket von Mutter (an Naumburg, Brief von Räubers), 6-10½ Tristan[?] (große Müdigkeit und Husten). Großer Lärm in der Turnhalle. 4 Mo MG Dienst Abends ist Blesazzi[?] da. 5 Di MG Dienst; mittags: fotographieren lassen. Abends mit Lietz Einkäufe: Spielzeug für seine Jungen. “ 6 Mi “ Noch ein Paket von Behinäst[?]. Nachmittags eingekleidet. Abends mit Lietz und Söner im Café, aber keine Ruhe. 7 Do Königs Geburtstag: Parade auf dem Odeonsplatz. Nachmittags mit Stehr (dem “Langen”) im Café geschrieben; auch Lietz und Söner dort. Abends mit dem Langen und Blessazzi im Vegetari[…?] Liesis Brief von Brügmanns Tot. 8 Fr MG Dienst “ Im Café geschrieben; im Bett Rugrids[?] Brief gelesen, der Leutnant revidiert die Turnhalle. 9 Sa MG “ ; die Gewehre in unser Gymnasium gefahren. Im Café. 10 So Appell; …., 3-6 mit dem Langen Stehr im Schauspielhaus “Rose Berndt” [sic] von Gerhart Hauptmann; zusammen im Vegetari[..?]. 11 Mo MG “ Abends alleine in der Stadt: Antiquar (Behörnson) und Buchhandlung; vegetarisch. Mit Söner im Stamm[?]-Café. 12 Di MG “B von [unleserlich]: Manni gefallen! Abends Paket von Agnes: Eßsachen (Äpfel und Nüsse). 13 Mi MG “ (auf den Isarwiesen auf Scheiben gezielt). Abends allein im Stamm[?]-Café. 14 Do MG Mit Lietz und seiner Frau zu deren Vater, dann durch die Straßen zu einem Kameraden. 15 Fr MG Auf der Kammer; aber umsonst; Briefe geschrieben. Mit Bregazzi und 2 anderen im vegetarischen “Ethos”. 16 Sa MG auf der Theresienwiese (vor der Bavaria). 7½-10h Nachtübung, Isarwiesen. 17 So Appell usw. bis abends; inzwischen Briefe geschrieben. Abends mit von Schmutte und Söner im Stamm[?]-Café. (kennt Malutki) 18 Mo Nach den Schießständen bei Freiman zum Scharfschiessen (2 Schüsse auf den auf den Männchen[?], selbst kein Reihenfeuer), auf dem Lastauto zurück. 5-5. Abends Einkleiden bis 9h. Essen bis 10h. mittags auf dem Hof fotographiert 19 Di Zur Battalionskammer: Skistiefel nachmittags Einkleiden meiner Korporalschaft, bis abends 11h; dann selbst gepackt bist ½2 Uhr nachts. Dann bei hellem Licht geschlafen (Dauer[?] packt bis 5h). Ich nehme den eignen Rucksack, in den andern geht nicht alles hinein. 20 Mi Skier nach Jena, Sachen nach Bergnäst[?]. Allgemeine Geldnot. Im Volksbad mit Clauder geschwommen. Veilchen von Frau Lietz. Einige Einkäufe. ½1 feldmarschmäßig angetreten. Zum Bahnhof gezogen. Unterwegs Prof. Petersen. Gesungen. Vor dem Bahnhof gestanden. ½3-7 nach Garmisch. Mit von Rütte ins Quartier (Keinzen[?] Franz), Betten! Schönes Zimmer. 10h Befehlsübergabe an die Korporalschaftsführer, in den “3 Mohren”. Bis 12h Leute bestellt, die am andern Morgen Skier abladen. 21 Do 8h antreten; Gebirgsskier verpasst. 11h antreten. Nachmittags sehr langer Appell, Einteilung, immer wieder umgeschmissen: Karpaten Läufer, oder teils Schütze[?], teils zu den Domritzer[?] MG. Schließlich Löhnungs-Appell und lange Skier weggebracht. Dann mit Lietz und Unteroff in Konditorei; eine Dame bezahlt für alle Soldaten. Nach dem Abendessen mit Dauer und von Rütte auf den Berghang; in Eile zurück. 22 Fr 8h antreten, zur Garage, die MG Wagen werden auf Kufen gestellt. Wir hängen dran, hinaus gerückt. Abgabe unserer MG an andre Kompanie. Nach Hause gefahren (alles eben). Brief von Leni. Nachmittags Übungsfahrt mit Leutnant Gräbsch; die schlechten Läufer werden aufgeschrieben. Abends 8h Befehlsausgabe für die Korporalschaftsführer, dauert lange. 23 Sa Als Infantrie exerziert (Leutnant Gräbsch). Mittags 1h feldmarschmäßig antreten und Marsch ins Tal nach Westen. Bewach[?] Platz, großes Zelt wird aufgeschlagen. Wir stattdessen in den Heustadel, mit Mantel und Brotsack. 7-½2. Schwedisch gesprochen. Ins Zelt; von Rütte kocht uns einen The [sic]. 2-3 24 So Posten auf dem Hügel. Wie schnell vergeht die Stunde. Dann Patrouille mit Abram[?], Schlauder, Meiss usw. Rucksack und Karabiner mehrmals gefallen. Am Feuer gewärmt. Aufbruch. Schützenlinie unter Feldwebel Nautschickes Führung. Abram schickt mich mit Zweien vor. Verfolgung. Finde Rust[?] allein dann Nautschickes Schützenlinie; immer abzählen. Hahn und Herr im Walde. Sammeln; während der Besprechung üben wir Ski. Zelt abbauen. Heimweg in der Mittagssonne; müde. Um 1h zu Hause. 5h wieder antreten. 25 Mo Zum Scharfschiessen; weil neblig, Skifahrt unter Leutnant Gräbsch’ Führung; Abfahrt Korporalschafts Weise mit Thilo. Dann doch scharf geschossen auf aufgesteckte Schützenköpfe. ½3 erst zurück. 3-5 stehen wir, es soll Gewehrappell sein. Ich bekomme Geld; endlich aus der Klemme. 7h angetreten, 8h zurück. Schwedische Bücher von Tilly; drin gelesen: Frödings Värmlands Gedichte. Nachts bis 1h Rucksack gepackt. 26 Di 8h angetreten; genaue Einteilung. Von Rütte hat sich streichen lassen, weil nicht Gebirgsläufer. Allein fertig gepackt; Bücher usw.im Militärrucksack nach Hause geschickt. 12h feldmarschmäßig angetreten. Eßpäckchen von Agnes. ½12 gegessen; Abschied; die spröde blonde Haustochter schenkt mir Zigarren. Noch Karabiner. Schweres Gepäck. Zum Bahnhof. Abschied von Lietz, von seiner Frau. Rede von Hauptmann Paulike. In der Bahn Heilfe[?] Sömmern[?] gelesen. ½2-½6 nach München. Bis 10h Leuten geschrieben usw. 27 Mi Regimentssachen gepackt. Einkäufe 11h. Eigene Sachen abgeschätzt bekommen. Bilgers Sachen empfangen, Einkäufe. Abends Hauptstrasse gebummelt, Einkäufe; Stahm-Café; geschrieben, Frödings Gedichte gelesen. 28 Do Sachen empfangen; zum Schuster. Dort auch geschrieben. Nachmittags Sachempfang [sic], Paket nach Hause gepackt, Rucksack möglichst reduziert, wiegt trotzdem 25 kg. Ein Paar Reserveskier zu Birkner gebracht, Bilgers aufmontieren lassen. Brief an T und Cha. 8h Patronenempfang. 9h Skier abgeholt. Mit schwerem Rucksack angetreten, Gaststube, zum Hauptbahnhof; saumäßiges Gepäck. Mit den 6ern im Kupe. Hettmer und Rothe in Hängematten geschlafen, ich auf dem Boden. 29 Fr Morgens ganz früh in Salzburg Tee im Bahnhof. Ganz verschneite Landschaft, Ennestal. Mittags warmes Essen in Attnang-Puchheim. Nachmittags herzlicher Empfang in Linz, mit Musikkappelle, viele Offiziere; überall lein[..?] bringt ein Hoch auf Kaiser Franz aus. Kaffee usw. Nachts in Wien, rumarrangiert, weiter. 30 Sa Weiter, leider nicht nach Budapest hinein; durch Ungarn. 31. So Wir haben einen halben Tag Verspätung; Mittag lange Pause in Debrezin. Schon viele deutsche Soldaten sind durchgefahren. Viele ungarische Soldaten (Lieder mit Klarinette). Reis und Konservenfleisch. Apfelsinen gekauft. Kalte Nacht, nicht geschlafen, ohne Heizung. ½4-5 Uhr nachts auf der Lokomotive. 1.II. Mo Immer lange Haltepausen. Morgens freundliche Müllersleute, Schinkenbrot und Speck. Über die Theiß. Mittags in Csap. Apfelsinen, Äpfel, Nüsse, Schokolade im Ort gekauft, alles Judenläden. Alles läuft zum Pust[?]. Abends Munkatsch, schöne Burg auf dem Hügel; Löhnung verteilt. Schnell gelaufen und Speck gekauft. Zum Glück fuhren wir weiter. (Nachmittags Zeltbahn und Schnürschuhe zur Bagage[?] gebracht). In M. preussische Verwundete, und russische Gefangene. Abends noch weiter ins Latoneza-Tal. Zum Glück, sonst hätten wir die ganze Steigung marschieren marschieren müssen. 2.II. Di Morgens langer Aufenthalt in Zamjka, unten halb vereister Geisbach[?], gegenüber im Wald Eisenquelle. Die ersten 6 Schüsse hörbar. Weiter nach Voloez[?]. Endstation, wir bleiben aber bis nachmittags im Zug. Hier oben endlich viele schneefreie Hänge. Endlich ausgestiegen; der 1. Flieger über uns. Zum Bewak[?]platz. Im Dunkeln Zelt aufschlagen, Stroh am Bahnhof geholt, etwas Brot und Fleischkonserven. Im Zelt mit der 1. Korporalschaft, geschlafen zwischen dem bärigen Protz[?] und dem alten Toppe[?], der Wachb[..?] ist. Schönes Feuer im Hängebodenrost. Trotz Mantel ziemlich kalt. Weste aus dem Rucksack zu holen stört leider zu sehr. Dem Toppe ists zu eng, er geht, nachher tausche ich mal mit ihm. Einmal kurz eingeschlafen, schreiend erwacht. Der Frost schüttelt mich, also an Schlafen nicht zu denken. Dadurch zuweilen miese Stimmung: Werd ich aushalten, wenns so weiter geht, und schlimmer wird? Aber die andern, zum Trost, schlafen meist auch nicht. Nachts einmal hinaus, prachtvolles Lager mit den “Lappenzelten” im 3.II. Mi Vollmond. Morgens wird man frischer. Es wird Kaffee gekocht, ungezuckert, mit Brot. Man tritt hinaus. Alle haben gefroren. Die Sonne kommt, man ist munter. Zelte abgeschlagen, aufpacken. Bilgers zum 1. mal angeschnallt, los marschiert. Schweres Gepäck (zwar Zeltbahne und Schnürschuhe zur Bagage gegeben), aber ganz erträglich[?]. Viele Kolonnen, […?]bild, Routine[?]tracht, weisse Lederjacken mit Mostem[?] Lederbesatz. Schönstes Wetter, schöne Berge (Pikul), wieder hinunter, der Rucksack wird zu schwer, ich baue mit von Schmude einen Schlitten. Unten ein Dorf, Zucker bei einem Juden gekauft. Abends nach Also Verecka[?]. Die Unteroffiziere und wir für sich, die andern suchen sich Quartier. Mit Thilo zum Juden und Schokolade gekauft. Mit Auer in der Wolldecke geschlafen (der Schrauber[?] mit grossen Schnurbart). Mit Dauer gekocht: Erbsensuppe, Gulasch. 4. Do ½8 Uhr weg; zuerst 1h Rucksach geschleppt, Quälerei. Schlitten. Zum Verezka Paß hinauf, Emer Zkezak[?]. Von unten die vielen Kolonnen oben. Oben die Grenze nach Galizien, 2 Häuser, dann hinunter. Viele Unterstände am Weg. Unten über den Fluß, durch das ganz zerstörte Dorf Klimiec. Es wird dunkel. Wir müssen trotz Protestes anschnallen und aufsacken. Aufstieg zur Lysa (1000 m). Alle werden elend müde. Oben [Artillerie?] Kolonnen. Abfahrt. Unten wieder viel Stockung. 11h im Dorf Tucholka. Ein paar Pausen von ½ Stunde haben wir. Trotzdem nur 25 km zurückgelegt. Quartiersuche. Schließlich zeigt Feldwebel Vogt uns ein Haus. Mit Oberst[?] Maudgeldorf[?] oben im Stroh geschlafen. Morgens müde, alles antreten; Freiwillige zur Patrouille vor. Ich sofort mit. Weisser Wind[?]anzug, Thilo und Clauder auch mit. In langer Kolonne (30 Mann) die Straße vor zum Divisionskommando. Hungrig und müde. Kehrtmarsch. Bei Feldküche auf der Straße Halt, gut und reichlich. Dann Befehl: weil wir noch unbekannt und russische Skiläufer gesehen, zu gefährlich. Nach Hause. Leutnant sagt, wer diese Patrouille gemacht hat, braucht 2 x nicht Wache zu stehn. Die Inf[atrie?] unten in der warmen Stube ist weg; wir ziehen ein. Wir kochen Kakao, Tee. Auf der Bank geschlafen. Nachts kommen Mitteldorf usw. von einer Patrouille. Ich lege mich auf den Boden. 6. Sa. Ausgeschlafen. Um 10h erst hinunter, die Köche sind da. Anscheinend kein Dienst. Mal wieder gewaschen. Es sind 30 Leute auf Patrouille. Mit Clauder usw. kleine Übungsfahrt, die Kommando für die Haubitzen telefonieren gehört: Gabel[?] 62/6300 erschossen, Viner[?] frei, Wirkungsschiessen. Bei der Artellerie unten Essen bekommen. Bei den Haubitzen zugesehen, 7200, etwa 45˚ Erhöhung. Schließlich ½5 gibts Essen von der Kompanie. 6h antreten, nichts los. 8h antreten, Kaffee, Brotverteilung. Ziemlich kalt. Die Korporalschaft endlich mal besucht (Thilo und die 6er). Sie erzählen von der Patrouille, unser Oberleutnant [von Renz?] scheine leichtfertig vorzugehen. Ins Quartier, enger Platz auf dem Boden, aber warm. 7. So 7h der Befehlsempfänger bringt nichts, [unleserlich] ebenso, 9h ich besuche Thilo usw., noch kein Befehl. Mittagsessen, noch kein Befehl. Beutezug mit Clauder usw. nach Zucker und Backobst, nichts gefunden. Abends noch kein Befehl. Endlich: am andern Morgen feldmarschmäßig. 8. Mo ½8 mit vollem Gepäck antreten, Kaffee. Es soll neue eiserne Portionen geben, also schleunigst noch mit Clauder 1 Gulasch gegessen. Wir sollen den Rucksack erleichtern. Ich hole mir stattdessen sogar noch meine lang entbehrten Schnürschuhe wieder. Mittagessen, dann bepackt antreten. Langes Zusammenzählen, bis alles stimmt. Die Straße ist zu schmutzig, wir müssen noch auch die Skier tragen. Schwere Last. Niederdrückend. Endlich mal Pause. Vor Mowara auf der Höhe Artelleriestellung, die mit Schrappnells beschossen wird. Wir gehen weiter, aus dem Wald hinaus. Feindliches Feuer. Kolonne zu einem, 20 Schritt Abstand und [unleserlich] weiter. Das Gesicht weggedreht; Weltch[?] beobachtet: Dann auch Infrantriefeuer, unangenehmes scharfes Pfeifen. Schließlich Deckung hinter der rechten Straßenböschung. Auch die Bagage kommt noch. Ich zeule[?] die Korporalschaft; Sockel verwundet (Penis), Otto kommt ohne Skier durch den Schnee nachgekrochen. Von Schmude ist der Skistock angeschossen und der Fußknöchel angeprallt. Leutnant Gräbsch läuft vor. Wir bei einbrechender Dunkelheit mit 20 Schritt Abstand. Inzwischen angebrannte Graupen aus der Feldküche. Die Dorfstraße zu den Bauernhäusern fortwährend beschossen von Infantrie und Maschinengewehren. Gohen Langgezogenes Dorf. Endlich keine Schüsse mehr. Das Gepäck wird schwer. Endlich vor dem Stabsgebäude. Schließlich ins Quartier. Thilo hat Gutes für uns gefunden, für die ganze Korporalschaft, daneben der Pferdestall. Bei den Infantristen bekommen wir Pflaumenwein. 8h mit den Unteroffizieren beim Leutnant. Verteilt die Nachtpatrouille. Bin müde, aber Thilo sucht nach Leuten für seine schwierige Aufgabe; will mit, aber es sollen noch Leute für den folgenden Tag bleiben. Tee gekocht, zwischen den Fahrern Güttler und Ernst geschlafen, nicht so recht warm. 9. Di. ½5 Uhr kommen Feldwebel Nietzschacke[?] und Prosch[?]; ich muß mit allen, die nicht auf Patrouille gewesen sind und einigen aus andern Korpschaften bei der Kirche Doppelposten stellen und außerdem 4 Mann Patrouille nach Norden schicken. Wir finden die Kirche mit den drei Holztürmen. Nahe dabei guter Platz für Posten. Licht am Haus, Wach[?]stube. Frauen und Kinder können kein Deutsch. Machen uns aber Licht und Brief an Mutter. Bouillon gekocht. Tagebuch. Draussen schon sonnige Schneelandschaft. Inzwischen kommt mal Dr. Belgardt rein, der alte Balkankrieger; soll zu besonderer Vorsicht mahnen; der [unleserlich] das Requirieren, die Leute sind freundlich. Um 8h kommt Befehl, bis nachmittags 5h zu bleiben. Geschrieben an Räubers und Eva. Einzelne Leute gehen und holen Sachen zum Essen usw. Mittag gekocht. Prachtvolles Sonnenwetter. Auf der Gallerie im Warmen gesessen. Um 5h schick ich zum Feldwebel um Befehl zum Einziehen der Wache. Plötzlich kommt der ganze Trupp vorbei, im Windanzug; Nietzschacke[?] sagt uns: schnell nach Hause Dauerlauf und Nachkommen. Alles zusammengerauft, schnell in den Ort. Socken vom Ofen, Schuhe, usw. schnell in den Rucksack, Mantel drauf, an die Bagage gehängt, Windanzug drin, angehängt, Skier an, los. Es wird dunkel. Man sagt mir, warum ich nicht Windanzug anziehe; na, wenn ich auch so durchkomme; also Umgehungsversuch der Russen? Ich horche von Zeit zu Zeit, möchte nicht gerne in russische Gefangenschaft geraten. Endlich kommt Nietzschacke. Dann bald Rucksackdepot. Eben laufen die übrigen ab. Wir warten auf die Bagage, Pferde und Wagen werden geordnet. Mit Gepäck ein paar Häuser weiter, ich komme zum Sanitätsunteroffizier Dr. Belgardt ins Haus. Man erfährt die gekannte Lage. Wir müssen den Ort unbedingt halten. Doppelposten ausgestellt. Ich gehe um ½9 mit Lorenz auf Patrouille, sollen den Berghang sichern und mit II/43 Fühlung gewinnen. Wir steigen die Wiese schräg nach rechts hinauf, bis zu dem Einschnitt im Bergrücken, der zur Kirche ausläuft. Oben auf dem Kamm, auch hinüber geschaut. Nichts zu sehen. Prachtvoller Sternenhimmel. Rechts auf dem Berg Gewehr- und MG-Feuer, hier aber nichts zu hören. Weiter, zuweilen über den Kamm ins Tal geschaut, zuweilen durch den Wald oder diesseits den Wald umgangen. Oft schwierige Fahrt. Lorenz wird müde. Zuletzt sehr steiler Hang, schwierig hinunter zu kommen. Stehe unten und warte auf Lorenz, esse kalten Gulasch aus der Konservenbüchse. Wir fahren hinab zur Strasse im Tal und sind richtig schon etwas über unser Quartier hinaus. ½12 wieder dort. Melde Belgardt, bin betrübt, daß weder Komat[?] noch Russen gefunden; man ist aber zu meiner Freude befriedigt von der ordentlich durchgeführten Patrouille, Leutnant Gräbsch ist auch im Quartier. Wir sitzen weiter in Alarmzustand, umgeschnallte, Karabiner in der Hand. Alle Viertelstunde wird abgezählt, um die Leute zu wecken. Schließlich wird das abgeschafft, und man schläft, wenn man kann. Auch ich, auf der Bank. Ganz früh zu Prasch hinauf. Oben sieht man schon die herrlichen sonnigen Hänge. 10. Mi. Es werden immer weiter Posten und Patrouillen ausgestellt. Ich laufe vormittags eine Patrouille auf den gegenüberliegenden Berg, wo auf einen Mann 6 Schüsse abgegeben sein sollen. Mit Schmude usw. beobachte ich aber bei einem Häuschen, an das wir uns nur zaghaft herantrauen, weit weg auf dem hintern Berg einen Schützengraben und Leute, die in Kolonnen zum Graben hinaufsteigen. Wieder hinab. Unterdessen ist eine Stafette ausgerichtet nach Kriew[?] zu, der Patrouille entgegen, die Mitteldorf mit 12 Mann nach Dolseki gemacht hat. Aber Mitteldorf kommt bald selbst schon an. Er hat die Verbindung mit der 3. Gardedivision gefunden, die haben ihm aber im Übereifer einen Mann erschossen. Nachmittags macht Infantrie 43 die Stafette. Abends gehe ich mit von Schmude und Birke, alle leicht müde, auf Patrouille, um den linken Flügel unserer Infantriestellung aufzusuchen. ½6-½9. Erst wieder auf den alten Berg, dann hinab zur Kirche, getretener Weg, verharscht. Wir schnell ab. Oben der Feldwebel in der Holzhütte, links auf der Spitze der letzte Graben, kann zum Glück den Taleinschnitt und gegenüberliegende Kuppe sichern. Hinab, ich allein angeschnallt. Zum Leutnant dem Zugführer von 43. Ziemlich ungnädig, daß man über seine Leute anders verfügt habe! Zurück, Belgradt gemeldet, Meldung geschrieben, zum Leutnant gebracht. Schläft schon, ist zufrieden, den Fehler hat nicht er, sondern Nietzschacke ohne sein Wissen gemacht. Er erzählt mir vom Beförderungsvorschlag und gratuliert schon. Über die Meldung des gegenseitigen Sicherungsentschlusses recht zufrieden sei ihm wichtiger als die andere Meldung, die die anderen so aufregt: ein Infantrist ist von Kriew durchgekommen und sagt, starke russische Patrouillen durchsuchten dort die Häuser. Grabsch hält es für nicht so ernst, trotzdem ist verschärfter Alarmzustand befohlen. Belgardt hat aber für uns Erleichterung erbeten, wir dürfen schlafen, aber umgeschnallt. Er hat mir auch schon vorher (nach meiner Patrouille), von der Beförderung verraten. Er hat ein gutes Herz, bei all seiner großen Strenge und kriegerischen Härte (inbezug auf Disziplin). Ich vertrage mich sehr gut mit ihm, der doch so leicht anschnauzt und Strafwachen hageln lässt, da er sieht, daß ich mich anstrenge. Die Nacht verteilt er, ich bin nicht Wache [unleserlich]; habe ja auch in der vorigen Nacht meist den Dienst versehen, während Hagmann viel schlief. Trotzdem helfe ich viel und komme nur wenig zum Schlafen. Gegen morgen wird erlaubt, abzuschnallen. 11 Do Weitere Erleichterung, wir dürfen ins Freie ohne zu fragen, aber nur dicht beim Hause (Windanzug ausziehen, abschnallen). Dauer hat vormittags Wache, ich ruhe mich noch aus, sorge etwas für den kranken Thilo, lese einige Bach Sonette, esse geröstetes Brot mit requirierter Butter und Käse. 12h Waffenappell, Soner putzt für mich. Für Löhnung ist noch kein Geld da. 1h plötzlich Befehl: Windanzug an, antreten mit Skiern. Schon kommt der Leutnant mit der Karte: Unsere Aufgabe, einen Umgehungsversuch einer russischen Kolonne um den linken Infantrieflügel zu erkunden und ev. zu verhindern. Aber wo und wie weiß der Major selbst nicht. “Ich erwarte, daß der Gefreite Carnap besonders schnell fertig ist und mit 3 Mann die Spitze übernimmt.” Also fix, die Skier noch flüchtig gewachst. Mit Krumteich, Dauer und Rohde. Nur trockenes Brot eingesteckt. Aus der Feldküche noch schnell etwas kaltes Essen von gestern gelöffelt. Los. Auf halbem Weg zur Kirche links auf die Wiese schräg rechts hinauf. Dann in einer Bachrinne senkrecht. Plötzlich ein Schuß. Geht’s wirklich los? Schließlich zurück, um weiter unten um den Berg herum. Der Leutnant kommt. Wohl verirrte Kugel, da wir keinen Knall hörten. Also weiter. Oben schimpft er, weil wir, die Spitze, uns nicht sorgfältig genug in Deckung gegen Sicht halten. Schließlich führt er; ausgezeichnet, am Waldrand, oft horchend. Im andern Tal nichts zu sehen, auf den Bergen drüben Schützengräben, auch Leute sieht man dabei herumspazieren. Dauer auf dem Damm[?], sieht nichts. Kriegsberatung im Heuschober. Offenbar hat der Major selbst nicht recht gewusst. V Rohde wird zum linken Infantrieflügel, den ich ja zeigen kann (man sieht den Schützengraben) geschickt. Er spricht dort mit dem Feldwebel; die wissen nichts von Umgehung. Rückmeldung an den Major, wir gehen nach Hause. Alle sind allmählich das viele Posten stehen und Patrouillieren müde. Die Nacht muß aber noch eine weitere Dauerpatrouille gestellt werden (2 stündig), am ganzen Berghang entlang von der Schlucht bis zu dem Einschnitt an der Kirche, am unteren Waldrand entlang. Wir kochen noch Kakao und Tee usw.; ich wärme mir noch gestriges Essen auf der Feldküche auf. Belgardt schickt einen Bericht an den Feldunterarzt (siehe hinten in diesem Notizbuch). Ich bin aber noch relativ munter, würde mich zu einer interessanten Patrouille sofort melden, weiß allerdings nicht, woher ich die Leute dazu bekommen sollte. Ich bin zuerst Wachhabender[?]. Um 9h kommt das Essen, für mich und die Posten noch ungewärmt.V Man schiesst auf uns von dem gegenüberliegenden Berg, aber immer viel zu hoch. So viele Leute halten sich doch nicht vorsichtig genug hinter den einzelnen Tannen in Deckung. Um ½12 löst Dauer mich ab. Ich lege mich auf der Bank schlafen. 12 Fr Um 7h übernehme ich wieder die Wache. Um 8h kommt Befehl: 9h Appell mit geschmierten Schuhen und geölten Skiern. Wir haben nur noch wenig zu Essen, ich breche meine “eiserne” Schokolade an. Während des Wachdienstes schreibe ich etwas. Von uns 6 Oberjägern sind […?]ücklich 4 krank, und Belgardt und ich müssen uns einfach abwechseln. Um 1 kommt Dauer doch und nimmt mir die Wache ab. Nachmittags wird auch Belgardt krank, kotzt und scheisst, ebenso wie Thilo schon längst. Also ich halte es wirklich am besten von allen aus? 4h in den Ort zum II/43, Löhnung holen. Aber der Zahlmeister noch nicht da. Vergeblich warten. Die Infantristen singen und erzählen. 7h zurück. Essen aus der Feldküche aufgewärmt (9h). Helfe Krumteich etwas, der zum ersten Mal Wache hat. Es kommen wieder unsinnige Alarmnachrichten oben von Prosch; umschnallen und Windanzug; immer 6 Mann auf Posten. Prosch glaubt, daß seine Vorposten heftiges Geweherfeuer haben [sic], dabei ist’s ganz hinten weit auf dem Swinin[sic] II. Um 1h allerhand Aufregung: 2 Infantristen sollen auf Befehl von Leutnant Grabsch je einem Skiläufer mitgegeben werden, um nach Kryw und in die Schlacht aufzuklären. Es werden Leute geholt, das dauert Belgardt zu lange; außerdem kommt Zimmermann erst auf den 2. ausdrücklichen Befehl her und weigert sich dann, als ihm befohlen wird, um 3h wieder zur Wache zu erscheinen. 13. Sa. Um 3h nacht übernimmt Dauer die Wache. Ich schlafe bis 7, oder länger. Dann übernehme ich die Wache für Belgardt, der schlapp macht und sich hinlegt, aber schließlich durch Eier[?] essen wieder munter wird. 2. Gesundheitsbericht, siehe Notizbuch hinten. Endlich Löhnung, aber kein Kleingeld. Vorher um 8h Appell. Wir stellen tags nur 4 Posten, daher Zeit zum Ausruhen. Ich schreibe etwas. Thilo ist so munter, daß er mittags wieder die Wache übernimmt. Abends ½9 kommt der Leutnant auf die Wache, Befehlsausgabe. Er berichtet auch Ostpreussische Erfolge, und von der Mannschaft der Emden und Karls[?] Rache. Ich habe Wache bis Mitternacht. Schreibe an Mutter weiter. Dann schlafe ich endlich mal auf dem Boden, infolge dessen vorzüglich bis ½8. 14. So. Schöner Morgenkaffee; gestern ist Zucker und Speck verteilt worden; 8h Appell, es gibt Brot. Also Schlemmerei. Warmes Tauwetter, deshalb 2-Stunden Posten. Ich habe heute frei, schreibe. Mittags Leutnant Gräbsch und Maudgeldorf[?] zum Huhnessen eingeladen V. Übernehme von 2-8 Wache, gehe aber ½4-½7 mit Thilo und Otto auf Patrouille. Links vom Petroleumwerk den Weg hinein, rechts hinauf, durch Wald, schwierig. Dann abgeschnallt und durch beintiefen Schnee zur Höhe eines Vorberges des Zwinin II gestapft. Von dort prachtvoller Überblick über den Kamm der ganzen Kette Zwinin II. Wir sehen 2 große und etwa 5 Schützengräben, Thilo zeichnet Ansichtsskizze. Wieder hinab, Skier an und an der Swinin Kette rechts hinüber gefahren; unterdessen dunkel. Auf Fahrweg um unsern vorliegenden Berg herum, purzelhafte Abfahrt. Nietzschicke ist im Wachlokal und wird geneckt. Belgardt ist auf Spionssuche; schließlich sind im Ganzen 8 Leute hier versammelt, werden aber nach Hause geschickt, da man doch nichts nachweisen kann. Schlafe zum Glück wieder auf dem Boden. Fast alle haben sich allmählich wieder erholt, zum Teil auch durch Eier und das Huhn. 15. Mo. ¾5 geweckt, übernehme Wache für Hagmann. Schreibe. Es regnet, ich freue mich aber nicht, wie die andern, hoffe immer noch auf einen Dienst, der dem Charakter der Truppe besser entspricht. Von 8-2 weiter Wache. Wegen der schwindsüchtigen Frau zieht Thilo um, ich will mit ihm. Grubteck ist krank, geht abends weg. Gegen 4h mit Belgardt in den Ort Petroleum holen, begegnen Dr. Lenel. Hätmer ist mit, sieht schrecklich aus, traurig. Belgardt ist betrübt, daß ich umziehn will. Abends hinüber. Gut geschlafen in dunkler, ruhiger Stube, aber morgens etwas kühl. V Der Leutnant erzählt, daß man mit den Beförderungen Schwierigkeiten macht, von den zum Gefreiten vorgeschlagenen 5 wirds wahrscheinlich 1, von mir sagte er nichts. 16. Di 8h Appell; ich bekomme den Ortsdienst; es wird wieder 63 Kopf statt 56 von den 83. Brot und Speck wird verteilt. Thilo hat Wache und skizziert, ich schreibe. Nachmittags mache ich die Aufzeichnungen fertig (bis Blatt 12) und schicke sie mit 2 Briefe an Mutter und Agnes fort, durch Kott, der wieder nach München kommt. Ich wieder Ortsdienst, deshalb keine Wache. ½11 zum Leutnant, stelle mit ihm und Middeldorff den Doppelposten am Wald auf. ¾12 bis ¾2 Posten revidiert. 2-4 geschlafen; ich war sehr müde geworden durch das Gehen im Harsch, der immer durchbricht. 4h wieder auf Revision. Zuerst Schlachtposten. Rohde und Seiffert sind eben abgelöst und kommen mir entgegen. Seiffert hat um 2h im Wald Lichter und bewegende Gestalten gesehen. Da kommt auch schon der Doppelposten Heidrich den[?] mit zurück und meldet, daß 3, 4 Leute, eine förmliche Schützenlinie, sich prang[?]weise über die Wiese bewegt. Ich schicke Seiffert zur Wache, um zu melden. Ich gehe mit Rohde weiter, um näher zu untersuchen; Rohde immer 10 Schritt voran. Ich sehe mich um, der Doppelposten folgt uns nicht. Weiter über den Punkt des Postens, Wegkreuzung, Tanne, bis zum Haus, nach am Waldrand. Nichts zu sehen und zu hören. Zurück. Unten kommt Leutnant und Middeldorff, Belgardt, Rottlich usw.; alles ist alarmiert. Wir sollen nochmal vor und näher untersuchen, ob Spuren am Waldrand sind. Mit Rohde und Rottlich ums Haus und an den Waldrand. Alles zurück. Hinter dem Verhau liegen Leute, die übrigen mit Gepäck angetreten an der Wache. Der Leutnant spricht von Gespenstersehern und lässt durch Middeldorff erklären, daß ein Posten immer erst näher zu untersuchen hat, wenn er etwas Verdächtiges sieht, entweder durch Nähergehen oder durch Schiessen. Müde hingelegt um ½7; 8h wieder Appell, dann Wache 8-2. Besuch des Majors, er kommt aber nicht zur Wache. ½1 zum Leutnant, die Korporalschaftsführer. Der ganze Trupp muß in den Schützengraben, bis das Bat[tallion] Verstärkung von einem Ersatzbattallion bekommt. Zuerst soll die Gruppe, die schon oben ist, abgelöst werden, dann weitere hinauf, so daß immer 3 oben, 3 unten sind. Schnell noch gegessen, Strümpfe umgezogen, Windanzug grau angezogen. 3h angetreten. ½4 weg. Schweres Gepäck. Bald Befehl: 10 Schritt Abstand. Einige Kugeln pfeifen. Quartier gesucht. Bei unserm alten Quartier schmeisst uns der Feldwebel raus. Wir besehn am Bach die Müttich Mühle, mit starkem Rauschen. Aber ohne Beleuchtung und eng. Wir finden gutes Quartier, die ganze Gruppe, und Middeldorff; der muss abends noch rauf. Wir unterhalten uns über Nietzschicke, er wird kräftig geneckt. 18. Do. Infantrie liegen mit uns im Quartier, wir beneiden sie um die gute Verpflegung, täglich warmes Essen und außerdem eine Gulaschbüchse, österreichischer Zucker und Kaffee, Honigbonbons usw.; sie schenken uns 2; einer probiert Skilaufen usw. Nachmittags kommt plötzlich Thilo: Sofort fertig machen zum Schützengraben. Rucksack kräftig erleichtert, weißes Bündel unten gelassen. Wir müssen Skier mitnehmen, um als Patrouille zu untersuchen, ob die russischen Gräben wirklich geräumt sind. Um 4h los. Auf den ersten Hügel; [unleserlich] MG. Hinunter, kräftiges Feuer, einige Zeit im Wald in Deckung gelegen. Zweimal über freie Flächen, immer einzeln im Dauerlauf; auf jeden einzeln wird geschossen, niemand getroffen. Lorenz begegnet uns mit Meldung: 3 Leichtverletzte, 1 schwere Verwundung: Rohde mit Gehirnschuß. Dann begegnet uns Belgardt, den Arm in der Binde; betrübt, weil noch kein Schuß abgegeben. Will nach München fahren, auf Wiedersehn in 3 Wochen. Da die Russen heftig feuern ist Patrouille überflüssig, wir lassen die Skier im Tal. Schon dunkel, letzter Anstieg, wir werden heiß und naß; oben Vorsicht, daß wir die Schneeunterstände nicht eintreten. Deren Dach ist aus Tannenzweigen mit Heu und Erde bedeckt, dem Erdboden gleich. Alles zur Besichtigung in den Graben gekrochen. Dauers Korporalschaft zieht hinab und schleppt den schwer verwundeten Rohde mit. Der Leutnant: “Da haben mit der [sic] Schweine meinen besten Schützen abgeschossen”. Posten werden aufgestellt und Schn[..?]arbeit erteilt. Ich revidiere 9-10, greife auch selbst zur Picke. Wecke dann die Nächsten und Instruiere. ½11 schlafengelegt, mit Hirschfeld, Seifert und 3 andern. Wirklich gemütlich und warm. Nach einiger Zeit bekomme ich Schüttelfrost, das zappelt immer durch von oben bis unten, sehr ungemütlich. Ich vermute Influenz, deshalb nicht dicht an die andern gelegt. Endlich bin ich eingeschlafen. Um 1 durch Infantrie geweckt, die uns ablösen, die Verstärkung der 43er. Wir wären lieber eine Nacht noch oben geblieben. Alle zusammen gepackt, einen Skistock aus dem Schützengraben geholt. Fühle mich sehr schlapp, liege mit Rucksack und Karabiner wartend. Beschwerlicher Abmarsch, starke Leibschmerzen. Unten müssen wir noch die Skier nehmen. Es geht schwer. Links, wo der Berg flacher ist, hinan, hinab ins Dorf. Zuweilen jagt uns eine Leuchtkugel der Russen nach: Kolossal helles grünes Licht, lange leuchtend, die Russen treffen aber niemand. Im Dorf ein paar Mal ausgeruht. Vor dem Feldwebelhaus an die Straße gesetzt und geruht; dann ins Quartier, vollständig besetzt; schlage mich dicht an die Tür vor den Ofen und schlafe. Morgens, als alles aufsteht, mit Otto ins große Bett und weiter geschlafen. 8h weckt uns Mitteldorf, die andern sind schon zum Appell. Auch hingegangen, später mit Belgardt gesprochen, der schickt mich ins Revier. Habe Kopfschmerzen, bin sehr schlapp, der weite Weg fällt mir schwer. “Fieberhafte Erkältung”, bin erfreut, keine Spur von Drückbergerverdacht zu bekommen; nur Zwieback und Tee, schlafen. Beim Feldwebel krank gemeldet und im Hinterstübchen schlafengelegt. Es kocht mir keiner Tee, ich habe schrecklichen Durst. Nachmittags kommt Belgardt, er will doch nicht nach München, es lohnt nicht. Er will nach Munkaes fahren, in einem Wagen Tag und Nacht, Schokolade usw. einkaufen und Post holen. Ich bewache sein Gepäck. Inzwischen zieht alles um, westlich, in die Nähe der Kirche. Ein Schlitten nimmt zum Glück mein Gepäck mit, bis zum Appell, dann schlepp ichs weiter in ein Quartier wo Ruttlich, Hauschild, Birke, Otto, Sommer wohnen. Bekomme endlich Tee und koche dann auch, schmeckt mir aber nicht. Ich habe fast keine Lust zu essen. Früh schlafen 20.Sa ½8 Revier, bolus alba wegen etwas Dünnpfiff. Immer noch Fieber und keinen Appetit. Schlafe weiter. Abends brüzeln alle Brot oder Zwieback in Speck usw., ich beneide sie um den Appetit. 7h abends aufs Revier, um wieder b. a. zu trinken. Middeldorff gratuliert mir, mir ist noch nichts bekannt gegeben. Zu Thilo auf die Wache, gegenseitig gratuliert. Ins Quartier, Ruttlich gratuliert. Die 4 Sachser gehn auf Wache, Sommer unterhält sich mit der Matka, zeigt ihr Fotos usw., sie wäscht ihm Hemd dafür. Schlafe. Nachts kommt Sommer von der Wache, soeben sei die Post gekommen. 21.So. Tauwetter und Regen. ½8 umgeschnallt bis Revier, gesund, nur noch b. a. Zum Feldwebel und Leutnant gemeldet. Auf der Wache die Post für mich; 13 Päckchen, 3 B, 1 K. Übernehme die Wache 10h. Packe teilweise aus und in Beutel. Lese die Briefe, von Schmude näht mir die Tresenecken an den Kragen. Thilo, Middeldorff und von Schmude essen von meinem Gebäck und Quittenschnitten, ich Zwieback und zwei herrliche Pflaumen. Bis nachmittags 6h. Abends zum Leutnant, Rohde ist gestorben, seine Korporalschaft hält die Nacht Ehrenwache. Wir haben Warnung vom R[..?], der Leutnant sagt, es ist diesmal besonders gefährlich, der Oberst hatte viele Offiziere versammelt. Also viele Posten zu stellen, umgeschnallt geschlafen. Es passiert aber nichts. 22. Mo 11-½3 Patr. mit Hagmann und 2 Leuten, ob die Schützengräben 1036 und 943 wirklich verlassen sein. An der Kirche hinauf, Stellung der 5. Komp passiert, zur Unteroffizierwache. Selbstverständlich seien die Gräben noch besetzt, diese Nacht seien auf den Posten noch Salven abgegeben worden. Zum Bach hinunter, hinüber, entlang, zu einem Wald hinauf. Abgeschnallt, Windrock grau angezogen, wir den Wald hinauf. Ich noch ziemlich müde. Zuweilen durch freiere Stellen, vorsichtig geäugt, dann hinüber. Oben deutliche Aussicht nach rechts auf die Gräben; durch Thilos [?] Glas sehe ich deutlich die Gestalten sich erheben, bewegen und miteinander sprechen. Durch das Waldstück nach links, da sieht man die Gräben links bis 1038, meist nur Doppelposten. Hagmann zeichnet alles; wieder hinunter. Dem Leutnant mündlich gemeldet. Ins Quartier: Nachmittags 4h soll Rohdes Begräbnis sein; hinten weit zu seinem Grab gegangen, er wird auf dem Schlitten aufgebahrt. Der Major wünscht aber, daß un[…?] Ehrenbezeugungen wegfallen. Ich bekomme wegen der Patrouille keine Wache. Die andern wollen wegen der Flöhe umziehen, ich deshalb mit Sommer ins Wachlokal zu Middeldorff und Thilo. Doch besinnen sich die andern, und wir bleiben zusammen wohnen. Ich kaufe zum ersten Mal Eier, mache Spiegeleier. 23. Di. 5¼ früh kommt Nachricht: 6h Abmarsch nach Westen. Also alles plötzlich zusammenpacken. Welches Glück, daß ich jetzt alles leicht habe! Die vielen Liebesgaben machen den Rucksack dick und schwer. Zu spät angetreten, der Feldwebel ist unzufrieden. Losmarschiert, wieder die alte Gepäck-Plage. Vor dem alten Bagage-Platz gehalten, in die alten Quartiere, ich mit Birke und Sommer zusammen. Der Leutnant kommt ½9, erklärt einen Befehl, daß 3 Unteroffizierposten mit je 6 Mann am Weg nach Kryw Unterstände bauen und immer 24 Stunden dort bleiben sollen, und dann abwechselnd ein Tag die alte Dorfsicherung. Er selbst zieht los, um die Plätze zu suchen. Dann kommt der Major, und es wird zum Glück alles wieder über den Haufen geworfen. Wir bleiben hier, Hagmann besetzt mit seiner Korporalschaft das Ölberghaus, wir sollen Schützengräben bauen usw. Haupts[…?]: Verhindern, daß russische Patrouillen durchdringen, die die Stellung der österreichischen Mörserbatterien erkunden wollen. 1h mit Middeldorff den Platz für den Schützengraben besehen, vom Major ungenau bezeichnet, vom andern Feldwebel halsstarrig festgehalten. Sommer und Drewski fangen an zu arbeiten, es schneit; hoffentlich kommen bald andere zur Ablösung, es finden sich noch 6 andere, so daß je 4 eine Stunde arbeiten. Dauer ist mit 5 anderen zur Infantrie befohlen, sie sind mit 2 Infantriegruppen auf eine Höhe südlich des Weges [unleserlich] Kryw gestiegen. Abends kommen Wagner und als Wegweiser Osthagen zurück: Die Infantristen sind oft bis an den Bauch in den Schnee gesunken und so erschöpft, daß sie kein Essen holen können. Es wird beschlossen, 24-stündig abzulösen. Morgen geht Ruttlich mit 5, nimmt Decken, Essen usw. mit, übermorgen ich. Abends schneit es kräftig. Und die ganze Nacht durch. Abends spät kommt Thilo: Man wird uns eine MG zuweisen, ich melde mich als Führer, die Bedienung wird gesucht, Sommer als Richtschütze [?]. Da heißt es, der MG Führer kommt mit, also trete ich zurück; 5 aus Dauers Korporalschaft melden sich, holen das MG und grabens[?] ein. 24. Mi. Alles prachtvoll mit viel Neuschnee zugedeckt. 8h Appell, ganz wenig Leute: Hagmann sitzt im Ölberghaus, Prasch oben, Dauer bei der Infantrie, einige beim MG; wir sind der Rest. Der andere Trupp soll also die Vollendung des Schützengrabens übernehmen. Gemütliches Frühstück, Tee, Ei, Backobst. Mittags gehen 5 von der Korporalschaft unter Ruttlichs Führung zur Feldwache 1037 hinauf, und lösen Dauer ab; sie nehmen Wolldecken usw. mit. Osthagen führt sie, Thilo geht mit; dieser erzählt nachher, daß Osthagen sie wieder fehlgeführt hat. Abends gemütlich mit Sommer und Birke, Sommer erzählt von seiner elektro-technischen Arbeit in der Schweiz. Abends befiehlt der Leutnant Alarmquartier, und in jedem eine Feuerwache; wir legen uns aber schlafen F. Nachts kommt Middeldorff (Unteroffizier vom Ortsdienst) und klopft, endlich werde ich wach. Der Leutnant hat Alarmzustand befohlen. Wir ziehen uns die ausnahmsweise ausgezogenen Stiefel an, legen die Sachen bereit, schnallen aber nicht um. F Abends Verteilung der Löhnung an die Korporalschaftsführer. 25 Do. 8h Appell, nur Sommer von meiner Korporalschaft: “3. Korporalschaft – weggetr[…?]” Sommer und ich und 4 andere sollen mittag auf die Feldwache; vorher Karte an Agnes und Brief an Leni geschrieben. Dann fertig gemacht. Da bringt Middeldorff Befehl: das R[…?] zieht die Feldwache ein; ich übernehme freiwillig mit Sommer die Benachrichtigung. ½1 Uhr sind wir fertig mit weißer Windjacke, umgeschnallt, Wegskizze von Thilo und ebenso Fernglass. Da kommt Thilo mit der Meldung: Schleunigst raustreten, Hagmann (im Ölberghaus) liegt im Gefecht mit Russen. Also fix Brotbeutel weg, mehr Patronen, Skier an, wir stehen mit Sommer fertig, von anderen Korporalschaften noch nichts zu sehen: Thilo schreit vergeblich nach seinem Gewehr, das einer zum Putzen hat. Also die 3. Korporalschaft wieder am schnellsten auf dem Plan. Darf ich vor? Nein, am Dorfausgang warten. Dort wunderbares Bild: Von der Höhe links kommt ein Skiläufer nach dem anderen mit eingestemmten Stöcken und Karabiner um den Abhang hinab, voran Pratsch mit dem großen Bart. Wir stehen da, fragen den Posten; der hat nichts gehört; also wohl nur Probealarm. Mit Thilo usw. schleunigst hinauf, es ist ernst. Hagmann hat eine russische Patrouille von 25 zu sich gehabt, alle erhoben die Hände, da hat ein Schafskopf losgeschossen und alle sind weggelaufen. Jetzt große Treibjagd. Schwieriges Laufen im Wald. Ich glaube schon nicht mehr an Einholen. Doch auf der Lichtung sehen wir welche. Es liegt sehr tiefer Schnee. Weiss geht voraus und nimmt einige gefangen, redet polnisch mit einem. Wir haben Schüsse auf sie abgegeben, die ersten, die ich schiesse. Dann von oben großes Einkreisen. Schließlich 4 Tote, etwa 10 Gefangene, darunter mehre Verwundete. Sanitäter Mathes vom 1. Trupp ist da und verbindet sie, Dr. Lenel und Seibert sollen sich bei [einem?] plötzlichen Schüsse wieder gedrückt haben. Sogar Niezschke ist mal oben gewesen. Nach Hause, den Schnee abgeschüttelt. Sommer kommt hoch erfreut mit einem russischen Rubel. Zur Benachrichtigung der Feldwache ist Dauer schon gegangen. Abends sollen wir wieder eigentlich auf Feldwache [sollten?], zu Hagmanns Verstärkung hinaufziehen. Middeldorff dispensiert mich davon. Mit der Feldküche soll Post kommen, sie bringen sie nicht mit. Ich schicke 2 hinunter. (Der Feldwebel ist ja wieder aus Angst vor der “exponierten” Lage ins Mitteldorf ins alte Quartier gezogen). Spät abends kommt die Post; endlich auch mehr geschrieben: K von Liesl, Brief von Heinz, [unleserlich]. Und die Hilfe. Rührender Brief von Mutter. Wir lesen noch lange. 26. Fr. Zum Ortsdienst kommandiert. Gräbsch führt jetzt beide Trupps, Thilo unsern. Faules Leben, geschrieben. Hilfe gelesen. Abends Instruktionen für die Nachtpatrouille bekommen. Abends noch bei der Lampe Zeitung gelesen. 11-1 Posten revidiert. Früh um 4h wieder auf. Um 11h kommt Dauer wieder und berichtet die Schwierigkeiten, besonders Unterholz 27. Sa. Früh 4h mit Drewski, Sommer, Weiss, Wagner auf Patrouille nach feindlichen Fusspuren. Wir die Schlucht hinauf, mühsam, glatte Skier. Immer am Bach, ich vermeide[?] Dauers 2 Stunden im Unterholz. Dann drüben über die Hänge, wo wir vorgestern die Gefangenen gemacht haben. Oben in den Wäldern laute Stimmen. Mit Weiss auch noch das Häusschen oben untersucht. Abfahrt an den beiden Leichen vorbei. Ölberghaus, rechts ab, auf den SW Hang des Chochnowka, Dauers Spur nach; bald umgekehrt, wo er auch. Gerade zum Appell 8h zurück Thilo ist unzufrieden, daß wir nicht weiter bis Sa[?]-Kryw gegangen sind. Mittags 1h wieder Postverteilung, die 3. Abends infolgedessen wunderbares Essen: Gemüsekonserve, Bratkartoffel, Wurst, usw. Hinterher noch Lieder gesungen. 28. So. Fauler Tag. Beim Abendappell (6h) Befehl: es ist ein Angriff für den frühen Morgen geplant. Eine Patrouille soll die Anmarschwege für die Kolonnen erkunden. Dauer und ich melden uns freiwillig als Führer. Sofort fertig machen, mit 4 andern (Sommer usw.). Mit Thilo und Gräbsch zum Abteilungs[?]stab. Der Hauptmann erklärt uns mit der Karte: Die Schlacht gabelt sich; nach links Sicherungskolonne gegen 1038, nach rechts Angriffskolonne gegen Zwinin[?] I. Wir kriegen noch zu essen, fettige Grütze; der Leutnant kotzt sie gleich wieder aus. Richtung wird vom Felde rechts oben als N festgestellt. Rechts vom Bach, der Leutnant voran, eine Gruppe Infantrie hinter uns. Über den Bach: abgeschnallt und gesprungen. In die Seitentäler schickt der Leutnant immer 2 Skileute und 2 Infantristen. Bald sind keine mehr da. Dauer und Merins rechts den Weg hinauf. Ich mit 4 Infantristen am Bach weiter; der Leutnant und Thilo zurück. Mehrmals durch den Bach, nasse Skier. Abgeschnallt, will rechts durch den Wald hinauf, wo damals mit Hagmann. Wegen Deckung noch weiter, dann hinauf. Gestampft, immer vorne, sehr ermüdend. Russische Fußspuren zum Heustadel. Oben in der [sic] Wald. Der Weg durch die Schneisse aufwärts ist ja klar. Also zurück. Unten sammeln sich die andern allmählich. Die ersten Seitentäler zu untersuchen war sinnlos. Die rechte, handförmige Schlucht müsste noch für den Angriff untersucht werden. Wer ist noch frisch? Keiner. Also gehen Dauer und ich am Bach vor. Es zeigt sich, daß Dauer im Walde oberhalb der Schlucht gewesen ist. Also zurück. 12h Meldung beim Hauptmann. Er [sic] kleine dicke Kerl ist unzufrieden: Ich hätte weiter sollen und die Stellung selbst erkunden, Dauer auch weiter und Verbindung der oberen deutschen Stellung nehmen sollen. Himmel, wir haben Angst, er schicke uns nochmal. Es ist halb so schlimm. Wir können uns im Hause neben dem Stab ausruhen. Etwas Stroh auf der Erde; schlechte Ruhe, aber geschlafen, weil sehr müde. ½3 beim Stab angetreten. Thilo hat 6 frische Leute als Melder geschickt. Dauer und ich stehen da, die 4 andern kommen noch nicht. Der Hauptmann verteilt uns an die Kompanien, die in langen Schlangen heraufmarschieren und auf der Straße stehen. Ich führe die linke Kolonne: 8. Kompanie, Bartezki[?] kommt noch zu mir. Wir marschieren zuerst los, diesmal links vom Bach; die Infantristen bremsen, wir müssen langsamer fahren. Immer weiter am Bach, manchmal ziemlich schwierig; in der Eile auch durchs Wasser. Schließlich rechts hinauf, durchs Bachbett auf den Wald zu. Der Leutnant kommt; ob wir abends noch weiter gegangen sind. Ob wir nicht müde werden; ob wir nicht eigentlich durch die Schlucht sollen. Ich erkläre, daß ich den linken Waldrand oben für geeigneter halte, weil er höher liegt und ich vermute, daß dieser Hügel sich ohne Zwischental an den Kamm anlehnt. Durch den Wald hinauf bis zu der Stelle, wo wir abends waren. Gehalten. Der Leutnant kommt wieder. Bartezki [?] und ich sollen weiter suchen, einige Infantristen hinter uns her. Durch den Wald hinauf, eine Art Schneise, die wir öfter überkreuzen. Plötzlich sehen wir mal 100 m oberhalb eine Reihe schwarzer Köpfe. Wir stehen still, auch 2 Infantristen sind noch bei uns. Obs Köpfe sind? Wir müssen es näher untersuchen. Zur Seite in Wald; zwischen den Bäumen durch Lücken hinauf. Plötzlich wieder 20 m vor mir die “Köpfe”. Bartezki[?] sofort auch still. Sie rühren sich nicht. Langsam in die Kulissen zurück, miteinander gesprochen, Bartezki[?] hält es für Baumstümpfe. Wir tauschen die Plätze. Da sieht es nicht mehr so täuschend wie Köpfe aus. Wir konstatieren: Baumstümpfe, ein ganzes Feld voll. Ich erkenne das Feld, an dem wir mit Hagmann waren. Infolge dessen tapfer hinauf und am Waldrand vor. Oben stehen wir plötzlich auf einer Kuppe. Zwischen uns und dem Kamm liegt noch eine Senkung. Ob nun links in der Schlucht die Kolonne besser hinauf geht? Lieber erst hierhin, dann kann von diesem prachtvollen Aussichtspunkt der Leutnant selbst die Stellung wählen. Ich bin zu müde, Bartezki[?] fährt hinunter und schickt im Wald einen Infantristen hinunter. Ich ruhe mich aus, esse etwas, auf der schönen Kuppe, den ganzen Kamm in unbestimmtem Lichte vor mir. Schließlich zu ungemütlich (im durchschwitztem Hemd), zum Heustadel; angelehnt und etwas gegessen. Die Kolonne kommt, und noch einer. Hinauf auf die Kuppe. Ich erkläre die Lage des Kammes, der russischen Stellungen, des 1038 und des Zwinin I. Der Tag bricht bald an, es wird Zeit; der Leutnant entschließt sich für diesen Punkt, im nächsten Wald oben (ob der schon am Kamm liegt?) will er Posten ausstellen. Hier gekrümmten Graben anlegen. Er rühmt das schöne freie Schußfeld. Ich sage, daß ich nur die Funktion habe, hier hinauf zu führen; Bartezki[?] bleibt also Melde. Ich bin entlassen. Ich kratze das Eis von den Skiern. Schöne Abfahrt zwischen den Kämmen, dann auf freiem Feld neben dem Wald. Unten am Wald kommt ein Infantrist Rehlein[?] an. Über den Bach, lassen den “Pohar”[?] links, will durch die Kirchschlucht nach Hause. Falle aus Müdigkeit eine kleine steile Böschung hinauf Kopf über, Karabiner auf den Hinterkopf. Unten breiter Bach, komme wirklich nicht trocken hinüber. In einer Blockhütte, wie sie da viele stehen, ausgeruht, gegessen. Eis abgekratzt. Fühle mich wieder erfrischt; gemütlich heimgefahren. Unterwegs zum Leutnants Haus. Ihm Karte zurückgebracht, erzählt. Auch von des Hauptmanns Unzufriedenheit. Gibt mir die neuen Zeitungsnachrichten. Ins Westdorf; zu Thilo. Der hat keine frischen Leute zur Ablösung mehr. Hat auch die Nacht nicht viel schlafen können. Im Quartier gegessen, ausgeruht; dann schlafen gelegt; kann aus Übermüdung im hellen Licht nicht schlafen. Nachmittags ein wenig geschlafen. Für die übliche Nachtpatrouille um unsern Berg sind nicht genug Leute da. Ich laufe deshalb die erste (6-8h) mit Barnezki[?]. Oben liegt eine Feldwache. Auf der andern Seite unten auch noch um die Hütte gesucht. Auf dem “Smarz[?]weg der russischen Kolonne” um den Berg herum von links zurück. ½8 schon wieder da. Schönes Abendessen, Middeldorff ist in unser Quartier gezogen. Es gibt noch Post, Pelzweste und Pelzsocken, Butter. 2.III. Feste ausgeschlafen. Gelesen und geschrieben. Nachmittags und abends kommt Thilo herüber, er ist sonst allein in seinem Quartier nebenan. Wir sprechen von Lietz und Seebohm und Wyneken[?], er erzählt viel von [unleserlich]. Abends erzählt er von Narwik, Norwegen, Lappland, den Erzdampfern. Es schneit und ist unsichtiges Wetter. Deshalb wird Angriff der Russen befürchtet. Befehl von Leutnant kommt: Die Patrouillen sollen auf 3 Mann verstärkt werden, überall Feuerwache, erhöhte Alarmbereitschaft. Allmählich ist uns das tatsächlich lästig, wir glauben doch an nichts mehr. Und dabei soll ich noch als Obarj[?] vom Ortsdienst 2x nachts die Quartiere revidieren! F Hagman kommt; er liegt im Ölberghaus, auf dem exponiertestem Posten, und ist so ruhig wie je. Er sagt auch, daß es Pflicht des Führers ist, die Leute zu beruhigen und nicht aufzuregen. Middeldorff und der Leutnant sind sich nicht einig über die Zahl der Feldwachen usw. auf dem Pohar[?] und dem MG Berg. Middeldorff will hinauf, nimmt mich mit. Auf dem MG Berg Rothe, und 3 andere im Unterstand beim MG. 2 Skimelder schicken wir nach Hause; 2, die auf den falschen Pohar[?], nehmen wir mit. Hinab, über den Bach, hinauf, zur Feldwache auf den richtigen Pohar[?], unserem Patrouillenberg. Ein Doppelposten steht dort vorm Schützengraben, einer hintem am Waldrand. Der weiß nicht einmal, wo die Russen liegen. Weiter den Patrouillenweg. Zu den Hütten hinab. Den Kolonnenweg um den Berg; glatte Abfahrt, Middeldorff saust hinab. 12h sind wir zurück. Wir legen uns ruhig schlafen; selbst Middeldorff ist durch die Fahrt ganz ruhig geworden und zieht die Schuhe aus. Das Wetter hat sich ja auch aufgeklärt, und wir hatten die ganzen Berge besehen können; das war ein Genuß und wirkt enorm beruhigend. Ich bin ein Wachhabender, schlafe aber und lasse mich einfach immer durch die Posten wecken. Meist höre ich sie an der Haustür und empfange sie schon mit der elektrischen[?] Lampe. Ich träume dazwischen und wimmere mich wach. ------------- F Es gibt noch etwas Post. 3. Mi Fauler Tag; lese die Kron[?] Prättendenten[?]. Abends beim Feldwebel Löhnung geholt. 4. Do. Vormittags Befehl vom Re[giment?]: Patrouille soll Stellung der russischen Artillerie erkunden, die auf Orema[?] schießt. Also Versuch, über den Kamm zu kommen. Ich melde mich freiwillig. Es kommt Nachricht vom Leutnant, er freut sich, daß sich die Leute gemeldet haben, er hält die Sache aber für unausführbar und meldet das dem Re[giment?]. Also brauchen wir nicht. Plötzlich Befehl: Der Major wünscht es trotzdem, er glaubt, daß links von Δ 943, wo die rechte, angreifende Kolonne war, eine Lücke von 200 m ist. Wir essen noch Schokoladenreis, dann los. Mit Drewski, von Schmude, Koch. Zum Leutnant, er will nicht, daß wir uns unnötig aufs Spiel setzen. Vielleicht können wir wenigstens sonst etwas erkunden. Die russische Artillerie feuert heute nicht. Erst nach Orava. Der Posten weiß, daß gestern Schrapnell gekommen sind. Von NNW her. Fort fahren wir durch die Schlucht zwischen falschem Pohar und Bonenberg, wie vorgestern Nacht. Dann rechts über den Bach. Da steht der letzte Posten. 5 min. Pause. Weiter hinauf. Nach einigen Minuten sind wir an dem Punkt, wo damals in der Nacht Dauer und Mertens schon umgekehrt sind, wie Koch berichtet. Weiter hinauf, fast immer durch Wald gedeckt. Einmal gewartet. Nahe Schüsse auf beiden Seiten. Übers Feld links hinüber. Schützengraben der 12. Kompanie. Weiter hinauf. Koch vermutet (vielmehr “weiß”) in jedem Walde Feldwache oder Besetzung. Schließlich nahe am Kamm. Noch etwas hinauf, Ausblick nach rechts. Vor jeder Höhe des Kammes Schützengraben; in dem nächsten Leute; Skizze gezeichnet vor den Sätteln einfach Drahtverhau aus gekreuzten Stäben; X X X X 4¼h. Zurück. Nach W hinüber. Ich will nicht ganz hinunter, sondern auf halber Höhe zur Schlucht rechts von Δ 1038. Abstieg in die erste Schlucht beschwerlich; dann bald Skispuren (wohl von den Verbindungsleuten von vorgestern nacht). Wage rechts hinüber. Auf die Lichtung, wo ich mit der 8 Kompanie hinaufgegangen bin. Auf dem Heustadel ¼ oder ½ Stunde Pause. Gegessen; Schnee und kalter Wind. Es wird dunkel. Hinüber an die Schlucht, rechts hinauf. Koch weiß wieder überall Feldwachen. Trotzdem weiter. Dann nach links über den Bach, und langsam weiter hinauf. Eine russische Fußspur kommt zum Bach hinab. An einer Stelle zögern wir. Dann zum Wald hinauf und am unteren Wald entlang weiter, bis zur Waldecke. Da stehen wir, horchen lange und flüstern. 6½ vor uns weiße Fläche, dann der Kamm. Zu dunkel, um Gräben zu erkennen, links oben einiges Gehölz. Sollen wir wirklich weiter zum Kamm. Irgendwie müssen wir feststellen, ob vor uns Leute sind. Wir stehen lange. Da hören wir Husten, 1-200 m. Wir entschließen uns zum Umkehren. Bleiben diesseits der Schlucht. Hinab, über den Bach, zu Pohar und MG-Berg. Gleich zum Leutnant, 8h. Er hatte gerade Leute nach uns schicken wollen. Freut sich, daß wir so weit gewesen sind; über Skizze und genaue Angabe der Drahtverhaue. Ich kriege Tee, während ich an Hand der Karte die Meldung mit genauen Angaben schreibe. Dazu wird die Skizze gelegt. Er erzählt, daß Hetmer ihm aus München geschrieben hat: auf dem Abteilungsbüro sagt man, daß wir nicht aufgelöst, sondern dem Infantrieregiment 43 zugeteilt werden. Er ist energisch dagegen. Renz will nach München fahren, um das zu ändern. Nach Hause, 9h. Noch Post da; mit Middeldorff usw. Gemütlich gesessen und gegessen, auch Thilo da. Erst 12h zu Bett. 5. Fr. Stiller Tag, Kunstwart[?] gelesen. Etwas geschrieben. Drewsker[?] zieht wieder los, um die Heustadel in Brand zu stecken, mit Sommer und Wagner. Gestern ist der Befehl dazu leider zu spät gekommen, nachdem wir schon weg waren. 6h abends halte ich Appell ab; nur Verlosung der Wachverteilung. Abends etwas Post, Briefe von T und Cha. Man hört aus München, wir würden der Infantrie überwiesen; aus Berlin, wir würden aufgelöst. Man bespricht unsere Hoffnungen. 6. Sa. Nachmittags ½3 Übungsfahrt am Hang. Ski[unleserlich] Übungs auf der Straße. 6h Appell: Middeldorff bekommt das Eiserne Kreuz; einige andere eine Belobigung. Abends etwas Post, Ruhes Brief. Alarmbereitschaft, weil morgens Angriff. 7. So Der Leutnant ist unzufrieden, daß der Unteroffizier vom Dienst sich nicht mehr meldet und nicht mehr nachts revidiert (es stellt aber nur Hagmann einen Posten, und auch nicht immer). Wunderschönes Winterwetter. Post muß kommen, die Vorräte sind alle aufgezehrt. Speck oder Schmalz zum Brot. Mir jetzt zu fett (weil nicht genug Bewegung?). Abends mit Middeldorff Revision über den Pohar und zum Ölberghaus, 6-8. 8. Mo. Früh 4¼ zur Revision des Nelberg[?] Postens. Vergeblicher Versuch, die Skier anzuschnallen, eingedrückter Backen[?]. Zu Fuß auf den Ölberg. Eisig kalt, schätze auf 15o. Die armen Kerle müssen da oben stehn. 6h beim Leutnant gemeldet; schriftliche Meldung über die Revisionen abgegeben. Nachmittags ½3 “Sportfest”. Skikh[…?] fällt aus, weil die Pferde nicht genug zu fressen haben. Übungsfahrt auf den Pohar, allerhand Waldschwierigkeiten usw.; Beobachtung der russischen Gräben auf Δ 1091; kein Mensch zu sehen. Abfahrt über die Wiese mit Stembögen, [unleserlich]. Feldwebel Nietzschke immer als letzter, will aber auch mit. Voll Sorge hat er gemeldet, daß auf seinem Hause immer Kugeln gehört werden; natürlich[?] verirrte, über den Pohar hinüber. Abends in Fischlein (von zu Hause) geschlemmt. Müde, früh zu Bett. 9. Di. Endlich 3 Briefe von zu Hause. Mit Middeldorff etwas Ski geübt. Middeldorff hat Post, und wir kriegen Süßigkeiten, statt der ewigen Pellkartoffeln. Nachts soll wieder ein Angriff stattfinden. Deshalb mit Middeldorff und Leutnant auf den MG Berg+) und gegenüberliegende Schluchten und Wälder besehn. Zum Re[giment?]stab hinunter. Da sagt uns der Leutnant, abends sollen sich 9 Mann, je 3 für die 3 Kolonnen, melden; das sei aber keine Aufgabe für Oberjäger. Infolgedessen gehen Dauer und ich nicht mit. 8-10 mit Prosch Pohar Patrouille. Dann sitze ich noch mit Middeldorff und Rothe zusammen, der über das Schicksal von Hauschild und den andern Skiläufern, die die Infantrie führen sollen, sehr beunruhigt ist. Er glaubt, sie würden trotz der +) falscher Pohar. Maßregeln unseres Leutnants zu sehr ausgenutzt werden und immer vorgeschickt werden wenn es gälte, eine Feldwache aufzuheben oder eine Stellung zu erkunden. In Wirklichkeit wars aber nicht so schlimm. 10. Mi Es kommt Nachricht, daß einige feindliche Stellungen genommen sind, aber unter Verlusten. 370 Mann sind gefangen und 3 MG genommen. Noch immer keine Post. Wir leben aus der Gulaschkanone und von Middeldorffs Sachen. Abends 8-10 mit Hauschild Pohar Patrouille, starkes Schneetreiben und kalter Wind. Die beiden Melder auf dem Pohar weise ich an, 3x nachts eine 1-stündige Patrouille nach NW hin zu laufen. Alarmbereitschaft! 11. Do. Der erwartete Nachtangriff der Russen ist nicht eingetroffen. Infantriekolonnen kommen durch, teils von über Dolski hier, teils waren sie zur Sicherung in Unterständen zwischen hier und Kryw[?]. Einige kochen bei uns Kaffee, und wir geben ihnen Speck usw. Es schneit wieder den ganzen Tag. Ich bin die Nacht Wachhabender, laufe also keine Patrouille. Die Infantrie macht wieder Angriffe. Es schneit den ganzen Tag, und nachts ist kalter Schneesturm. Abends sitzen wir noch lange zusammen, mit Thilo. Middeldorff wird wegen der Ansichtskarte der Schauspielerin geneckt. Es kommt Nachricht, daß die einjährig Gedienten zu Offizierskursen in die Heimats Re[gimente?] zurückgerufen werden sollen; Thilo freut sich kolossal. 12. Fr. Schmude kommt als Melder vom Re[giments?]büro zurück und erzählt. Die Infantrie hat einige Gräben genommen, aber viele Verluste. Viele haben erfrorene Gliedmaßen; manche sind gefangen genommen, weil sie mit den steifen Fingern nicht abdrücken konnten. Es sind aber auch Russen gefangen genommen. Ein Kriegsfreiw. der Infantrie hat gesagt, daß er wahrscheinlich auch zum Kursus nach Hause gerufen wird; am 20. III. Ob das auch für uns Artilleristen[?] gilt ?! Prachtvolles klares, kaltes Winterwetter. Hagmann läuft wegen des Befehls für Offiziersaspiranten zum Battalion; dort ist tatsächlich div[?] Befehl steckengeblieben. Der wird gebracht: geeignete Einjährige der Infantrie, Schützen und Jäger, sollen zum 20. zu den Ersatztruppenteilen zurück; am 24. beginnen die neuen Kurse. Große Aufregung allerseits und Besprechung in unserem Quartier. Es wimmelt, Thilo und Middeldorff legen Vorteile und Nachteile für uns Artillerie dar. Wir entschließen uns dazu, als[?] MG. Abends Liste derer, die sich dazu melden, zu Nietzschke; dieser lässt leider noch das alte Re[giment?] dazu schreiben, sodaß wir als Artillerie usw. Dastehen, (und nicht MG angeben (?)). Morgens kommt Wagner vom Zwinin zurück und meldet, daß Sommer verwundet ist. 4 Beinschüsse, aber nur Flankschüsse. Sie sind zu der alten Stelle des Abteilungstabes gegangen; dieser hatte sich zurückgezogen. Sie kommen in mörderisches Feuer. Sommer fiel hin, Wagner schnallte sich und Sommer ab, und zog ihn etwas hinunter. Dann lief er zur Infantrie. Die Infantrie wollte nicht aber der Feldwebel befahl streng, der Skiläufer müsse unbedingt geholt werden. Deshalb gingen 2 mit. Sie zogen ihn hinab in die Deckung. Dabei wurden beide Infrantisten verwundet. Sommer wurde dann sofort abtransportiert. Wagner glaubt, er sei schon nach Tucholka. Mittags Meldung, er sei noch da. Ich laufe etwa 7km weit, bis hinter Orawa, finde ihn nicht. Ich fahre mit Hauschild und dem Schlitten zurück. Abends kommt Meldung, er sei in Orawa und wünsche Wäsche. Ich fahre nachts mit Middeldorff hin, wir finden ihn nicht. 13. Sa. Vormittags Meldung, Sommer sei noch in Orawa. Ich fahre mit Wagner und dem Sanitätsgefreiten Durn[?] hinunter. Wir finden den Verbandsplatz. Der Stabsarzt gibt schriftlich, daß er nach Tucholka[?] transportiert ist, und gut und warm versorgt. Bei der Rückkehr ist Post da. Ich muß aber noch erst zum Leutnant, um mich als Oberjäger vom Dienst zu melden. Abends die Patrouille oben auf der Waldwiese revidiert. 14. So. Früh 4h den Leutnant zur Revision abgeholt. Zur Feldwache auf den Pohar hinauf. Zum Posten. Bald kommt unsere Patrouille (König und einer von den 9 Neuen). Der Leutnant ist unzufrieden, daß die Patrouille nicht auf den falschen Pohar gelaufen sind. Zum Posten zurück und unter dem Wald entlang, über den Bach, und zum falschen Pohar hinauf. Wir geraten aber in den Wald und brauchen 1 Stunde hinauf. Oben den Melder revidiert. Zurück, Thilo wartet seit 1 Stunde auf die Rückkehr der Patrouille. Zum Ölberghaus. Es sind viele Infantristen einquartiert. Thilo zieht zu uns; wir essen gut und reichlich. Abends ist Rothe[?] verschwunden. Er hat Dienst und will sich den Pohar Bachübergang ansehen. Er kommt spät. Er ist auf unsere Spur geraten, sehr lange im Wald geirrt[?], hat auf der freien Fläche dann tüchtiges Feuer bekommen. Wieder gutes Essen mit Drewskis Mundharmonikamusik dabei. 9 und 10h wird draussen so hell, wir gehen hinaus, oben auf dem Pohar brennt ein Haus der Feldwache. Etwas wärmere Nacht. Ob bald Tauwetter? Thilo prophezeit das für den 15. (Mondwechsel), ich glaube nicht daran. Man hört, daß aus uns eine Gebirgs[unleserlich] in Berchtesgaden gebildet werden soll; das könnte doch ganz fein werden! 15. Mo. Mittags kommt Post: Näh[?]päcklein, auch Zigaretten; Päckchen und Brief von Leni; B und Gedichtbüchlein von Margret; Karte von NH, daß sie meine Aufzeichnungen hat. Wir schlemmen abends hervorragend. Nachts bin ich Wachhabender = wir schlafen natürlich. Abends will noch Infantrie sich bei uns einquartieren. Der Leutnant lässt sich abschrecken, weil “Wacht[sic]lokal”. 16. Di. Es taut ein wenig. Die Briefe noch einmal gelesen. Abends 6h plötzlich Befehl: Wir müssen diesen ganzen Teil von Pohar räumen. Es Man spricht von ganzen Infantriebrigaden, die herangezogen sind. Wir suchen Quartier im Tälchen jenseits der Prosch[?] Höhe und ziehen mit vieler Männerhilfe ab. Rührender Abschied von Luka Koslowizsch und der Matka. Ich schleppe alles allein und werde in der ¼ Stunde ziemlich ersch müde. Nettes geräumiges, helles Quartier, mit Webstuhl; V 17. Mi 12h Als Oberjäger vom Dienst beim Leutnant gemeldet. Ein Verbindungsmann, der im Kreise läuft, wird angeordnet. Der Leutnant erklärt mir auf der Karte, wie weit die Höhe östlich 943 und die Hänge zwischen 1038 und 943 schon in unserem Besitz sind. Hagmann soll nachmittags eine Feldwache aufheben und der Leutnant kommt selbst zu unserem 1h Appell. Hagmann kennt die russischen Feldwachen nicht. Thilo und Prosch gehen mit dem Leutnant zum Stab. Es zeigt sich, daß eine ganz andere Feldwache gemeint ist, als die, die immer auf unsere Pohar Patrouille geschossen haben soll, eine, die ganz oben vor den russischen Stellungen liegt. Da lehnt der Leutnant ab. Ich habe Dienst. Auf der Abendrevision führe ich 8h die Patrouille Pohar Patrouille von Drewsky. Auf dem starken Harsch soll nämlich über den Kamm gelaufen und auf den Lichtungen lang gehorcht werden. Mitten auf Wir suchen die geeigneten Horchstellen auf. Mitten auf dem Kamm begegnen uns 5 Gruppen Infantrie, die das westliche Heinhaus als Feldwache besetzen und Doppelposten auf die Lichtungen stellen sollen. Wir erschrecken sie durch plötzlich lauten Unteroffizier. Dem Leutnant gemeldet; unsere Pohar Patrouille wird als überflüssig aufgehoben. 18. Do. Morgens 9h auf Revision. Auf dem Ölberg oben ist Hagmann mit einem der 3 gefangenen Russen (Überläufer), der deutsch spricht und deutsch erklärt, in welche Wälder nachts die russischen Patrouillen kommen (ganz oben, einige 100 m vor den russischen Stellungen). Gewöhnlich lege sich Patrouille, die die ganze Nacht gehen soll, oben in ein Heuhaus und schläft. Die beiden Melder auf dem falschen Pohar revidiert; es ist Telefon hinauf gelegt; ich melde dem Leutnant, die beiden Melder werden herunter geholt. V Abends noch lange gesprochen mit Middeldorff und Thilo; als wir Mitternacht zu Bett gehen, reden die beiden noch lange weiter. Wir sprechen von Bügelfalten (täglich), als[?] Bildungssympathien, vom Umgang mit Mädchen usw. Nachts Middeldorff von einiger Enttäuschung als Fahnenjunker, will auf keinen Fall Landoffizier werden; denkt jetzt an sie oft, bedauert, nicht noch länger Zeit zur Entscheidung zu haben. Man merkt, welche Enttäuschungen er mit seinen jugendlichen, aber durchaus kräftigen Idealen erlebt hat. Am anderen Tag fällt mir sein hoher breiter Schädel über dem jungen Gesicht auf. Hoffentlich rettet er sich ins zivile Leben und kommt in geeignete Umgebung; der Instinkt dafür steckt schon in ihm. Mit seinem energischen Charakter kann man ihn im zivil- (kulturellen) Leben schon gebrauchen. Wie ich wünschte, daß er zur Universität gehen würde! Aber ich halte natürlich mein Maul, wirke auch nicht indirekt darauf hin. Auf solche Naturen wirkt eine Beeinflussung ja leicht gegenteilig. Abends lang mit Thilo und Middeldorff aufgeblieben und Gespräch. Wir sind einig, daß die Anforderungen an geistige Fähigkeiten beim aktiven Offizier recht gering sind; Middeldorff will deshalb auch keinesfalls zum Landheer. Dann spricht er von der “hohlen Gesellschaft”. Wir sprechen über das geistige und ästhetische Niveau der “Gesellschaft” als Schicht und über deren Sympathien: die Abendgesellschaft, die Auswahlkriterien der Zulassung zur Gesellschaftsschicht (Beispiel: Volksschullehrer – gewissenloser Mensch aus dem Härringa[?], die Inkonsequenz in der Moralitätsbeurteilung von Menschen. Middeldorff und ich sprechen recht scharf, Thilo verteidigt. Wir sind aber einig in gewissen Vorwürfen gegen die Gesellschaft, und das mehr verlangt werden müsste an gesellschaftlicher Kultur, Hinblick auf die Goethe-Zeit in Weimar und die Renaissance; ich spreche vom Diederichschen Kreise. Hierin[?] sind wir einig, nur ist Thilo nicht so unbedingt anspruchsvoll und begnügt sich mit dem jetzigen Zustand, soweit er nicht direkt verwerflich ist und er selbst sich dabei gut unterhält usw. Er meint übrigens, er würde an meiner Stelle, wenn er so überzeugt von der besseren Idee und der Verwerflichkeit des jetzigen Zustandes wäre, mit aller Kraft für Verbesserung eintreten. Ich sage, ich bin kein Propagandist (siehe Abstinenz); glaube auch, der Allgemeinheit zu dienen (ich denke für mich “dem Objektiv”), indem ich meiner Befähigung entsprechend nicht Menschenbeeinflussung, sondern wissenschaftliche Arbeit leiste. Um 3h schlafen gelegt. Diese Nacht Wachhabender. Die Pohar Patrouille ist ja nicht mehr, nur der “Pendelmann” (Dorfpatrouille zur Verbindung: unser Quartier- Ölberghaus – Leutnant – zurück), also 3 Stunden. 19. Fr. Die Infantrie rückt immer weiter uns auf den Hals. Sie sitzt schon auf der Prosch-Höhe, links davon wird eine MG aufgestellt. Infolgedessen pfeifts um unser Haus; mit dem Glas können wir sehr schön über die Prosch-Höhe weg und durch die Schlucht zwischen Pohar und Ölberg die russischen Stellungen besehen. Geschrieben, gestern und gestern Kartenskizze gezeichnet und durchgepaust. Nacht Es pfeift immer ums Haus, wahrscheinlich verirrte Schüsse, die der neuen Feldwache links auf dem Pohar gelten; vielleicht auch gezielte, da anscheinend besonders heftig, wenn sich einer zeigt. Nachmittags Post: Ich habe kein Päckchen, nur Briefe von T und Mez[?]. Ich spreche mit Middeldorff, ob er sich wohl befriedigt fühlen wird als Seeoffizier, ohne geistige Tätigkeit. Ich erzähle von meinem Studiengang, wie ich mit Zeit genommen, nicht gleich ein festes Ziel gewählt, und erst später meine Begabungen kennengelernt habe. Auch von Bädecker usw. Draussen regnets etwas. Man erzählt, es sei Nachricht vom 1. Trupp, der in Tucholka liegt, daß wir 1. IV. in München aufgelöst würden, 25. III von Volocz führen. Abends ½9 geh ich mit Middeldorff, der Dienst hat, auf Revision. Ölbergposten, Hagman sagt, daß anderntags auch Middeldorff mit Prosch ins Ölhaus [sic] soll. Ich bin zu müde und fahre nach Haus; fest geschlafen. 20. Sa. Rothe kommt und erzählt, daß der Leutnant sich (den Trupp) der Infantrie Einrunck[?] anbietet obwohl, nichts mehr für uns zu tun ist, und sich dadurch lächerlich macht. Er ironisiert und bringt uns alle heftig zum Lachen, will zu Hause eine Operette über Leutnant und Nietzschke schreiben. Nachts mit Thilo im Bett (zum ersten Mal in den Karpaten) als Wachhabender. 21. So. Prachtvolles Sonnenwetter. Schreibe. 1h nach dem Appell mit Thilo losgefahren, etwas Bogen und Schwünge geübt, dann Revolverschießen auf die Hüttentür, und in den Schnee: Große Einschießlöcher. Hinauf zum Dautski[?]; immer herrlicher Blick auf den Zwinin. Die Berge rechts und besonders links vom Zwinin. Ganz hinauf. Auf die andere Seite. Prachtvoller Blick in das weite Tal drüben. Alles sieht so nah aus in der klaren sonnigen Luft. Viele Wildspuren, Hirsche; Hasen. Hinüber in den Buchenwald, dann auf einen Rammelplatz. Ein Revolverschuß scheucht keine Tiere auf. Abfahrt, erst etwas rutschig auf steilem Harsch, dann wunderbare Fahrt in elastischer Schwebe hinab; dann weiter auf die Vorhügel und hinunter. Bald kommt Post, viel Briefpost: Lisis Brief aus Berlin, Lenis Brief mit Bjørnsons Synnøve Solbacken, Kunstwart1, Kriegsflugblatt für die Meissner Jugend (darin die Wandervogelnovelle “Der Klotz[?] und die Ursch[?].”), Hilfe, Wynekens Rede. Abendessen. Man konstatiert, ich esse überhaupt zu viel; Nikotin und Alkohol schaden weniger. Noch allerhand gelesen. 22. Mo. Es kommt Befehl vom Leutnant: Thilo, Hagmann, Rothe und eine ganze Anzahl Schützen (namentlich bestimmte) sollen zu einer Patrouille kommen. Geheimer Befehl von der Division. Ich bedauere lebhaft, nach der langen Untätigkeit diesmal nicht mitzukommen. Wir vermuten, es handelt sich um Untersuchung von 1091 und Renzhöhe und der Schluchten und russischen Stellungen dort; vielleicht ist bald ein Infantrieangriff in dieser Gegend geplant, als Überraschung; die Russen hatten hier bisher keinen Gegner vor sich liegen. Mittags kommt die Patrouille wieder; Resultat: Die Zeichner nehmen die Gegend von verschiedenen Punkten auf, das ist alles. Nachmittags ¼4 Besprechung beim Leutnant. Er schickt die Skizze der Zeichner mit angegebenen Anmarschwegen (8 bzw. 5 Stunden von der Straße bis zum Sammelplatz) nach Tucholka an die Division, über Oberleutnant[?] von Renz. Dabei Text, der auf die Schwierigkeiten genügend hinweist. Der Leutnant hat sich selbst überzeugt, daß diese Gegend zum Angriff jetzt, nachdem die Russen auch hier genügend Befestigungen angelegt, wohl ebenso viele Schwierigkeiten bietet, wie die bisherige (weiter rechts). Belgardt besucht und eine neues Wachtbuch erbettelt. Auf dem Pohar rechts und links bei den Feldwachen die Melder revidiert und die Gegend erklärt. Auf dem Kamm ist jetzt getretener Infantrieweg; in der Mitte auf einer Lichtung Schützengraben mit Doppelposten. 7h zurück, Appell, dann ins Ölhaus, Middeldorff besucht. Prosch geht gerade mit 4 Mann auf eine Patrouille. Midd bewirtet mich gut. Wir sprechen über Thilo, Midd hält ihn für klug, ja schlau, aber doch auch oberflächlich; er meint, allerhand in Biberstein[?] angelernt. Ich meine umgekehrt: Biberstein hat den gesunden Kern in ihm entwickelt, während irgendwelche sonstige Umgebung ihn durch ihre Umgangsformen und Ton zur Oberflächlichkeit beeinflusst hat. Schwierigkeit der Erziehung bei so häufigem Wechsel, und früh aus dem Elternhaus. Ölbergposten oben revidiert. 23. Di. 6h beim Leutnant gemeldet. Hygienische Maßnahmen: Cholera Impfung nachholen, Latrine graben. Wieder wunderschöner Tag. Belgardt besucht uns. Geschrieben. Nachmittags Feldpost, Brief von Mutter (sie und Agnes gehen jetzt auf Reise, Darmstadt, Freiburg, Lichtental) Gretel Fattlich, Hans Rothe. Nachmittags sind Leutnant, Thilo, usw. auf Patrouille: Abends spät zurück, sie haben sehr schöne Fahrt gemacht, über den Dauzki[?], bis zur Gardedivision. Inzwischen vertrete ich Thilo bei Appell usw. und mache die Wacheinteilung; nur mit Mühe und ziemlicher Beanspruchung der Leute gehts. 24. Mi Morgens etwas wolkig, dann herrliche Sonne. In der Nacht haben wir starkes Feuer von Infantrie und MG gehört. Morgens Nachricht: Ein russischer Angriff ist abgeschlagen worden. Ich lese Synnøve Solbacken, sitze dann auf dem riesigen Schwellenstein am Türpfosten in der Sone. Vertiefe mich ganz ins Buch, lebe in einer andern Welt. Dann lege ich mich auf Schmudes Lager, auf den Baumstämmen gebettet. Träume in den blauen Himmel hinein. Leni schrieb, daß sie bei den nordischen Erzählungen oft an mich denkt. Ich glaube ich[sic], ich bin diesen Menschen irgendwie innerlich verwandt; ich kann so gut mit ihnen fühlen. Warme Sonne, blau-weißer Schnee auf allen Bergen, frühlingswarme Luft; man lebt auf. Man glaubt wirklich zu fühlen, jetzt muß es bald kommen: Sieg und Freude (so schrieb auch Gretel Fattlich (?), “Und ist doch noch so lang bis dahin.”). Nachmittags einen Lagerplatz im Schnee geschaufelt, ein Flieger brummt, etwas geschrieben. Wyneken gelesen [Ziel des Krieges nicht politisch, sondern ethisch: nicht “größeres Deutschland” sondern “jüngeres Deutschland”; innere Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit.] »Sorgen wir nur für Kultur in Deutschland, -- deutsche Kultur wird dann von selbst werden.« 25. Do. Oberjäger vom Dienst. 12h zum Leutnant. Wenn in der Schlucht zwischen Ölberg und Pohar tatsächlich vor unserm Posten ein Infantrieposten steht, soll unserer unbedingt weiter vor, um mit dem andern zu “konkurrieren.” Nachmittags Feldpost, sehr reichlich. 10 Pakete, ein großes Paket von Pfarrer Ferling, in Mutters Brief ein Brief von Cha an Agnes, ein Brief von Lotte; germanisches Heldentum. 6h auf Revision gefahren, es war Tauwetter, jetzt abends Harsch; schon viele schneefreie Stellen. Pohar rechts, Kamm links, in die Schlucht hinab, Ölberghaus. Mit Middeldorff hinein. Prosch bewirtet mich mit Bratkartoffeln und Sauerkraut. Aussichten auf baldiges Fortkommen werden besprochen. Mit Prosch Ölbergposten revidiert; linker Schlachtposten, weit vorgeschoben, wird durch Rauschen des Baches gestört; es findet sich aber kein besserer Platz. Nach Hause. Zwischen 11 und 12. Noch etwas gelesen. 26. Fr. Den ganzen 6h beim Leutnant gemeldet. Wieder ins Bett. Den ganzen Rucksack Überzug vollgepackt, zur Rucksack erleichtern [sic]. Wir dürfen nämlich Sachen ins Depot Tucholka schicken. Die Anzeichen, daß wir bald wegkommen, mehren sich. Hauptpäckchen nach Hause geschickt. Gelesen, geschrieben. Ich lasse von Domreich “Germanisches Heldentum” an 9 Bekannte schicken. An T. und Cha geschrieben. 27. Sa. Es kommt Befehl: Morgen muß ich mit meiner Korporalschaft ins Ölhaus. Da gibts mehr Dienst, besonders für die Leute, aber ganz interessant: Selbständigkeit, und weiter vorne. Ich würde mich freuen, wenn Middeldorff dabliebe. 1h muß ich mit Drewski zum Leutnant. Damals in der Nacht, als ich mit Middeldorff fuhr, um den verwundeten Sommer zu suchen, hätte ich nicht den Drewski zum Stellvertreter ernennen sollen, der bald selbst wegmusste. Prosch hat gesagt, daß Drewski und Dauer ihre Patrouille nicht gelaufen sind. Dauer hat zum Leutnant gesagt, Drewski habe das aus Müdigkeit ver[ge?]schlagen. Drewski ist empört. Der Leutnant sagt, er will die Sache auf sich beruhen lassen, um des Rufs des Trupps willen. Drewski erzählt, daß Dauer überhaupt in seinem Quartier hat bleiben wollen, aber Prosch sie auf die Patrouille gejagt hat. Dann hat Dauer, weils schon spät war, zur Rückkehr aufgefordert, unten wieder Prosch getroffen, und ist sehr erschreckt gewesen. Ich glaube Drewski mehr; Dauer ist ein unzuverlässiger Charakter. Nachmittags aus dem “Rucksackerleichterungsbeutel” die Händel-Sonaten wieder herausgeholt. Jenen selbst zur Bagage geschickt. Wieder mal Händel gepfiffen. Es gibt Feldpost. Nicht viel. Ein (kurzer) Brief von Eva: Alle Gedanken bei der Arbeit, Verwundetenpflege. Abends wird großes Traha mit Aus-Haus[?] Pärchen (Fedor und Marschoka) getrieben, mit Mundharmonika-Begleitung. So. 28. Am Palmsonntag Zug auf den Ölberg. Vormittags aller Kram zusammengesucht und gepackt. 12h abgerückt. Zum Glück erleichterter Rucksack. Deshalb angeschnallt und gut hingekommen. Middeldorff fotographiert uns mit den Infantrie-Feldwebeln. Prosch ist noch auf Patrouille. Schwierigkeiten der Einteilung, da jeder mal die verschiedenen Posten (Höhenposten auf dem Ölberg, Schluchtposten links vom Ölberg (leider am Runkelbach), Kryw Patrouille alle 4h) kennenlernen muß. Die Kochkiste kommt; endlich mal wieder Gress gesehn. 5h zur Befehlsausgabe zum Leutnant, mit Thilo, Middeldorff, Nietzschke, Belgardt. Oberleutnant Renz vermutet, daß man die Einjährigen nach Hause schicken wird, um ihnen eine ihnen zukommende, gründliche Ausbildung zu geben, da Mangel an Chargen herrscht. Am 30. sind die Truppenführer nach Tucholka befohlen. Da wird sich wohl einiges entscheiden. Es regnet in Strömen und Aussicht in den Schützengraben zu kommen, wirkt (daher) jetzt beängstigend. Mit Thilo und Middeldorff nach Ospal[?] hinabgegangen, um einige Sachen zu holen. Der Windanzug wird durchnass [sic]. Feuerwachen eingeteilt, selbst bis 11 aufgeblieben, dann müde hingelegt. 29. Mo. Morgens ist die Stimmung allgemein besser, als es wieder hell wird. Es regnet auch nicht mehr. Holz gesägt. Mal ordentlich mit Tee gefrühstückt. 2 Leute müssen aufs Revier, Einteilungsschwierigkeiten. 10h selbst Patrouille nach Kryw. 11h kommt der Leutnant, ordnet Verbindungsgang: Pohar Patrouille – Feldwache Pohar Westausgang an. 12h laufe ich diese Patrouille mit [unleserlich] Ziegen[?]. Zu Thilo ins “Thilodorf” hinab, um 2 Ersatzleute zu holen. Sind schon zum Ölhaus geschickt. Nachmittags Feldpost, reichlich, B von Cha, P und B von Margret. ½6 Befehlsempfang beim Leutnant. Nichts Besonderes. Dann Belgardt besucht, Kerze bekommen. Wir haben ja so schlechte Beleuchtung im Ölhaus; die Feuerwache kann nicht lesen oder schreiben, wenn die erste Kerze aus ist. Abends noch gegessen und geschrieben, B an Gretel Fattlich, Karte an Liesl. Nachts verschläft sich Schmude um eine Stunde, die Posten verschieben sich, Koch schimpft, weil er 3 Stunden gestanden hat. Es kommt aber alles wieder in Ordnung. 30. Di. Neueinteilung der Posten mit übersichtlicher Tabelle. Um 5h früh kommt eine Anfrage vom Leutnant wegen Postenstellung auf den Chochnowka, schon mit ablehnender Antwort von Thilo; ich ebenso. Es kommt dann Befehl, je 2 mal bei Tag und bei Nacht eine Patrouille auf den “falschen Choch.”[?] zu schicken; dazu bekomme ich 4 Mann Verstärkung. Mittags gehe ich selbst mit Weigrich und Böll hinauf. Vorgestern war da Proschs Patrouille, wo er beschossen worden ist. Seine Spur ist zu Ende. Ich gehe natürlich noch höher. Böll: “Da sind wir ja beinahe auf dem Gipfel, wo die russische Feldwache ist.” So wird man durch den Dummkopf doch etwas nervös; mit aller Vorsicht hinauf. Nichts oben, nur alte Spuren (werden Wildspuren sein). Hinunter. In die Schlucht. Den Schluchtposten 20m nach rechts verlegt, damit der Bach nicht so stört; vorher mit Wagner lustig auf allen den dort mündenden Wegen herumgelaufen. Im strömenden Regen zurück. Ich kriege kaum mein Zeug trocken. ½6 Befehlsausgabe beim Leutnant. Er war morgens beim Oberleutnant in Tucholka; unsere Zukunft ungewiss, der Oberleutnant hat aber der Division gemeldet, daß er 50 Mann seiner Kompanie nach Deutschland schicken muß, zur Ausbildung als Offiziersaspiranten. Hauptmann Giersberg von der 6. Skikompanie in Kryw hat angeregt, und der Leutnant befiehlt jetzt: Die Kryw-Patrouille soll über den Chochnowka laufen. Schwieriger Weg, Gefahr wegen des lauten Harsches. Weber als Führer führt ½11 mit 3 andern. ½2 zurück. 31. Mi. Weg zu schwierig. Deshalb gemeldet. Morgens mit Weber zum Leutnant. Zeigt uns die Skizze des Hauptmanns. Ist falsch, die Schlucht geht ganz hinauf, man muß also hindurch. 10h kommt der Leutnant selbst zu uns hinaus. Mit ihm, Weber und Heidrich auf den Chochnowka. Die “Hexe” auch mit, wird auch mal an die Leine genommen, als er sich verirrt hat. Blick vom Choch-Gipfel zum Zwinin hinüber, der Kamm in Nebel. Wir bemerken scheinbar Flaggen oben an Sträuchern. Es sind Zettel in roter, grüner und weißer Farbe mit Antwort in polnischer Sprache auf die Zettel, die wir mal (in russisch) an die Heustadel gebracht haben. Es wird festgestellt, daß die Schlucht so unwegsam ist, daß eine ständige Patrouille hinüber nicht möglich ist. Wir suchen einen Platz für die Rufverbindung mit dem gegenüberliegenden Posten der 6. Komp. und können uns auch gut damit verständigen. Abfahrt. Unterwegs viele Hirschspuren, sehen oft Fußspuren täuschend ähnlich. ½1 zurück. Ich zeichne 2 Skizzen der Gegend (mit Höhenlinien) und schicke sie zum Leutnant (für Hauptmann Giersberg und für die Division), der sehr zufrieden mit der Ausführung ist. ½6 Befehlsempfang beim Leutnant. Er erklärt nochmal die Wichtigkeit des Choch. Gefahr bei russischer Besetzung; Notwendigkeit und Günstigkeit deutscher Besetzung durch starke FW; schreibt Gräbsch auch an die Division. Nachmittags gabs Feldpost, auch P und B von MH. Abends nur die trüben Nachtlichter. Hauschild hat eine Kerze. Aber bald aus. Deshalb schon ½11 zu Bett. Die Leute haben jetzt immer 6h statt 4h Pause zwischen den Posten, weil ich die Verstärkung hier behalte, obwohl ich Choch-Patrouille und Kyw-Patrouille zusammenlege. 1. IV. Do. Es schneit kräftig. Es ist wieder alles weiß. 7h kommt Staudt mit der Meldung vom Leutnant, daß Hauptmann Giersberg schreibt, er habe auf dem NW Hang des Choch einen UO Posten, den soll ich feststellen lassen. Ich schicke (meine) Skizze mit der 8h Kryw-Patrouille, daß Hauptmann Giersberg oder schon der vorderste DP oben auf dem Weg den Standort einzeichnet. Der Hauptmann zeichnet es auf den NW Hand Choch. Ich glaubs nicht, auch nicht der Leutnant, den ich oben bei Thilo finde. Dieser hat nach der Karte eine feine Skizze gemacht, schraffiert, bringt sie mit dem Bericht vom Leutnant selbst nach Tucholka zur Division. Schneit feste, schon wieder alles weiß. ½6 zum Befehlsempfang. Treffe am Dorfausgang den Leutnant, wir werden vom Zwinin durch die Pohar-Schlucht tüchtig beschossen, nicht schlecht gezielt. Beim Leutnant kommt meine Kryw-Patrouille zurück, hat den sogenannten “Choch” UO- Posten besucht, der liegt aber jenseits der Schlucht. Abends wird höchste Alarmbereitschaft von der Infantrie befohlen. Hagmann revidiert und besucht uns. Er hält den Schluchtposten für zu exponiert. Ich ziehe ihn an die linke Seite des Drahtverhaus zurück, wo er den Weg am Bach und den Osthang des Choch sichert. Ich melde das dem Leutnant. Die Meldung kommt zurück mit Vermerk “einverstanden”. Wir schlafen umgeschnallt. Da alle Kerzen ausgebrannt und wir keine Petroleumlampen da haben, müssen die Feuerwachen im Dunkeln sitzen oder immer ins Feuer kucken. 2.IV. Fr. Meldung aus Kryw. Die Quartiere der 6. Skikompanie sind gestern nachmittag mit 6 schweren Granaten beschossen worden. Sie bauen sich jetzt Unterstände. Um 8h den Middeldorff mit Apfelkraut bewirtet. Mit ihm, Thilo und Schlauber[?] zum Dautzki[?] hinauf. Von der andern Seite kommen der Leutnant und Mertens[?]. Zum Artillerie-Beobachtungsstand. Wir lenken das Steuer der Haubitzen auf die Schützengräben, die den Schlucht-Posten und die Straße beim Dorfausgang beschiessen. Sehr gute Beobachtung. Mehrere Treffer in den Graben. Der Major kommt und macht selbst die Beobachtung durchs schwere Fernrohr. Middeldorff fotografiert, auch die beiden Hunde des Leutnants. Prachtvolle Aussicht; mit der Sonne sind wir warm geworden, dann frieren wir oben in der klaren Luft. Schön ist der Blick auf die andere Seite. Erst weites flaches Land, dann wieder hohe Ketten. Schöne Abfahrt. 1h zurück. Neue Wacheinteilung gemacht. Hinterm Haus oben an dem Schuppen, der als Brennholz abgebrochen wird, in der Sonne gesessen und geschrieben. Einige Tage keine Post mehr. Auch Brot wird 4 Tage lang nicht ausgeteilt. Schönes sonniges Wetter, wir liegen zuweilen in der Sonne auf dem Grass. 4.IV Staudt ins Ölhaus, die MG Leute werden abgeschoben, dadurch einiges Durcheinander. Der 15. Trupp kommt aus Tucholka, soll sich 24-stündig mit uns ablösen, bekommt aber von Major Dorndorf Befehl, den Chochnowka zu besetzen. Morich[?] meldet das an Gräbsch, dem er doch unterstellt ist. Meine Choch-Patrouille meldet es. Der Trupp begegnet einer 30 Mann starken Patrouille, ein Mann tot, ein Gefreiter vermisst. Wir müssen also weiter unsern Dienst tun. Wir bekommen aber 20 “Kombatanten” Verstärkung (kommen erst am 7. abends). Ich ziehe in die vordere sonnige Stube, Heidrich kocht. Brät uns immer von dem Kalb, das am Fenster hängt. Mi. 7. Mit Leutnant, Major und Leutnant Gabriel (von der Artillerie; der den Unterstand hat) auf Pohar-West. Die Kobatanten bauen schon einen langen Schützengraben auf unserm alten Patrouillen-Waldweg. Zum Ölberg hinauf, dem Artillerie-Offizier wirds heiß; der Leutnant meint, ihm machts nichts, da er ja Bergschütze werden wird. Post, und abends noch einmal. Brief von Onkel Gustav, der meine Aufzeichnungen gelesen hat. Brief von Hans Rothe (seine Eltern scheinen mit seinen Plänen nicht einverstanden und Meusch[?], mit Wollsachen, oweh[?]!. P von Nohl und Trude Golz[?]. Abends schleppe ich mit Kopfschmerzen noch einen Postsack herauf. Nußkörbchen von Liesl mit B, hat meine Aufzeichnungen von Afleitner[?] bekommen. Staudt hat jetzt die Wache. Alarmbereitschaft. Wir machen alles fertig, entleeren den Rucksack bis auf das Notwendigste (dabei sind die Körbchen von Liesl). 8.Do. Die ganze Infantrie-Feldwache mit dem Feldwebel zieht ab. Wir behalten die 20 Kombatanten mit ihrem Unteroffizier, die wir mit ihr teilen sollten, für uns. Sie besetzen die beiden Unteroffiziersposten links in der Schlucht und auf dem Ölberg und helfen uns Postenstehn. Es gibt wieder Brot, ein “Trupp-Schwein”, usw. Nachmittags habe ich Lust, mal wieder eine Patrouille zu machen, Schröder und Wagner wollen hinauf. Der Leutnant hat nämlich gesagt, die Division hat geschrieben, sie lege Wert darauf, daß das Gelände zwischen Zwinin II, 1091, 1038 durch Patrouillen erkundet wird. In der linken Schlucht holen wir uns am MG noch Bartezki: Dauer und die MGer necken uns: Damit sie sehen, daß wir wirklich bis oben zu dem weißen Schneefleck kommen, sollen wir von dort winken. Na, das haben wir ja schön getan. Links schräg aufwärts, aber oben der Sattel zwischen Chochnowka und 1091 ist waldfrei, deshalb wieder etwas hinunter und ziemlich horizontal am steilen Waldhang entlang. Sehr ermüdend, tiefer Schnee, aber um die Bäume herum getaut. Durch mehrere steile Bachbetten. Schließlich in einen Hochwald. Anscheinend frisch gefällte Bäume. Es macht Spaß, mit mutigen Leuten zu gehen; wir müssen einen ungedeckten Hang zum Bach hinunter. In Abständen läuft einer nach dem anderen hinab. Auf der Renz-Höhe scheint kein Russe aufzupassen, oder kein Posten auf dieser Seite zu stehen. Eine ziemlich kahle Schlucht hinauf, oben an den Waldrand rechts, teils davor, teils dahinter. Ein Strohschober[?] mit scheinbarem Zieg[en?]verhau harmlos. Ebenso gleich lange Pfähle, zeltartig an einen Baum gelehnt (mit Bardezki[?] aufgepflanzt daran gegangen). Vom tiefen Schnee und Regen recht nass. Weiter hinauf. An den Schneefleck. Mal nach links hinüber, da wirds aber unsicher. Rechts können wir von dem “Dreieck” gesehen werden, doch fährt meist Nebel dazwischen. Mal glauben 2, drüben einen Mann vom Schützengraben hergehen zu sehen. Schröder und Wagner lachen Bardezki aus, daß er immer noch höher will, um “die Leute im Schützengraben einzeln abzuzählen”. Mit tuts leid, daß deren Mut jetzt doch seine Grenze erreicht hat. Ich fühle mich gerade heute so ruhig und könnte noch viel weiter gehen. Wir sehen dann noch über eine Böschung hinüber, gehen an einem v[ollen?] Heustadel vorbei, weiter oben 2 schon abgegraste. Plötzlich geht der Nebel weg, und wir stehen ungedeckt dem Schützengraben des “Dreiecks” nahe gegenüber. Schleunigst zurück. Das Heustadel wird angesteckt 6h. Wagner zündet sich noch eine Zigarette daran an. Da fängts aber auch schon an zu pinken[?]. Ich überzeuge mich noch, daß die Flamme wirklich gefasst hat, dann schleunigst zum Waldrand und in Hast hinab in den steilen Wald, immer noch Schüsse hinter uns: wir kugeln förmlich in dem glatten Urwald. Dann in Ruhe, aber doch ziemlicher Eile hinab zum Bach. Dann gemütlich nach Hause, meist im Bachbett. Schröder hat sich oben von uns verloren, er findet sich unten wieder. Über dem Wald she [sic] starken Qualm, wie von einer Fabrik, die Flamme können wir leider nicht sehen. Das MG ist schon zur Prosch-Höhe geschleppt, die Leute haben nichts gesehen. 215- 645. Der 7h Höhenposten meldet, das Feuer gesehen zu haben. Das ist einer der ganz Neuen; “beinah ganz oben” meint er. Heidrich hat das Feuer noch bis 10h gesehen. Kurze Meldung an den Leutnant. Mertens erzählt später, er sei zufrieden gewesen, “das ist ja schneidig”. 9. Fr. Der 13 Trupp unter Löwenhart kommt auch noch, aus Tucholka. Vormittags 8h Sturmangriff. Zwinin I und westlich davon wird genommen. Laute Detonationen der Minen und Gewehrgranaten. Abends ist der Kamm streckenweise in unserm Besitz. 10. Sa. 1038 wird genommen. Es ist zu [unleserlich]: Man weiß gar nicht, was die andern Trupps unternehmen, wenigstens wird uns hier hinaus nichts gemeldet. Ich bin so enorm unternehmungslustig. Abends beim Einschlafen denke ich an nichts als Patrouillenüberfälle und dergleichen auf dem Zwinin. Man hört, Löwenhart rückte mit dem ganzen Trupp hinauf, Gräbsch wolle auch hinauf, usw. Endlich Meldung: Löwenhart schickt 2 Patrouillen gegen 1091, Middeldorff sagt, wenn die uns früher als wir melden, die Stelllung sei geräumt, so wird unser Leutnant unzufrieden. Wir schicken schleunigst Brennauer gegen Renz-Höhe, dann Staudt links in die Schlucht; unser Höhen-Posten meldet, rechts von der Renz-Höhe sieht man schon Deutsche in bei den Gräben herumlaufen. Ob wir bald aufbrechen? Ich schicke schleunigst 3 P nach Jena. Wenn unser Leutnant nur bald was unternehme oder irgend eine Verfolgungsaktion beföhle; Schlimm[?] dafür, daß Löwenhart als der Dienstältere, den Befehl über die 3 Trupps hat, und er sehr unternehmungslustig ist. Womöglich zieht er mit seinem Trupp los, und wir sitzen hier. F Nachmittags gehe ich zu Thilo und Middeldorff, um zu hören, was eigentlich geschehen wird. Wo ist der Leutnant? Auf dem Ditzki. Aber zum Glück ist Löwenhart mit seinem Trupp nach Tucholka zurückmarschiert. Ob ich mit einer Patrouille auf eigene Verantwortung los ziehe? Ich habe nur Befehl: Sicherung des Abschnitts bis zum Kamm. Ich will lieber bis zum Befehlsempfang bleiben, um abzuwarten, was der Trupp unternimmt. ½6 zum Leutnant. Wir müssen lange warten. Dann kommt er endlich vom Zwinin, hat schöne bunt-gestickte Hemden in den Unterständen gefunden, auch Clauder [?] [unleserlich]. Deren Befehl: Für die verschiedenen R..[unleserlich] und Abteilungen werden ihre Verfolgunsrouten und Stellungen vorgeschrieben. Wir sollen nach 1091. Zwinin II Verbindung halten und Chochnowka besetzen (Morichs Trupp 15), und Sicherung des Dorfausgangs (unser Trupp). Vom Ölhaus stellen wir nur noch den Ölberg DP. Dadurch soll sich der Trupp für etwaige spätere Tätigkeiten ausruhen und Gelegenheit zu freiwilligen Patrouillen auf den Kamm und nach Orwachik gegeben werden. Ich nehme mir vor, des andern Morgens möglichst früh mit wenigen hinaufzugehen, um in den Unterständen Sachen zu finden, und eventuell auch etwas weiter zu gehen. Wir schlafen natürlich diesmal ohne besondere Alarmmaßregeln. Plötzlich werden wir geweckt, Staudt ruft Alarm und alles fertig machen. Rucksack dalassen und ins Zimmer hinüberkommen! Es war nur ein Spaß. Das Befehlsbuch war gekommen (etwa ½11 Uhr): Befehl die Trupps 14 und 15 rücken morgen nach Tucholka ab, stellen aber den Infantriebrigaden 1 und 2 je 2 Oberj[äger?] und 10 Mann für Patrouille, und zu Middeldorff und Carnap. (Ob Middeldorff das angestiftet hat, weil ich gestern so unternehmungslustig zu ihm sprach?) Die andern bemitleiden uns, die faulen Patrioten; nur einige müssen mit uns kommen. 11.So. Plötzlich kommt früh Clauder, wir sollen uns beeilen, wenn der Trupp auch erst 12h abmarschiert; die Brigade habe einen neuen Angriff vor usw. Middeldorff schickt Nachricht, er nehme sich Zeit, ich soll ihm eine Liste schicken. Weber (Stadtposten) und Wagner (meldet sich freiwillig), die andern wollen nicht. Ich schlage noch Bartezki, Weissfleck[?], Schmude, Drewski, Hagmanns Leute vor. Drewski kommt nicht mit, Hagmanns Leute wollen anscheinend nicht ohne Hagmann, bestimmen deshalb 4 von Prosch: Weirich, Döll[?], Zimmermann I (zu meinem Entsetzen!), Seiler. Wir sammeln uns bei Middeldorff. Zum Leutnant. Er knurrt erst, daß wir so spät kommen (9h, und Weber ist noch nicht da). Dann spricht er von dem ehrenvollen Auftrag; die Division habe uns beide genannt; der Oberleutnant habe vielleicht etwas damit vor. [Ob er uns bei der Bergschützentruppe halten will?] Schneegestöber. Nach 1038. Der Posten meint, die Brigade sei unten. Weiter über den Kamm, Oben die Waldecke (damals mit Schmude, Koch, Drewski), erstaunlich hoch. die Kolonnen und Offiziere wissen nichts von der Brigade. Ein Mann soll uns zum Leutnant Vogt führen. Unten in dem Unterstand ist er aber nicht mehr. Wir legen uns hinein. Einer mit dem Melder zurück. Wir liegen da, durchnässt, fröstelnd und essend auf etwas Heu. Die arme Infantrie, die Monate lang oft in solchen Unterständen hat übernachten müssen! Endlich kommt Nachricht, ein Offizier meine, der Stab müsse in Orawa sein. Also hinab. Die Dorfstraße ganz unglaublich dreckig! Der Schlamm fußhoch, tiefe Löcher. Unser Sanitätswagen sitzt mit dem einen Rad bis an die Axel im Dreck, Belgardt daneben mit Unteroffizier Steime. Wir gehen nebenher über die Höfe und Wiesen usw., oft dick durch den Sumpf. Den Brigadestab finden wir nach 1/3 3 an der Straßenkreuzung in Orawa Ost. Hinein. Der Adjutant (Haubmann) mit einem Oberleutnant am Telefon. Wir übergeben die Meldung. Bald kommt Generalmajor von Wedel, den Middeldorff persönlich kennt. Wir sollen erst Quartier suchen. Schwierige Suche. Alles zersplittert in die Häuser. Middeldorff wieder zum Stab, wir hängen alles zum Trocknen auf. (Mit Döll und Seiler). Wir sind heillos froh, daß kein Befehl mehr kommt für Nachtpatrouille, so müde, hungrig und kalt sind wir. Die Nacht sehr hart gelegen, nur mit Mantel zugedeckt. Der Rock hang noch naß im Ofen. 12. Mo. Nach 7h geht Middeldorff zurück zum Stab; 11-3h statt seiner Döll. Wir bekommen Brot und Fleischkonserven. Die Sachen sind immer noch nicht trocken. Etwas gelesen und geschrieben. Es werden Leute geschickt, unsere Skier zu holen, die wir noch am Pohar vermuten, sie sind aber in Tucholka. Nachmittags werden deshalb einige dorthin geschickt, auch um Post zu holen. Sie kommen abends nicht zurück. Ich habe deshalb Wolldecken zur Verfügung; es sind auch so besetzt genug im Quartier. 13. Di. Endlich kommen sie aus Tucholka zurück, und haben nicht einmal meine Post mit. Beim Stab gesessen, werde sehr hungrig. Mittags nach Hause, Kaffee und Trockenbrot. Dann schenkt mir Middeldorff von seiner Post. Schließlich Essen von den MG Leuten. Aufzeichnungen geschrieben, von den einzelnen Leuten, auch Middeldorff. Nachmittags sehen wir den 14. und 15. Trupp von Tucholka her vorbei marschieren. Unser Trupp soll nach Pohar, die beiden andern auf den Berg. Genaueres wisse selbst der Leutnant nicht, sagen sie. Singend ziehen sie in Kolonnen zu einem, Niezschke voran, über die schlammige Straße. Abends noch gemütlich mit den Kronprinzern, darunter 4 Unteroffiziere, zusammengesessen; die Hamburger reden platt, wir singen etwas; 2 Leute gehen auf Kartoffelpatrouille, dann brät Heims 2 riesige Pfannen voll davon; bis 11h. 14. Mi. Es heißt, ein österreichisches Re[giment?] werde all die Quartiere auf dieser Seite beziehen. Ob auch wir hinaus müssen, mit unserm prima Auftrag? Es regnet in Strömen; schon gestern war aller Schnee weg. Nachts sah man nördlich großen Feuerschein, vielleicht Koziwa. Auch heute schiessen am Bach immer die Haubitzen, unten in der Nähe der Brigade, daß die Fenster klirren und der Kalk herunterfällt. Plötzlich Meldung: Ein österreichisches Re[giment?] bezieht alle diese Quartiere. Wir bleiben ruhig, wir sind ja von der Brigade kommandiert. Aber plötzich heißt: Hier hinein kommt der Abteilungsstab. Also schleunigst zusammengepackt. Einer ist schon auf Quartier nachgeschickt. In den strömenden Regen hinaus, unsagbarer Schlamm, noch Orawa hinein, alle Häuser besetzt. 1 http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Kunstwart --------------- ------------------------------------------------------------ --------------- ------------------------------------------------------------ [RC 025-71-07, Kriegstagebuch 1914] [RC 025-71-07, Kriegstagebuch 1915]