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Diary

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1912, Juli
So, 7.VII. Wanderung mit Landerziehungsheimlern zum Schluchsee. Cha und
Otti nur kurz gesprochen: >Fest in Wiesneck? Gaienhofen.< Baden im
Schluchsee. Ich zerspringe Schraders Klampfe. Mit Schaukel, Schröder,
Wiebel noch 2 Tage: Waldhut [sic], Säckingen, Hohen<..>, <...>.
Sa. 12.-So 14. DLEH Fest in Wiesneck. Nachmittags* hin, Lotte Baussnern,
erzählt von Kremers und Sera. Militärsoldat erlegt einen Hasen.
Kuchenessen im Wald. Baden im Bach. Obstgarten. Zum Tanzplatz oben unter
der Burg. Getanzt. (Seemannstanz usw.) Wieder zum Lagerplatz, Lampions.
Zupfgeigen. Decken geholt. Bei dem Lagerplatz geschlafen. (Tedje, Weimann,
Liebenstein, ...?) So früh in den Bach. Zum Paulcke Turm. 2 x rauf. Cha
versucht's, da sieht sie über sich im Kamin es einer schlecht werden. 2 x
abgeseilt (Kamin, hohe Ostwand). Unten am Bach. Zum Titisee. Gesegelt,
geschwommen. Noch kurz in den Wald, an Lietz usw. geschrieben; mit der Bahn
zurück. Marktplan. (Kremers Brief; Antwort bis ½ 2). 
Mo 15. Mit Garthe Besuch bei B<..>lingers. In der <...> Frau Ketelo. 153
mit Garthe nach Wiesneck. Mit Garthe und Cha zum Dirigenten. Um 6h zu
dreien zurück. 7h Dalltanz (noch nicht mit Garthe). 943fahren Cha und
Liebenstein von der Wiehre ab; Tedje und ich singen: Ade zur guten Nacht.
Zu Fuß nach Günterstal.
Di 16 Luftbad. 10-11 mit Frau Ketelo spazieren. Nachmittags*: Praktikum,
Kolleg Rickert; zur Wiehre gefahren, Chacha getroffen. ½7 Dalltanz. 826
fahren Tedje und ich mit hinaus. <...> Für Cha und mich ist der Abendtisch
gedeckt. Alles ist zu Bett. Ich schlafe mit Tedje oben auf der Wiese
unterhalb des Weges. Sternenhimmel, Lichter im Tal. <...> Morgens
taukühl. 

Mi 17 Von Kiechle Anzug und Hut gepumpt. 6h mit Gertrud Klos, Lotte
Baussnern und Cha zum Markt gefahren; Kiechle, <...>, Heiner und Otti sind
auch dabei. Hock trabt den ganzen Weg. Es kommen auf den Markt: Gertruds
Bräutigam Martin Vogel, Frau Klos, Frau Franke, Wiebel, Garthe im
Bauernkostüm, Weimanns (fotogr/afieren/), Tedje, Frau Teres aus
Günterstal; ich schiebe auch mal allein durch die Gassen und
Kaiserstraße; mit Lotte auf den Münsterturm. Um 11h mit den Körben nach
"Unter den Linden". Mit einem Korb (noch halb voll Gemüse) zum Markt
zurück, Blumen gekauft, durch Salzstraße zu Maler Schmiedlein. Sitzen auf
der Treppe. Heimfahrt. Freischar Mittagessen versäumt. {244 zurück} 3h
Seminar (etwas verspätet.) 
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Quartett für abends habe ich abgesagt. 6h Dalltanz. Cha war müde,
versäumt noch den Zug, kommt aber noch per Rad. Ich habe verbummelt, die
andern zu bestellen. Lotte Erlenberg und Frau Noll sind da; Schrader auch.
Soll Herke holen; der will nicht. Cha will lieber nicht mit nach
Günterstal; ich begleite sie bis Waldsee. 830. Spreche zu Hause noch lange
mit Schaukal.

Do 18. Luftbad. Mit Schrader Gösta Berling gelesen. 11h Kolleg Hefter
(<...> Mo-Do 11-12; zum 1. Mal diese Woche). Mittags bei Tisch liest Glotz
der Freischar den Entschuldigungsbrief der
"3 Jungfräulein" wegen versäumten Mittagessens vor. 4h Dalltanz Tedje und
Garthe sind seit morgens in Wiesneck, um die Narren zu malen. Versäumen
mit Cha den Zug. Kommen zu Fuß in rasendem Tempo. Letzte Dalltanzprobe.
Endlich sind die Noten für die Musikanten da. Abends treffen wir im Wiehre
Bahnhof Cha, Heiner und Lotte (Vortrag IOEC). 8h Convent bei Garthe über
die ar Mitglieder: Stimmrecht behalten sie, müssen sich zu einer
Veranstaltung verpflichten. Franke aufgeregt, Wiebel grob, Glotz heftig.
Bleibe mit Tedje bei Garthe, lese ihnen den Brief der 3 Jungfräulein vor.


Fr. 19. 716 nach Wiesneck. Bringe den Kessel hin. Laufe 2 Stunden im
strömenden Regen: zum Dirigenten (Noten), suche fürs Regenwetter einen
Saal,: Bürgersaal, Hirschen, endlich Andrer. Sitze triefend bei
Schöndubes. Cha zeigt mir Fotografien aus Gaienhofen usw. 1138 zurück.
{Freischar will das Fest nicht aufschieben} Praktikum. Komme <...> <...>
Rickert wegen Verspätung versäumt. Kaufe 10     Zucker, 50 Zitronen usw.
Abends packe ich Rucksack, Bücher usw. Komme wieder nicht früh zu Bett. 

Sa. 20. 716 mit Tedje in herrlichem Sonnenschein nach Wiesneck. Brauche
für rote Grütze keine Beeren zu suchen. Wir <...> 15 <...> Wir
zerschneiden 15    Fleisch für die Pastetchen. {Schlagen auf der Wiese
Pfähle ein; Schrader kommt. Der Regen fängt wieder an. In der Tenne Draht
gespannt, Lampions aufgehängt.} Ich bestelle den Andrer Saal ab und suche
den oberen Weg von Buchenbach nach Wiesneck. Komme etwas zu spät zum
Mittagessen. 153 fährt alles aus Freiburg; 224 von <...> Himmelreich. Wir
steigen ein; Otto nimmt am Bahnhof viele Sachen entgegen. Höllsteig -
Ravennaschlucht. B<..>lingers zurück. Wir über die Höhe; zuweilen
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regnet es. Rasender Wettlauf durchs glatte Gas hinunter. Tedje mit Cha und
Lotte mit mir kommen von den andern ab. Treffen sie in Buchenbach; holen
die Musik. Einzug in Wiesneck ½ 8h. Alle sehr hungrig. Pastetchen
beigeholt. Gleich die Lampions angezündet. Die Musik oben links. Immer
herauf und heruntergesprungen (2½ m) Walzer, Rheinländer, <...> ....
Dalltanz, so lala; ich <...> und Cha erstes Paar; (Weimanns siegen).
Aufführung: Narren<..>;Tedje, Schrader, Herke. Charade. Webertanz; Hans
Spielmann; Walzer usw. Rote Grütze; Zitronenlimonade; Großmuter kommt.
Frau Klos mit Deputation abgeholt. --- Langer Schlußwalzer mit
"Wechseln!"; Hueck will Cha nicht lassen. Vorher noch "der Ring" von
Eichendorff. Die Musikanten fort. Nochmal Webertanz, Seemann, hier:
Gruß usw. "Ode zur guten Nacht". Alle oben im Heu geschlafen, auch Cha
und Lotte. "8h Wecken!" 

So 21.Um 7h geht der Krach schon los. Ich laß mich nicht stören, bis ½8.
Es wird Kaffee, Milch, Brot, Honig ... gebracht. Sehr gemütliches
Frühstück im Haus; alle sehr still. Man liegt da, singt usw. Tedje zieht
im Regen ab. Wir bleiben. Garthe macht Zirkus. Kamel, Affe, Stachelschwein,
Henne, Hahn, ... Stierkampf. Brezelschnappen. Ein wenig getanzt. Mittags
kräftige Suppe von Schöndubes, Makkaroni von Frau Klos. Draußen
gegessen; beides war in ungeheuren Mengen da. Ich hole die Großmutter.
Dann fertig machen. Reiten auf dem Hock, ohne Sattel; die andern auch;
Wiebel mit Frau Nuterev. Aufbruch; Frau Klos schläft leider; wir singen
der Großmutter das "Bure Bübli"; sie möchte das Lied haben. Wir schenken
ihr einen Zupfgeigenhansel. Alle schreiben ihren Namen hinein. {Dann singen
wir Kiechles "Schatz mein Schatz, reise nicht so weit von hier ..."}
„Muß i denn“.(?) „Sah ein Knab ein Röslein stehen ...“. Abschied.
Lotte und Cha noch mit über den Bach, durch den Zipfelhof bis zum Kruzifix
<...> {an} der Straße. Vorher noch unterweg [sic]: "Kölle am Rhein",
"Horch was kommt", ...; dann zum Abschied: "Einst ging ich über Berg und
Tal." Dann noch lange Winken, Cha mit ihrer roten Schürze, Schrader mit
seiner Klampfe, woran auch das neue geschenkte Band ist. Über den
Kobfelsen nach Günterstal.
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Mo 22. (Ich habe So Cha gefragt, ob ich Mo nachmittag wiederkommen kann, um
die Sachen zu holen. Dann kommen {sollen} Gertrud und Lotte zum Tee kommen;
Tedje und Garthe auch.) 153 mit Tedje und Garthe nach Himmelreich. Dort
begegnen wir Frau Klos und Gertrud. Gehen in die Stadt. <...> <...> Das
Haus ist überall verschlossen. Endlich finden wir im Wohnzimmer Cha und
Lotte. Dort trinken wir Tee um den kleinen runden Tisch in der Ecke.
Rechenrätsel. Tedje zieht Tischtuch unter den Bechern usw. weg; Scherben.
Lotte liest aus Spittelers Glockenliedern. Wir bringen sie zum 556. Zu
spät. Sie ist zu Schmiedleins eingeladen. Kiechle will uns nicht allein
mit Hock fahren lassen. Wir bringen sie zum 702. Garthe fährt auch mit.
Tedje rennt neben dem Zug her und winkt. "Du!" in Wiesneck "Auto fahren".
Essen. Endlich siegt "Du". Wir holen die Sachen zusammen, bei Kiechles , in
der Scheune usw. Dann Spaziergang mit Tedje, Cha und Otti, über die Wiesen
hinauf (hinter Jessenauhof oder so), im großen Bogen links herum. Tedje
singt und klampft: "Alle meine Gedanken". Im Dunkeln auf einen Kirschbaum,
Leiter steht dran. Otti bleibt unten, ist müde. Dann zurück. Das seltsame
Feuer in Klos' Garten. {10h wieder zu Hause.} Wir bekommen 2 Betten. 

Di 23. 5h auf, 600 gefahren. Luftbad.
Nachmittags eine Stunde bei Frau Kolund. Das lustige Püpplein ist jetzt so
ernst und still. Was hat sie arg leiden müssen! 8h Leseabend bei Garthe:
Peters, Engländer; Kunstwart, aus dem <...>.  
Mi 24 <...> <...> <...><...> <...>
Mi 24. Letztes Seminar bei Con<..>. Letztes Tanzen mit den WV. Schrader und
mir singen sie zum Abschied: "Morgen will mein Schatz verreisen" ... Bringe
Frau Ng den Grünen Heinrich, von der Freischar. 9h letztes Mal Quartett
bei Götler: Schumann Klavierquintett, Mozart XVI und nochmal das liebe
XII, und Mozarts "Kleine Nachtmusik". Bis ½1. Zu Fuß nach Günterstal.

Do 25. 7h nach Kolmar. Cha kommt auch mit. Grünewald. Hock und ich fasten
mittags. {Die andern} essen in den Anlagen. 2h <...> Rückfahrt mit <...>
Cha; Garthe und Lotte Ehrenberg sind auch dabei. 8h Konvent bei Franke. 

Fr 26. {Morgens im Luftbad  Rad aufsteigen gelernt; in den Zeh
geschnitten.} 2 h Praktikum, 5h Rickert; Wiebel bringt 2 Bilder für die
Großmutter an die Universität*. Ich vermute, sie
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fährt 624; zum Bahnhof; auf und ab; niemand zu sehen; plötzlich kommt
Heiner; Großmutter ist schon 600 fort. Ich fahre mit zur Wiehre. Die
Großmutter hat mir noch für die Colmarer Schüssel danken wollen und die
Grünewaldmappe bringen. Zu Hause finde ich erst Chas Karte. Warum nur
"Rudi!". Bei <...> <...> und Schwester, Abendessen in Stadt. Valentin.

Sa 27. Morgens ist Hock in Wiesneck (Birkenhain, Vogelbegräbnis). Mittags
zu Frau Ng. Sie will die Radfahrt nicht mitmachen, sondern schon zum
Belchen. Huecks Rad geholt. 153 mit Tedje los. In Himmelreich kommen Cha
und Heiner mit den Rädern. Bis Titisee. Gerudert. Ganz durch den See, noch
den Bach hinauf. Dann zu Rad: Hinterzarten, nach Höllsteig runter. Heiner
längst weg. Tedje wartet zuweilen etwas. Rasend, und herrlich schön. Ich
fühle mich so sicher. Wiesneck. Im Wald "Drama aus dem mexikanischen
Räuberleben". Zum letzten Mal Gertrud und Lotte. Im Dunkeln nach Freiburg;
zu Frankes, Tedje bleibt zurück, ich rede nichts. Ich trage Chas Rucksack
zu Frankes. Die "Rache". 

So 28. Marterweg {mit Schaukal} zur Bahn. (<...> Landstraße). Rosen für
Cha. Noch steif. Ich <...> gehe mit Hueck. Wir versuchen, unsre Genüsse
"im Himmelreich" abzuwägen. Er kann "das sonnige Kind" nur allein
genießen, ich in der "ganzen Atmosphäre". Ich freue mich, wieder so offen
und freundesmäßig mit Hueck sprechen zu können. Im Bach gebadet. Zum
Belchen hinauf. Das letzte Stück mit Cha allein. Bei allen<..> die
herrliche Gegend besehen und gerastet. Mein armes Bein hat sich allmählich
eingelaufen. Wir schwatzen; ich lese etwas aus Agnes Brief vor. <...>
Waldbeeren pflücken; sie erzählt von der "Bande" in Gaienhofen. Wir
schwatzen; ich lese etwas aus Agnes Brief vor. <...> Waldbeeren pflücken;
sie erzählt von der "Bande" in Gaienhofen. Belzenhaus; Maria <...> und
Morgenbesser. Gipfel. Alle andern. Frau Ng kommt. Schließlich Aufbruch.
Ich gehe mit Frau Ng, wir sprechen viel Schwedisch. Die Geschichte* mit
Glotz. Wir Sie ist ganz rot, daß ich die Geschichte* weiß; zum Glück
brauchen wir nicht Deutsch* zu sprechen. Wiedener Eck. Rede Abschiedsrede
von Franke, Trennung. Frankes, Cha, Schaukal, {Garthe} und ich bleiben.
Vergebliche Heusuche. Schließlich Gasthaus. Mirabell usw., großer <...>,
vergnügter Abend.

Mo 29. Mit Garthe hinab, die andern hinauf. Nach Basel. Mit Mesian, ich mit
roter Mütze. Bootsuche in <..>felde. Kleine Rheinfahrt. Münster. Nach
Haus. Wiebel kommt: Frankes noch nicht da, auch Schlakel nicht;
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ich telefoniere bei Glotz an Frau Kiechle. Cha noch nicht da. Es sind aber
schließlich alle noch am Abend nach Haus gekommen. Bei Glotz war Hueck.
Abschied. Im Stall bat ich ihm das Unrecht ab. Vielleicht auf Wiedersehen
in Lüdenscheid. 

Di 30. <...> 7h Letztes Luftbad Zu Frankes; letzer Besuch (aber morgen
Mittag noch). 11h Hefter, testiert. 12h Brief an Großmutter. 1h letzes F
Mittagessen. 2h Praktikum, als einziger; es regnet (ich habe nur bleiben
wegen Anzug). Nach Günterstal, Kappe geholt und marokkanische Tasche für
Cha. Ng Heft geholt. 6h testiert. Cha Rad bei Hueck geholt. 629 nach
Himmelreich. Garthe bringt das Bild für Kiechles. Mit roter Mütze auf dem
Rad komme ich in Wiesneck an. Unterwegs treffen wir noch Wiebel.auf dem
Hock. Bei der Inselwiese sind die andern: Cha und Frau Franke und die
Jungens; sie kommen <...>. Wir essen bei der Inselwiese,. Kiechles bekommen
den Steinkrug von der Burg. Schlakel und Frau Franke fahren dann. Wiebel,
Schrader, Garthe später mit dem letzten Zug. Wir sind (auch Liebenstein)
alle noch bis dahin im Wohnzimmer zusammen. Der lila Stoff von ihrem Kleid
hat nicht zur Mütze gereicht. Garthe soll neue <...>. Andern fahren fort.
- Ich gebe ihr die marokkanische Tasche. ("Eigentlich noch nicht, weil die
Mütze noch nicht fertig.") Die beiden Tanzbücher (Volkstanz) für Gertrud
und Cha (zur Eri/nnerung/ an den Dalltanz in der {Wiesnecker} Scheune ...).
wollen wir noch etwas Eichendorff lesen, ich habe meinen mit. {Cha ist sehr
lieb zu mir; ich bin so sicher und warum und froh.} Lieber schon zu Bett,
und früh auf. Ich Liebenstein, Heiner, Otto und ich legen uns oben
Matratzen auf die Galerie. 

Mi 31. Um 7h auf. Gemeinsames Kaffeetrinken, die Jungens fort, um ihre
Wagenbremsen machen zu lassen. Ich will noch etwas bleiben. Wir wollen
etwas Eichendorff lesen. Lieber draußen. Sie nimmt Strümpfe zum Stopfen
mit. Sie: "Unter dem Apfelbaum". Nana!? Lieber in den Wald. Sie schlägt
die Bank vor. Blick übers Dreisamtal. Ich suche im Taugenichts. Dann lese
ich von da wo ihn wieder die alte Reiselust packt, "nach Italien!". Der
grobe Bauer. Durch den Wald, am Abend ins Dorf. Zum Tanz aufgespielt.
Mädel mit der Rose. Die betrunkenen Bürger überschlage ich. Die Räuber;
er hängt auf dem Baum. Sie holen ihn runter. Ich erzähle kurz, daß er
mit ihnen dann nach Italien kommt. Sind wir nicht auch rechte Taugenixe?
Wir müßten einen Bund machen von rechten Tunichts. Ja, wir 2 müssen
einen Bund schließen, Blutsfreundschaft machen. Weißt du
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wie man das macht? "Ja, mit einer Freundin." Hast Du etwas Scharfes.
"Nein". Also mein stumpfer marokkanischer Dolch. "Nicht in den Finger,
sondern in den Arm." Sie reicht ihren rechten Arm. Ich <...> ziehe mit der
krummen Spitze einen Schnitt, immer wieder, fest hinein. Sie ist tapfer
und hilft die Haut halten, bis Blut kommt. Das küß ich ab. Dann schneidet
sie in meinen linken. Ich soll helfen. Ich halte das Messer zum Schein mit
fest. "Fester schneiden!" Meine Wunde wurde nicht so tief. Sie nimmt mein
Blut. - Mir saust's durch den Kopf: Jetzt Mut, entscheiden! Lieber Schluß
als Ungewißheit oder Halbes. Jetzt einmal stark sein, nicht leicht -
Genuß - zufrieden. Atemholen. "So, jetzt müssen wir uns auch küssen."
Sie gibt ihr Gesicht und läßt es küssen. Nochmal. Ordentlich. Umschlinge
den Kopf bei meiner Schulter. <...> Sie fragt: "Schenkst du mir soviel
Vertrauen?" Ich bin erstaunt. Ich ihr?, denk ich. "Ja, schenkst du mir denn
soviel?" Wir küssen uns wieder. Sie lehnt an mir. Oh, wir zwei. - Ich
bekomme plötzlich furchtbare Angst. Ich sage es. "Ich muß es dir offen
sagen." "Ja." Pause. "Hast du an Heirat oder so etwas gedacht? Ich habe da
nämlich über*haupt* nicht dran gedacht." "Es war so im Hintergrund"? (Ich
weiß nicht mehr genau). Ich sage ihr die Selbstvorwürfe, die ich <...>
{mir} mache, daß ich ihr jetzt so weh tun muß. "Schön bei einem Mädel
nennt man's gemein, wenn sie einem mehr Hoffnung mache macht, als sie
erfüllen will." - "Du hast eben nicht gewußt, was ich für ein
Taugenichts bin. *Manch*mal müßte man vielleicht doch "vernünftig" sein.
Ich bin einfach immer so in heller Freude gekommen, und nun muß ich dir so
weh tun." - ?? - "Otti, du weißt, sie war mehrmals verliebt, sagte mir
mal, man sollte nicht zuviel Liebe umsonst verschenken (?), man hat sonst
hinterher nicht mehr die ursprüngliche frische Kraft." Meinst du, es wäre
dir besser, wir gingen auseinander? Oder können wir doch als gute Freunde
die Wanderung zusammen machen." "Wir wollen's versuchen." Wenn's nicht
geht, fahr ich dann sofort zurück." --- Ich glaube, sie hat auch mal
irgend so was gesagt, daß sie mich "mächtig gern" hat, oder so. Wir
erzählen uns alles; ich ihr von Hueck; dann sie: "Dann muß ich dir auch
gestehen, ich glaubte, du hättest Lotte lieber. Als ich mit Tedje und du
mit Lotte zum Freischarfest von Hirschsprung herunterkam, sagte ich zu
Tedje: "Der CP hat die Lotte wohl sehr gern". Da sagte er: "Der hat die
Mädchen - über*haupt* gern." ... Was hast du gemeint, als Hueck mich dir
nicht geben wollte beim Tanz?" "Ich weiß nicht mehr. Ich dachte: Hueck
hält sie eben fest. Aber nein, er sagte ja, du solltest wählen. Da dachte
ich, du na, dann hat sie eben gewählt. Über*haupt* kam mir da schon
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der Gedanke, dich irgendmal ganz offen zu fragen, ob du einen andern
Freischärler lieber hättest als mich. Ich hätte dann die Wanderung nicht
mitgemacht. Aber ich hatte immer Angst, mir dann dadurch, nach negativer
Entscheidung, diese ganze schöne Wanderung also zu zerstören." ... Sie:
"Gertrud fragte mich mal listig: Wen magst du eigentlich am liebsten von
den Freischärlern. Da sagte ich: ich weiß nicht recht; Garthe ist ein
netter Mensch (hat sie nicht recht?). Wen findest du denn am nettesten?
Darauf Gertrud: Oh, <...> vielleicht (?) den CP. Ich Erstaunen markierend:
So, meinst du. Da lachte sie. Wenn ich ihr nun Adjö sage, werd' ich sicher
in Verlegenheit kommen." (Am andern Tag hat sie mir erzählt: "Als ich von
Gertrud wegging, nahm sie meine beiden Hände daß ich ihr nicht weglaufe,
und sah <...> mir nur in die Augen. Ich wollte aber nichts merken lassen.
Gertrud lachte aber.") Noch viel geschätzt. Dann hinab, Äpfel gepflückt.
Ihr den Eichendorff geschenkt ("auf der Bank im Wald, 31.V.11.") zu
Kiechles, Fahrplan für den andern Tag Stuttgart. Ich werd' wohl abends
nicht mit Packen fertig, drum will ich nicht um 5 mitfahren, sodnern erst
um 11. In 8 Minuten zum Bahnhof grannt. Dort froh und gehoben im weißen
Anzug mit Nelken <...> auf dem Bahnsteig spaziert. {Im Zug "Alle meine
Gedanken ..."} 1138 nach Freiburg. Ng nicht zu Hause. Baumgartens. Zu
Mittag bei Frankes, mit Wiebel und Lotte Ehrenberg. Frankes kommen lieber
nicht mit zum Bodensee. Also muß Cha zu ihrem Kummer doch als einziges
Mädel mit. Exmatrikulation. Abschied bei Frau Ng. "Vielleicht komme ich
einen Tag nach Freiburg." Ich schreibe ihr in den Taugenichts: "Till minne
på trå glädjefulla svenske-italienska semester ar Er RC.", ich <...>
<...> ohne ihre Hülfe, mit Anstrengung. Nach Günterstal. Paket an
Schmidt: Eichendorff, Strümpfe. Gepackt für die Wanderung, für Ronsdorf,
für Jena. Schnell umgezogen, nicht mehr gegessen. Um 9 Uhr zu Frau Peres:
"Erschrecken sie nicht, ich fahr schon heut abend". Ich schreibe alles in
einem Brief." Maria <...> kommt noch rauf, Hanna ist bei Schlakel<...>
Abschied. Zur Elektrischen. 943 "nach {ins} Himmelreich". Alles schläft.
Tedje ist seit Nachmittag da. Durchs Eßzimmerfester. An einen Stuhl
gestoßen. In der Küche etwas gegessen. Hinauf. Tedje erwacht, erschrickt.
Ich schlafe auch auf der Galerie. Morgens Erstaunen aller.
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Do 1. Aug. Als Frau Kiechle rief "Was, Herr CP ist da?" sprang Cha
schleunigst aus dem Bett, erzählte sie mir später. Kiechle fährt uns mit
Hock zur Bahn. Im Zug Schrader und Morgenbesser (zum Feldberg). Ich mit
lila Mütze. Bis Kappel Gutachbrücke. Wir sind also: Cha, Heiner, Otto,
Ernst Clos, Tedje und ich, Gutachtal hinab. Mal rechts hinunter.
Schwieriger Flußübergang. Kletterei; steil in die Höh'. Cha wird müde,
hoffentlich nicht krank. Wir gehen nicht nach Döggingen, sondern im
strömenden Regen nach ?. Um 3h fahren wir nach Donaueschingen. Dort
treffen wir Schlakel. Nach Radolfzell. Schlakel versäumt den Anschluß.
Motorboot nach <...>. Zu Fuß nach <...>. Zu Schiermanns. Bettellied auf
der Treppe. Beide sehr freundlich und gastlich, besonders er. Sie zuweilen
in Kleinigkeiten etwas herzlos.; auch ziemlich selbsteingenommen. Die
Erzählungen von Gästen: dem *Natur*menschen Gräser und ähnliche
sonderbare <...>. Abendessen. Cha schläft unten auf dem Sofa, wir wieder
oben im Atelier. <...>

Fr 2. Kakao, (auch künstlicher). Mendelssohnsche Lieder am Klavier.
Abschied. Nach Gaienhofen. Zur Post. Cha kauft rote Blumen (Georginen?).
Mit ihr zum Grab von Frau Petersen. Zum Schluß Begrüßung. In die
Turnhalle. Abge<..>. Angenehm großer Raum. Auf dem Trapez gegessen. Vorher
mit Cha zusammen Grütze (mit und ohne viel Zucker). Einige Zimmer besehen.
Die Jungens gehen rudern und baden. Frau <...> mit den 4 Mädels, die in
den Ferien noch dageblieben sind, und Cha baden auch. Mit Tedje im
Klavierzimmer, er bachelt. Auch Gaienhofener Fuge. Cha kommt wieder. Auf
dem Sofa. "Hausbuch" und Gedichtebuch. Tedje geht ins Lesezimmer. "Der
brave Junge." Endlich mal wieder küssen. Sie liest, bevor Tedje geht, die
von der <..>zeiter Bauernhochzeit vor. Später erzählt sie von Walter
Martin, und wie sie mit ihm auseinander kam. - Abends singen wir im
Lesezimmer für Frau Hal<..>mann. Auf der Landungsbrücke ("Du denkst du
wärst die schönste (und) sind auch die <..>rosen rot") 

Sa 3. Nach Stein am Rhein. Über die Brücke. Edith ist nicht da. Essen
gekauft. Auf dem Treppchen am Fluß. Ins Kloster. Kreuzgang gezeichnet.
Tedje spielt Orgel. Er will die Klosterzellen für Studenten einrichten. -
Mit dem Dampfer zurück. Blumen für Frau Hald<..>mann im Dorf geholt.
{Edith von <..>kirch.} Es war eine Enttäuschung für Cha. "Sag ihr
nichts!" ---------------------------------------------------------------
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"Aber was denkst du denn!" Um die Horner Spitze zur Insel gerudert. Cha und
ich auf der Rückfahrt am Steuer. 

{Am 4. morgens. Ich spreche mit Cha und Otto ab, um 7h früh zu baden. Cha
hat schon ganz früh gebadet. Wir baden alle.}

So 4. Mit dem Dampfer hinüber nach Mannenbach. Zum Schluß Salenstein. Der
kleine dicke Herr, besonders über meinen Anzug erstaunt. Die schöne
Aussicht unter dem Baum. Horner Halbinsel, Hohentwiel, Krähen und Stoffel,
Reichenau. <...> unten abgekracht. Aus dem Fr<..>buch: "Beim <...> war
<...> von 17 Jahren ..." Nachmal hinauf. Alle zusammen baden. Mit dem
Dampfer zur Reichenau. Heu gesucht. Endlich beim Spicker(?) in Mittelzell.
Die Knechte kommen nicht. Der Bauer bringt uns selbst hinauf. Die liebe
Cha. 

Mo 5. Ins <...> In den Dom. Den Domschatz besehen (Reliquien, Truhen,
Bücher, Ornate). Gezeichnet, von der <...> Steintreppe <...> aus zur
Eingangstür hin. Allgemeiner Stimmungs<..>tiefstand. "Geh weg!" Nachher
<...> hab ich es ihr offen gesagt. Dann sind wir wieder froh zusammen zum
Fährmann gegangen. Beide mußten wir über unsren Kater lachen. <...>
<...> <...> <...> <...> Nach Allensbach hinüber gerudert. Dann nach
Lindau. In Überlingen Aufenthalt. Obst gekauft (Bananen usw.) Konditorei.
Abends von Lindau über die Brücke nach <..>schach. Zu <...> Schlakel
allein zu Haus. Falsch <...>
Abendessen mit der ganzen Familie. Wir Jungens abends zum Seehaus. 

Di 6. Herr Gutermann und Cha kommen mit dem Ruderboot. Cha und wir Jungens
segeln zur "Rohrspitze" gegenüber. Schlakel macht doch keine "Mann über
Bord" Übung mit mir. Man schwimmt mit Rettungsring und Beiboot. Tedjes
Kopfsprung durch den Ring. Drüben schwimme ich in weißer Hose. Seerosen.
Bunte Wäsche am Segelbaum. Auf der Rückfahrt werden "Ballon" und
"Spinnacker" gesetzt. An Bord wird Tee gekocht und Butterbrot gegessen. Wir
kommen gerade noch vor Regen und Sturm heim. Alle Segel werden geborgen,
die Persenning gespannt, das Boot herein gebracht. Herr Gutermann steht an
Land und <...> treibt zur Eile an. Abendessen im Seehaus. Frau Gutermann
backt unzählige Eierkuchen, besonders für Tedje. Die Eltern und Cha gehen
heim.

Mi 7. Weil schlechtes Wetter, gehen wir alle auch nach <..>schach
{unterwegs sehen wir den neuen Bau}. Cha ist weg, für mich zur Post. <...>
<...>
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Dann im Klavierzimmer. Ich schreibe Tagebuch, Cha schreibt für sich; ich
lese in den Gedichten und im Hausbuch. Mittagessen um den großen
Familientisch. Was wollen wir anstiften. Tedje <...> in
Eigenbrödelstimmung, macht nicht mit, spielt Klavier mit und ohne Apparat
und liest für sich. Wir spielen allerhand. Schlakel wird mit dem
"Gedankenlesen" angeführt. Urteile über einen, der hinaus geht. "Ein
rechter Taugenichts", nicht schwer zu raten. "Temperamentvoll" rät sie
nicht; <...> <...> <...> war auch zu viel verlangt. - So schnell ist der
Abschied schon da? Bleibt Cha im Haus, so ist heute abend schon Schluß:
Wollen wir in die Stadt* gehen? Es strömt, aber alle gehen mit. Museum;
alter schöner Reichstagssaal. Oben allerhand alter Kram, auch Bücher. In
der Kosmogra/ph/ie: >Gaienhofen, <...> <...>, gute Leut.< Wir beide zur
Post. Nichts da. Zu bald treffen wir die andern. Cha möchte noch gern mit
nach Basel; die Jungens lieber nicht (außer Otto). Die Jungens geben nur
widerwillig nach. Da verzichtet Cha lieber: sie fährt mit nach Wiesneck.
Trüber Heimweg. Vor dem Eingang zögere ich um die Ecke; Schlakel <...>
uns <...> <...> verhindert lächelnd, fast unmerklich, ein Zurückbleiben.
Soll das nun Schluß sein, bloß noch <...> das gewöhnliche
Abschiednehmen, kein Wort mehr, kein Kuß? Die arge Angst, Cha möchte im
Hause bleiben. Das hält Herr Gutermann für besser, läßt sie aber selbst
bestimmen. Und ich kann nichts sagen. Die Erleichterung, als sie sich
entschließt. Nun Abschied von den beiden Gutermanns. Im Dunkeln zum
Seehaus. "Komm, Cha, wir müssen nochmal zusammen gehen, es ist zum letzten
Mal." Schlakel und Tedje lassen es geschehen. Otto möchte auch mit und
geht an meiner Hand. Mit Cha Hand in Hand und gleichen Schritt. "Was hast
du heut' über mich geschrieben?" "Meine Aufzeichnungen ins <...> und
Goldene Buch?" "Das meinte ich eigentlich nicht. Nun hab' <...> ich das
auch raus. Nein, bei dem Spiel. <...> Tem/perament/voll. Otto: "Was ist
temperamentvoll". "Wenn man nicht ist wie ich, phlegmati/sch/, grüne Seife
in den Adern." "Ist das denn etwas Gutes oder Schlechtes?" "Tja." Cha: "Na,
wenn ich es doch bin." Wir schwatzen noch allerhand. Ernst Clos hört
auch zu. An der Mauer oben über dem See <...> treffen wir alle. Die
Lichter von Ufer gegenüber. Wir bleiben allein. "Kein Küchendienst!" "Was
bildest du dir über*haupt* ein?" "Bildest du dir denn garnichts ein?"
"Nein." "Na, dann bild' dir mal ein, daß ich dich lieb hab!" Kuß.
"Einbilden soll ich mir das, oder -?" "Du kannst es dir schon mit Recht
einbilden, wenn du willst." Schlakel (oder Tedje) am Gartentor, geht aber
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sofort wieder <...>. Wir setzen uns ins Gras. "Es geht ein <...> <...>
herein." "Nun aber nicht mehr traurig!" "Morgen besuch' ich dich noch im
Boot." Cha, Tedje und Ernst schlafen im Boot; stoßen das Beiboot zurück
und sind so eingesperrt. 

Do 8. Um ½ 3 (<...> <...> vermeintlich ½ 4) steh' ich auf. Ich laufe
über den Hafendamm. Es muß über Nacht sehr gestürmt haben. Die Wellen
sind stellenweise über den Damm geschlagen (Heiner am Abend vorher: "Ich
garantiere darauf, daß Cha seekrank wird.") Am Damm Kopf ins Wasser. Zum
Schiff geschwommen. Ob sie im Cockpit liegt? Sonst muß ich durch die
Segelluke in die Kajüte. Ganz leise hinauf. Unter die Persenning. Ganz
leise zum Cockpit gekrochen. Cha wacht auf. "Rudi!" <...> <...> Den
naßkalten Kerl umarmt sie doch. Bald trennen wir uns. "Auf Wiedersehen!"
Plumps, und zurückgeschwommen. Schlakel meint, meine Uhr ginge 1h vor. Er
ruft zum Boot, die haben keine Uhr. Mein Kape kann ich nicht finden. Zum
Boot gerudert. Nichts zu finden. Mit Chas Kape <...> zur Bahn. Auf halbem
Wege eine <...>. Zurück. Das Kape liegt in Ottos Bett, Schlakel legt sich
noch hin. Ich seh am Fester; Kerze aus. Um 4h wieder fort. Wir reden lange
nichts. Endlich fasse ich Mut. "Du weißt, daß Cha und ich gute Freunde
sind." "Ja." "Hast du dich gefreut, als du es merktest?" <...> "Ja." Er
sagt, er kennt Cha noch nicht so genau, um näher sagen zu können, was wir
uns wohl sein könnten, in welchen Punkten* man ihr helfen kann.
"Jedenfalls ist sie ein ganz großartiger Mensch." ... <...> Mädchen sind
einfacher und nicht so kompliziert, <...> wie wir, und doch schwer kennen
zu lernen. Ich weiß sofort im ersten Augenblick*, ob mir ein Mädchen
gefällt oder nicht, aber ich lerne sie erst kennen, wo sie eigentlich
steht, wenn ich mit er spreche. Und das habe ich mit Cha noch kaum getan.
... Ihr könnt euch schon sehr viel sein, wenn ihr wollt. Und du grade
kannst sehr viel davon haben." Er erzählt von sich und Hueck, wie sie
grade durch dem Einfluß von Mädchen so <...> gewachsen sind. Hueck durch
Dora Krapf; er durch eine, <...> der er jetzt nicht mehr so nahe steht*.
Ganz anders sei er geworden. Vorher hätte er natürlich gar nicht sagen
können, wohin es ging. Jetzt nachträglich könne er erst die Entwicklung
erzählen. Es geschieht durch das Verantwortungsgefühl. ... Vielleicht
studiere er im Sommer oder sonst mal in Göttingen. .. Auf Wiedersehen! Ich
bin ihm dankbar. 430 - 941 fahr' ich nach Basel. Cha und die Jungens
fahren
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Rheinfahrt im Boot, 1912, Aug. 

Etwas später mit dem Dampfer von Wasserburg nach Konstanz, steigen dort
auf den Münstertum und fahren nachmittags* nach Wiesneck. Dort findet Cha
einen ganzen Stoß Briefe (von Großmutter, Gertrud, usw.). Ich stecke 2
Karten ein: in Radolfzell und kurz vor Basel. <...> Die bekommt sie erst am
andren Morgen.
In Basel ist Garthe und Mesian nicht. Sondern Schrader, Wiebel und "Flut"
(>Frey aus <...>, früher Konstanz). Einkaufen. Zum Münster. Zur
Badeanstalt vor der Eisenbahnbrücke. In den Weidling. Der ist alt. Na,
für 20 M. samt Gepäck hinein. Ein Mann bringt uns durch 3 Basler und die
Hönninger Brücke. Wo ist der Zoll? Schon längst passiert. Neuenburger
Schiffsbrücke. 10 M Reparatur. Wir müssen noch nach Breisach. Ankunft im
Dunkeln. Mit Frankes. "Grüß mir Cha, und sei recht lieb zu ihr!"

Fr 9.Das Boot voll Wasser. Reparatur bis 3h nachmi/ttag/. Nach Wiesneck?
Nein, Wir wollen den Nachmi/ttag/ noch fahren. Durch Breisach im und am
Münster. 3h ab; Limburg. Reichenau. In 2 Betten geschlafen. 

Sa 10. In 1 Stunde bei Regen <...>nach Ottenheim. Gepäck zum Deichwärter.
Zu Fuß und mit Wagen nach Fahr und Dinglingen. Schrader und Flut nach
Fahr, zu den <...> Wandervögeln, die eigentlich nach <...> <...> an den
Rhein kommen sollten. 1 oder 2 Tage Regen abwarten. Wiebel und ich nach
Freiburg. Ich will zuerst zu Frankes, dann nach Wiesneck. Ob Cha bei
Frankes ist? Ich treffe Franke auf dem Rad auf der Jakobistraße. Der
Schreck! Frau Franke {Tante Mala} und die Cousine und Cha sollen kommen.
Wiebel kommt; er telefoniert vom Bäcker nach Wiesneck. Cha ist fort. Aber
noch nicht da. Ich gehe zur Ele/ktrischen/, sie kommt nicht. "Sie will
Besorgungen machen." <...> Wir genießen schon Tante Malas Apfeltorte.
Endlich schellt es. Ich stürze zur Tür. Wiedersehen macht Freude! "Nein,
daß du da bist!" Wir herzen und küssen uns, niemand stört uns. Hinein.
Wir sitzen um den Tisch, wir beide so froh! Franke kommt, wir gehen
spazieren. Links vom Isental hinauf. Schlangenweg. Mit Tante Mala und Cha.
Bank mit wunderbarer Aussicht auf Freiburg, das Münster, den <..>berg.
{"Haben die Jungens eigentlich noch nicht was gesagt?" "Nein, bloß Otto
mal: "Schreibst du ans liebe Carnaplein?"} Hinter dem Schloßberg her.
Tante Mala und Cha erzählen vom <...> Katholi/z/*ismus*. Chas Frömmigkeit
in Gaienhofen; <...> ber später im <...>: Der Buchenbacher Pfarrer hat sie
nicht <...> zur 1. Communion zugelassen. Tante Mala erzählt, wie 
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sie früher die Passionszeit und und Ostern so stark miterlebt hat. Cha
erzählt, wie sie {gern} unter den kleinen, weißen Mädchen war, die mit
Gesang Blumen zum Altar der Muttergottes brachten. Über den Kanonenplatz
zum Aussichtsplatz. Trennung. Wir wollen 826 fahren. <...> <...> Wir rennen
hinab. Am Schwabentor ist's schon 825. Wir fahren in strömendem Regen zu
Frankes. Jakobistraße, <...> am Sa 27. Bis Frankes kommen, wollen wir uns
auf die oberste Treppenstufe setzen. Da wir nicht hinein können, wollen
wir's draußen. Ein Pfiff: Wiebel ist da., oh je! Wir kaufen eine Torte und
setzen uns neben die Tür auf den Brunnen. Frankes erstaunen. Wir können
nur ¼ Stunde bleiben; Cha hilft in der Küche. Ich esse im Zimmer etwas.
Franke: "CP, ich gratulier' dir. Ich hab' schon lange so etwas für dich
erhofft." Wir fahren bis Lorettostraße. Gewitter und tollster Regen,
sodaß wir doch noch umsteigen. "Mit ins Himmelreich." Starke Blitze. Ob
Hock uns abholt? Wegen des Gewitters nicht. Kiechle mit Laterne. {Cha :
"Was wird*'s wohl für Wetter geben." "Kiechle: "Es wird wohl besser
werden." Cha: "Auch morgen schon"? (Dann muß ich nämlich 600 fahren).
"Ja, es wird wohl auch morgen schon besser werden." "Ach nein, morgen noch
nicht."} Frau Kiechle: "Wer ist denn da?" Noch etwas Abendessen. {Um 5
Wecken!" "Mach auch!" "Nein". "Doch". "Wecken Sie sie nicht! Die muß
ausschlafen." "Ich wecke sie nicht. Gelt, ihr meint's gut miteinand."} Hose
geflickt. {"Denken und Tun"} Im Wohnzimmer auf dem Sofa. ... Kerze aus. ...
Bis 2h noch das Kape geflickt. Die Treppe hinauf getragen. Abschied. In
Heinis Zimmer holt sie mich noch mal ein. Letzter Abschied.

So 11 Um 5 geweckt. Schlechtes Wetter. Bis 10 geschlafen. Cha hat meine
Schuhe geputzt. Sie schenkt mir ihr schönes buntes Sonntagsband. Um 12h zu
Doktor Martin und Frau zum Mittagessen. (In der blauen Jacke; mit Bart!).
Nach dem Essen sprechen wir über Pilze; Frau Martin spielt noch auf dem
Klavier. Wieder hinüber. Margeritenkranz um die Lampe. Bald kommen <...>
schon Frankes und Wiebel. Wir wollten sie eigentlich abholen. Um den
Teetisch {Im Wohnzimmer, Fotos besehen, Karte an Tedje und Schlakel}{Cha
und Tante Mala gehen lange in den Blumengarten.} Im Wagen mit 2 Pferden ins
Wagensteigtal. Wir alle sind zu 
schwer. Cha radelt, ich bekomme auch ein Rad von Kiechle ohne Freilauf.
<...>Häuser, Steig, Straße. Der Wagen schon weg. Nach einiger Zeit hören
wir auf, rechts einen Weg etwas hinauf. Die Räder hingelegt, über den
Bach hinters <...>. Cha beichtet Martins Küsse, und ihren Schwarm für
"das Menschen", Herrn Volkart, den Lehrer von <...>. Er weiß es nicht,
aber sie macht ihm gern gute Aufsätze usw. Ich beichte meinen
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nicht-geküßten Kuß usw; "Ich glaubte, du hättest Hueck an dem Abend
geküßt." <...> <...> Der Wagen fährt vorbei, ohne uns zu sehen. Wir ihm
nach. Ich tausche 2 x mit Heiner, der im Wagen sitzt. Cha fährt nebenher
und hält sich am Wagen fest. Abendessen. ... Otto spielt mit 2 <...>
Uhren, während* Cha und Tante Mala im Gemüsegarten Blumen holen. <...>
<...> <...> 842 Cha bleibt da, ich begleite Frankes zum 842. Mit Tante
Mala. "Du weißt, daß Cha in ihren Plänen ziemlich unabhängig von den
Eltern ist. Du könntest ihr da gut helfen und ihr Selbstvertrauen
stärken." "Die Gefahr ist dabei, wenigstens bei manchen* andren Mädchen,
die so ganz selbständig ihren Weg machen, daß sie meinen, es müßte
später auch immer so sein, wie sie wollen." ... "Es ist ein großes
Glück, daß dies in dein Leben getreten ist. Ihr beide paßt so fein
zueinander." Ich erzähle ihr von Schlakel. Ich spreche von der lästigen
Verantwortung, die mir auch dadurch geworden ist. "Du darfst das nicht als
etwas <...> [Lücke], sondern dich darüber freuen. Das ist's ja gerade,
was man vom Leben haben kann. Es wird auch <...> manches* Schwere und
Bittere bringen, aber das [Lücke] aushält." ... Vor dem Bahnhof: " Und
dann noch eins, CP. Wenn es so weit, man weiß es ja nicht, <...> muß sich
hin<..> [Lücke] dann: Nicht zu lange warten. Nicht gerade nächstes Jahr,
aber auch nicht warten Jahre und Jahre. Das ist nicht gut." Ab<..> [Lücke]
vielen Dank, auch für heute Abend. Sie fahren ab. Allein nach Wiesneck.
Schlakel. Ich komme in den Garten. Cha in ihr<..> [Lücke] schon ganz böse
auf <...> dich. Frau Kiechle sagte, du wärest schon zu Bett." Ich packe.
Cha im Schlafzimmer der Jungens. Ich warte in ihrem Zimmer. Wir setzen uns
aufs Bett. " <...> Ich bin still. "Warum kuckst du so trübe?" "Ich muß
noch an Frankes denken." ... Ich erzähle von Mutter und Agnes. Meine
Selbständigkeit in allem (z.B. Marokko), aber auch ihre Nachteile. Agnes
Verlobung. "Und nun läßt sie mich doch stehen für einen andren." "Sowas
muß wohl schwer sein." Sie soll uns in Jena besuchen. Ich ... Ich will
weiter beichten. Ich stecke die Kerze an und halte sei. Ich beichte von
Leni, kurz von den Schwedinnen; von Tilly ("Wenn Du [Lücke] die hättest,
wär' ich nach Paris gefahren.") von Otti: Weihenzell; die <...> Güter. 
Ob sie zu ängstlich war. Bedenken noch. [Lücke] Mutter wird auch besorgt
um mich sein, wenn ich's ihr erzähle. Sonst schenkt sie mir viel
Vertrauen, aber mit den Mädels. ... "Du guter dummer Junge, du denkst zu
leicht zu gut von den Mädchen und dann kannst du reinfallen, sagt sie. Was
kann ich dazu, daß ich das von ihr geerbt habe, sie ist ja gerade so."
"Bist du mit mir hereingefallen?" 
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"Aber elend." ... Von Lotte. Gertrud <...> fragte Cha am ersten Abend:
Merkst du was. Ja, geht denn das so schnell. Oh gewiß., wenn sich 2 lieb
haben. Beide fanden es "so lieb", wie ich meinen Kopf in Lottes Schoß
legte. ... Von Frau Kolund. Ein Schmetterling. Dann aus den Augen
verloren. Jetzt hab' ich sie in der <...> besucht. So viel durchgemacht und
so ernst. Ich sagte ihr, daß wir uns wohl nicht wiedersehen würden,
aber sie hat sich, glaub' ich, doch gefreut, daß ich nochmal zu ihr kam.
... "Und mit Frau Nq." "Nein, wir sehen uns beide gern; <...> wir haben
aber nur gute Freundschaft. Wir <...> <...> freuen uns natürlich beide,
wenn wir uns mal wiedersehen. ... Das war eine gen<..> [Lücke] am Abend
vorher hatten wir in "Jenks und Tom" gelesen: " ... Und auch keinen
<...> <...> zwischen uns. [Lücke] daran mußte ich denken. --- "Schenkst
du mir viel Vertrauen?" ... Das allerheiligste. Dürft' ich es [Lücke]
Cha. Aber <...>, ich glaube, <...> <...> käm' nochmal der Sonntagabend,
ich tät' es noch [Lücke] will schlafen. Wir gehen um 1h zu Bett. 

Mo 12. Um 5h Kaffe trinken. Cha <...> <...> [Lücke] <...> sind. {Der
letzte Kuß} Mit Rucksäcken auf den Gemüsewagen. Hock zieht uns zur Bahn.
<...> Unterwegs überholen [Lücke] <...> Schwester von Lotte. <...> Von
der Bahn sehen wir nochmal Wiesneck. Beim Besuch in [Lücke] Leider steigt
Cha so eilig aus. Im Eilzug {638} Wiebel. Schweigt aber. <...>[Lücke]
nichts!" "Ist das denn nötig." "Nein, aber schweigen können wir
immer noch." In Lahr <...> hinaus. Von der Straße aus nochmal gewinkt mit
der lila Mütze, sie mit der roten im Fester, bis der Zug <..>rauscht.
Ober auf der Brücke warten wir auf den andern. ½ 9 mit dem Bähnchen
kommen die andern. Nach Ostenheim. Bei Brückenwärters <...> <...>. Weiter
im Kahn. Vor Straßburg Pionierbrücke. Straßburg 2 breit<..> [Lücke]
<...> am Pfeiler vorbei. Vorher schon: Kiesbank. Raus ins Wasser. Boot
weiter schieben. Zum 1. Mal [Lücke] <...> in ein Altwasser, aber lieber
vor der Brücke wieder heraus. Wunderschön übernachtet [Lücke]

Di 13. Schlechtes Wetter. Um 11h gehen wir in ½ Stunde in Zeltbahnen
gehüllt, nach Seltz, "Uraltes Städtchen".

[bricht ab]